: Provokation in Prenzlberg
VON LAURENCE THIO
Ausgerechnet Prenzlauer Berg! Hier werden zum 1. Mai offenbar Nazis marschieren und wohl am S-Bahnhof Bornholmer Straße starten. Warum grade hier? Prenzlauer Berg ist bekannt für sein alternatives und kreatives Bürgertum. Der Bezirk ist auch international zu einem Aushängeschild des jungen und offenen Berlins geworden. Mit Nazis will hier niemand etwas zu tun haben.
Aber vielleicht steckt dahinter ja ein genialer Plan des Innensenators Körting, und er möchte Prenzlauer Berg zu einem zweiten Dresden machen. Dort hatten Gegendemonstranten zuletzt erfolgreich Naziaufmärsche blockiert. Doch am 1. Mai könnte das schwierig werden – denn der Prenzlauer Berg hat ein Problem.
Die Route der Rechten
Die Bornholmer Straße ist eine der breitesten Straßen Berlins. Hier sind Blockaden einfach zu überwinden. Es braucht viele, viele Demonstranten, um die Straße vollständig dichtzumachen. Die Gegendemonstranten müssen geschickt planen und mobilisieren. Genau das ist schwierig, weil die Route der Rechten erst kurz vorher bekannt gegeben wird.
Dann gibt es noch die Angst, dass das Bürgertum von Prenzlauer Berg zu träge geworden ist. Und den Tag, trotz Aufrufen durch Politiker und Prominente, eher mit den Kindern auf dem Helmholtzplatz bei Latte macchiato und Kuchen verbringt. Dennoch: Der Nazimarsch durch den Prenzlauer Berg ist reine Provokation und geht gegen alles, wofür der Bezirk steht. Am 1. Mai muss Prenzlauer Berg zeigen, dass in diesem Bezirk für Nazis kein Durchkommen ist.