: Der Schutzschirm rettet TV-Hersteller Loewe nicht
UNTERHALTUNGSELEKTRONIK Wieder muss ein deutscher Traditionshersteller Insolvenz beantragen
KRONACH dpa | Der Fernseher-Hersteller Loewe hat nach monatelangen Rettungsversuchen Insolvenz beantragt. Verhandlungen über einen Verkauf des verlustreichen Unternehmens, das im fränkischen Kronach beheimatet ist, blieben bislang ohne Erfolg. Vorstandschef Matthias Harsch hofft aber weiterhin, in letzter Minute einen Käufer für Loewe zu finden und damit eine Abwicklung des Unternehmens zu vermeiden. „Ich bin sehr zuversichtlich“, sagte er am Dienstag. Aber ohne Investor sei „es natürlich aus“.
Apple fällt als Retter aus
Laut Harsch sind in den vergangenen Tagen mehrere schriftliche Kaufangebote von Interessenten aus dem In- und Ausland eingegangen. Apple gehöre allerdings nicht dazu. Die Verhandlungen würden verstärkt weitergeführt.
Loewe hat sich auf Premium-Geräte im Bereich TV und Audio spezialisiert und leidet enorm unter dem harten Preiskampf in der Branche. Loewe-Fernseher werden zwar für ihre hohe Qualität gelobt. Allerdings sind sie deutlich teurer als Konkurrenzfabrikate aus Asien. Der Umsatz fiel binnen fünf Jahren von 374 auf 250 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr schrieb Loewe einen Verlust vor Zinsen und Steuern von knapp 30 Millionen Euro, weil sich die vergleichsweise teuren Geräte nicht an die Kunden bringen ließen. Die Zahl der Mitarbeiter wurde in mehreren Streichrunden bereits massiv gesenkt. Derzeit beschäftigt Loewe noch rund 650 Menschen. Erst Mitte September waren 150 Arbeitsplätze gestrichen worden.
Seit Mitte Juli steht Loewe wegen der anhaltenden Verluste unter gerichtlichem Gläubigerschutz. Zugleich ging Harsch eine Partnerschaft mit dem chinesischen Hersteller Hisense ein. Die Hoffnung war dabei, nicht nur in billigere Segmente vorzudringen, sondern auch in den chinesischen Markt. Der Schutzschirm, der eine Sanierung in Eigenregie erlaubt, konnte aber laut Gesetz maximal drei Monate aufrechterhalten werden. Da die Gesellschaft bisher kein frisches Kapital auftreiben konnte, musste jetzt Insolvenzantrag gestellt werden.
Ein Monat Galgenfrist
Das Amtsgericht Coburg stimmte einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zu. Dadurch kann das Management an Bord bleiben und muss die Geschäfte nicht an einen Insolvenzverwalter abgeben. Vorstandschef Harsch hat nun bis zum Ende dieses Monats Zeit, einen Käufer für Loewe zu präsentieren. Gelingt dies nicht, wird das Unternehmen zerschlagen.
Die Gewerkschaft IG Metall bemüht sich seit Monaten um eine soziale Abfederung der Beschäftigten und verhandelt über den Aufbau einer Transfergesellschaft. Für die Region Oberfranken, die nicht zu den bayerischen Boom-Regionen gehört, wäre der Verlust von hunderten Arbeitsplätzen ein herber Schlag.