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Archiv-Artikel

Vorstoß für frühere Diagnosen

GESUNDHEIT In Hamburg sollen Ärzte lernen, seltene Erkrankungen besser zu erkennen. Das vergrößert die Chancen einer Behandlung. Neues „Universitäres Centrum“ setzt auf interdisziplinäre Zusammenarbeit

„Die meisten der seltenen Erkrankungen sind angeboren“

Martin Zeitz, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Patienten mit bestimmten seltenen Erkrankungen sollen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) künftig besser versorgt werden. Im neu gegründeten „Universitären Centrum für Seltene Erkrankungen“ arbeiteten Spezialisten über Fächergrenzen hinweg zusammen, wie UKE-Chef Martin Zeitz am Dienstag sagte. Die Einrichtung konzentriert sich auf die Behandlung angeborener Stoffwechsel- und Gefäßerkrankungen sowie Leber- und Nierenleiden.

Eine Krankheit gilt dann als selten, wenn weniger als 50 von 100.000 Menschen davon betroffen sind. Zum Vergleich: An Diabetes leiden Zeitz zufolge etwa 8.000 von 100.000 Menschen, an Gelenkrheuma rund 700 von 100.000. In Deutschland leben rund vier Millionen Patienten mit einer seltenen Erkrankung.

Die Krankheitsgruppe umfasst bis zu 8.000 verschiedene Diagnosen. „Die meisten der seltenen Erkrankungen sind angeboren, etwa die Hälfte tritt schon im Kindesalter auf“, sagte Zeitz. Bundesweit gibt es mit der neuen Hamburger Einrichtung insgesamt zehn solcher Zentren, die sich meist auf bestimmte Erkrankungen spezialisieren. Am UKE sollen neben Diagnostik, Behandlung und Betreuung der Patienten auch die ärztliche Weiterbildung verbessert werden, erklärte Kurt Ullrich, Sprecher des Centrums und Ärztlicher Leiter der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin.

Die Symptome der ungewöhnlichen Krankheiten werden laut Zeitz oft nicht richtig eingeordnet, die richtige Diagnose erfolge häufig zu spät. Beginnt die Behandlung aber zu spät, können nach Ullrichs Angaben Schäden an Organen entstehen.

Das Universitäre Centrum besteht aus einer übergeordneten Schaltzentrale, dem „A-Centrum“, das die Arbeit der Spezialeinheiten – „B-Centren“ – koordiniert. Jedes der bisher sechs B-Centren befasst sich mit einer seltenen Erkrankung, sieben weitere werden derzeit begutachtet. Am Universitären Centrum soll auch eine Professur angesiedelt werden.

Zeitz ist optimistisch, dass das UKE künftig von Bund und Land Fördermittel bekommt. Die schwarz-gelbe Bundesregierung hatte Ende August einen Aktionsplan für Menschen mit seltenen Erkrankungen präsentiert. Ziel ist es, ihre Behandlung zu verbessern.  (dpa)