Der Vogelschreck

Umweltverbände kritisieren geplanten Spazierweg durch strengste Schutzzone im Nationalpark Wattenmeer

Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander macht ernst. Der FDP-Politiker will einen Spazierweg öffnen in dem Teil des niedersächsischen Wattenmeeres, der am stärksten geschützt ist. Man wolle „Menschen, solange es naturverträglich ist, in die Natur bringen“, so Ministeriumssprecher Magnus Buhlert. Naturschutzverbände und der Landkreis Aurich protestieren dagegen. Sie befürchten, dass hier rastende und brütende Vögel unnötig gestört werden.

Im aktuellen Fall geht es um den Vorschlag, den Verbindungsweg von Dornumersiel nach Neßmersiel zu öffnen. Dieser Weg verläuft an der Nahtstelle zwischen dem Watt und den Vordeichwiesen, mitten in der Ruhezone, der strengsten Schutzzone des Nationalparks. Aus dem Watt holen sich Brandenten und Nonnengänse Futter, bevor sie ihre Wanderung fortsetzen. Auf den Wiesen brüten Uferschnepfen und Rotschenkel. Kommt ihnen der Mensch zu nahe, flüchten die Rastgäste, und bei den Brütern steigt der Adrenalinspiegel. „Ein aufrecht gehender Mensch würde innerhalb kürzester Zeit das ganze Gebiet abräumen“, warnt Manfred Knake vom Wattenrat, einem Zusammenschluss verbandsunabhängiger Naturschützer.

Knake findet die Öffnung unnötig. Bereits heute gebe es einen fünf Kilometer langen Spazierweg vom Hauptdeich zum Watt und zurück. Der Weg am Ufersaum sei schon vor 30 Jahren gesperrt worden – zehn Jahre bevor der Nationalpark geschaffen wurde. „Ich erkenne den Sinn nicht“, sagte auch der Auricher Kreisrat Frank Puchert der Ostfriesenzeitung. Kein Tourist habe danach gefragt. Doch die FDP will mehr: Die Abgeordneten Roland Riese und Christian Dürr schlugen vor, Wanderpfade im Naturschutzgebiet Leyhörn, ebenfalls im Kreis Aurich, zu öffnen. Gernot Knödler