: Der Bruder als falscher Vater
PROZESS Wegen „Verwechselspiel“ bei Vaterschafts- test müssen zwei Brüder eine Geldstrafe zahlen
„Kann ich bitte mal Ihren Ausweis sehen“, fragte die Richterin den Angeklagten Mohammed O. und warf einen kritischen Blick auf das Dokument, das ihr gereicht wurde. „Nehmen Sie mal die Kapuze ab“, insistierte sie, bis sie ihre Prüfung mit einem erlösenden „Okay“ beendete. Ihr Misstrauen war berechtigt: im August 2012 war der 23-Jährige anstelle seines vier Jahre älteren Bruders Omar O. zu einem Vaterschaftstest erschienen. Für diesen Betrug wurden die beiden Brüder gestern vom Amtsgericht Tiergarten zu Geldstrafen verurteilt – Mohammed O. muss 1.800 Euro zahlen. Für seinen Bruder Omar O. beträgt die Geldstrafe 2.250 Euro.
„Das hat nichts mit einem Dokument zu tun“, erklärte Omar O. der Richterin. „Ich habe von Anfang an gesehen, dass es mein Kind ist.“ Weder ihm noch der Kindsmutter sei es bei der Angelegenheit um den Unterhalt gegangen, den der überschuldete Arbeitslose sowieso nicht zahlen könne. Sechs Monate währte seine Beziehung mit der Frau, dann habe er sich von ihr getrennt. Das Kind habe sie ihm „untergejubelt“.
Als sein Sohn im Dezember 2010 geboren wurde, habe sich die Kindesmutter jedem Gespräch verweigert. Bis heute dürfe er das Kind nicht sehen. Als ihn seine Ex mit Hilfe des Familiengerichts aufforderte, seine Vaterschaft feststellen zu lassen, „habe ich einen auf stur gemacht“.
Sein jüngerer Bruder will dann die Initiative ergriffen haben. Obwohl er dem Älteren nicht übermäßig ähnlich sieht, begab sich Mohammed O. mit dessen Ausweis zu dem vom Gericht benannten Sachverständigen, der dann nur feststellten konnte, dass der Erschienene nicht der Kindesvater ist. Er wunderte sich allerdings: Über die unterschiedlichen Unterschriften und über das Porträt, das er routinemäßig von Omar O. gefertigt hatte und das dem Ausweisfoto nicht sonderlich ähnelte. Als der Kindsmutter das Foto vorgelegt wurde, erkannte sie den jüngeren Bruder. Mit einer in ihrer Anwesenheit entnommenen Speichelprobe wurde schließlich Omars Vaterschaft festgestellt. 2.000 Euro Mehrkosten verursachte das unsinnige Versteckspiel. UTA EISENHARDT