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Seltsam antiquiert

betr.: „Keiner weiß, wer die Grünen sind“, taz vom 10. 4. 06

Schön, dass Dieter Salomon so genau die Wurzel allen Übels kennt. Abgesehen davon, dass die Wahrnehmung „Doppelspitze = Flügel-Quote“ mir seltsam antiquiert erscheint, gibt es in seiner Argumentation gegen die Doppelspitze einen kleinen inhaltlichen Fehler: Längst nicht alle Landtagsfraktionen der Grünen sind quotiert.

Zumindest die baden-württembergische Fraktion ist aufgrund des Wahlrechts nicht quotiert: Die Abgeordneten in den erfolgreichen Wahlkreisen werden dort von der Basis aufgestellt, Listenstimmen gibt es nicht. Im Endeffekt sind zwei Drittel der jetzt 17 Abgeordneten Männer. In gewisser Weise ähnelt dieses Verfahren der Wahl von Fraktions- und Parteichefs: wenn’s auch da jeweils nur eine Person gäbe – und nicht zwei, wie heute meistens noch –, wäre es nicht möglich, sich zwischen Landesverbänden oder Fraktionen abzusprechen. Bei der baden-württembergischen Landtagsaufstellung passiert das jedenfalls nicht, und ich glaube auch kaum, dass es Kreisverbände gibt, die sich da gerne reinreden lassen würden, wen sie aufstellen. Die Folgen sind bekannt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch bei einer Umstellung auf Einfachspitzen die Konsequenz wäre: sicherlich immer noch mehr Frauen in Führungspositionen als in anderen Parteien, aber nicht mehr fünfzig Prozent, sondern vielleicht noch ein Drittel. Ich schlage vor, mal andersherum an die Sache ranzugehen: In Baden- Württemberg wäre eine Doppelspitze für die jetzt wieder größere Landtagsfraktion längst an der Zeit, und wenn beim nächsten Wahlkampf nicht nur ein wertkonservativer Schwabe an der Spitze steht, sondern zwei Menschen, die das Spektrum der Partei repräsentieren, dann könnte die Landtagswahl grade in den linksliberalen grünen Hochburgen wie Freiburg noch etwas besser ausgehen als diesmal. TILL WESTERMAYER, Freiburg

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