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Archiv-Artikel

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Donnerstag wird der Cecilienplatz in Hellersdorf (15 Uhr) zum Startpunkt einer Demonstration – und wenn man in diesen Wochen den Namen Hellersdorf hört, weiß man leider schon, worum es geht. Es geht selbstverständlich um die Notunterkunft für Geflüchtete, die in Hellersdorf gerade bezogen wurde und deretwegen organisierte Nazis, aber auch „normale“ Rassist_innen aus dem Volk in einer Weise protestierten, die an die Pogromstimmung der frühen neunziger Jahre erinnerte. Ausgerechnet am Tag der deutschen Einheit soll nun ein weiteres Mal gegen diesen Pöbel protestiert werden und den Bewohner_innen der Notunterkunft soll gezeigt werden, dass sich jemand für ihr Schicksal interessiert und sie nicht allein lässt. So kann man den Feiertag ja einmal sinnvoll verbringen. Der Treffpunkt für gemeinsame Anreise ist eine halbe Stunde früher der S-Bahnhof Frankfurter Allee.

Am Freitag dann wird im Versammlungsraum des Mehringhofs (Gneisenaustraße 2 a, 19 Uhr) über „Widerstand im Neoliberalismus“ gesprochen, die Erfahrungen chilenischer Gewerkschafter_innen werden dem hiesigen Publikum vermittelt. Das neoliberale Musterland Chile wurde vor einiger Zeit von der Nachricht erschüttert, dass dort „die Beschäftigten von Walmart die weltweit erste Gewerkschaft in diesem bekanntermaßen gewerkschaftsfeindlichen Konzern durchsetzen“ konnten, teilen die Veranstalter_innen mit. Könnten diese Tapferen nicht auch ein Vorbild für deutsche Gewerkschaftsmitglieder werden?

Am Montag wird in der Linse (Parkaue 25, 19 Uhr) eine Reihe zum 70. Jahrestag des Aufstandes im Vernichtungslager Sobibor fortgeführt, diesmal geht es um die „Aktion Reinhardt“, die Heinrich Himmler im Juli 1942 befahl, und der in weniger als anderthalb Jahren zwei Millionen Juden sowie rund 50.000 Sinti und Roma in den fünf Distrikten des Generalgouvernements Warschau, Lublin, Radom, Krakau und Lvov zum Opfer fielen. Die Veranstalter_innen informieren über diese „Aktion“ und über die besondere Rolle, die das Vernichtungslager Sobibor darin spielte.

Am nämlichen Abend wird im Buchladen Schwarze Risse (Gneisenaustraße 2 a, 20 Uhr) das Buch „Kurze Geschichte der Antisemitismusdebatte in der deutschen Linken“ des Autors Peter Nowak vorgestellt, der allerdings weniger Historiker in dieser Sache ist als vielmehr Partei, und daher leider bemüht sein wird, die Positionen, die seine Gruppen vertreten haben, zu verteidigen.

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