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Archiv-Artikel

„Neubeginn im Pentagon“

Hochrangige Ex-US-Generäle fordern den Rücktritt von Verteidigungsminister Rumsfeld

Von PKT

BERLIN taz ■ US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gerät immer mehr in Bedrängnis: Schon sechs kürzlich in den Ruhestand getretene Generäle fordern öffentlich seinen Rücktritt wegen offenkundiger Fehlleistungen im Irakkrieg. Der letzte, der sich den Rücktrittsfordungen anschloss, ist General Charles Swannack, Kommandeur der berühmten 82. Einheit der Luftlandetruppen im Irak. „Ich glaube, wir brauchen jetzt wirklich einen neuen Verteidigungsminister“, sagte Swannack dem Nachrichtensender CNN.

Im gleichen Sender hatte bereits am Mittwoch Generalmajor John Batiste den Rücktritt des Verteidigungsministers gefordert – ein Schritt, der das Weiße Haus besonders überrascht haben dürfte. Batiste, der im Irak die 1. Infanterie-Division in den Unruheherden Tikrit und Samarra kommandierte, hatte noch im Dezember 2004 seinen Soldaten bei einem Besuch Rumsfelds den Minister mit den Worten vorgestellt: „Hier ist der Mann mit dem Mut und der Überzeugung, den Krieg gegen den Terror zu gewinnen.“ Was Batiste jetzt zu sagen hat, klingt anders: „Ich glaube, wir brauchen einen Neubeginn im Pentagon. Wir brauchen einen Führer, der in der Lage ist, Teams zu bilden, und der das ohne Einschüchterungen tut.“

Die Kritik am Verteidigungsminister ist an sich nicht neu: Zweimal hatte Rumsfeld im Zuge des Abu-Ghraib-Skandals seinen Rücktritt angeboten. Präsident George W. Bush hatte das zurückgewiesen. Neu ist jetzt, dass hohe Militärs, die noch bis vor kurzem selbst unter Rumsfelds Kommando im Irak dienten, seinen Rücktritt fordern – was in den US-Medien zu der allgemeinen Vermutung führt, dass ihre Meinung auch die vieler jetzt aktiver Offiziere ist, selbst wenn die nicht an die Öffentlichkeit gehen. „Wenn ich öffentlich meiner zivilen Führung widerspreche, muss ich zurücktreten. Mein Rat sollte privater Natur sein“, sagte etwa Generalleutnant John Vines vom 18. Luftlandecorps am Donnerstag in Washington.

Aber auch jetzt hält Bush an Rumsfeld fest: Der Präsident sei überzeugt davon, dass Rumsfeld gute Arbeit leiste, sagte Regierungssprecher John McClellan am Donnerstag. Und Rumsfeld selbst antwortete auf die Frage, ob er sich durch die Rücktrittsforderungen bei der Ausübung seines Amtes behindert sehe, rundheraus mit „Nein“. PKT