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Archiv-Artikel

Land unter im Südosten Europas

Nach der Elbe nun die Donau: Entlang dem größten zentraleuropäischen Strom müssen die Menschen vielerorts gegen bis dato unvorstellbare Wassermassen ankämpfen. Stellenweise wälzt sich die Donau 4 Kilometer breit aufs Schwarze Meer zu

AUS BELGRAD ANDREJ IVANJI

In Dutzenden Orten Serbiens das gleiche Bild – zumindest wenn sie in den Hochwassergebieten liegen: Mit Schaufeln sind Soldaten im Einsatz, zusammen mit durchnässten, frierenden Menschen, die rund um die Uhr Sandsackdämme bauen. Obwohl zunächst nicht erwartet wird, dass der Pegel noch weiter steigt, befürchtet man vielerorts, dass die provisorischen Dämme den enormen Wassermassen auf die Dauer nicht standhalten werden.

Nach dem trockenen, sonnigen Montag soll es in Serbien wieder regnen. Und in Belgrad sah man so etwas schon lange nicht mehr: Menschen retten in Ruderbooten aus ihren überschwemmten Häusern, was noch zu retten ist. Die serbische Hauptstadt liegt an der Mündung der Save in die Donau, doch obwohl beide Flusspegel Jahrhundertrekordhöhe erreichen, sind nur wenige, teils wild gebaute Wohnsiedlungen von dem steigenden Wasser bedroht. Trotz Beteuerung der Behörden, dass das Leitungswasser trinkbar sei, horten Bürger Mineralwasser. Schaulustige fotografieren die völlig überschwemmten Spazierwege entlang der Donau und Save.

Ganz anders in den Gemeinden Zabalj, Titel und Zrenjanin in der Woiwodina, in denen die serbische Regierung den Ausnahmezustand ausgerufen hatte. Die Flüsse Tisa, Tamis, Mlava und Pek erreichten am Wochenende teilweise den höchsten Wasserstand in der Geschichte, das Wasser steigt stündlich um bis zu 2 Zentimeter. Bei der Ortschaft Stara Palanka hat sich die Donau von 2,8 auf 4 Kilometer verbreitet. Am Freitag mussten hunderte Familien evakuiert werden.

Manche Dörfer waren über die Überschwemmungsgefahr überhaupt nicht informiert. Man befürchtet auch die Folgen, die drohen, weil in Rumänien durch kontrollierte Überschwemmungen weitere Deichbrüche verhindert werden sollen. Als Erstes soll das Gebiet unterhalb des Staudammes Eisernes Tor im Kreis Dolj geflutet werden, insgesamt 92.000 Hektar.

Rumänien – vor allem der Südosten des Landes – ist derzeit am stärksten betroffen. Rund 50.000 Hektar Ackerland und Wiesen sind überflutet – eine etwa doppelt so große Fläche wie die Stadt Frankfurt am Main. Die größte Gefahr besteht jetzt vor allem zwischen den Orten Giurgiu und Tulcea, wo das Wasser in den nächsten Tagen um weitere 35 Zentimeter steigen soll. Aus dem westlichen Donauabschnitt berichtete die Nachrichtenagentur Mediafax dagegen von leicht sinkenden Pegelständen.

Auch in Bulgarien wurde entlang der Donau der Notstand ausgerufen. Bei Widin wurde der Aufbau eines Zeltlagers für 4.000 Menschen abgeschlossen. Im Fall einer Massenevakuierung sollen sie dort untergebracht werden. Obwohl die Donau in Bulgarien gestern langsamer anstieg, blieb die Lage in der Stadt Nikopol weiter kritisch. Für diesen Mittwoch wird ein weiteres Ansteigen der Donau befürchtet, denn man erwartet neue Überschwemmungswellen aus Ungarn. Hier speist vor allem die Theiß die Donau mit neuen Wassermassen. mit dpa