piwik no script img

… TIM RAUE?Die alte Kochstraße bekochen

Die gebeutelte Kochstraße, vor zwei Jahren in Rudi-Dutschke-Straße umbenannt, bekommt nun zumindest einen Koch zurück. Und zwar einen preisgekrönten: Tim Raue, Spitzenkoch des „Ma“ im Hotel Adlon, will sich ab August in Kreuzberg den Traum vom eigenen Restaurant erfüllen. Damit kehrt der in der Wrangelstraße aufgewachsene Berliner in seinen Heimatbezirk zurück – wenngleich das gediegene Zeitungsviertel am Checkpoint Charlie so ziemlich die unkreuzbergerischste Ecke ist, die man sich vorstellen kann. Unter den kritischen Augen von Springer, taz und dem eingesessenen Edelitaliener Sale è Tabacchi will Raue in der Rudi-Dutschke-Straße 26 perfektionieren, wodurch er berühmt wurde: asiatisch inspirierte Küche mit eigenem Kopf.

Für seine Kochkunst im Swissôtel hatte Raue 2007 einen Michelin-Stern bekommen, seinen zweiten will er sich unter der Leitung seiner Frau verdienen. In Interviews erzählt der 36-Jährige Küchenaufsteiger gern von seiner handfesten Kreuzberger Vergangenheit. Als Jugendlicher war er Mitglied der berüchtigten Gang 36 Boys und wollte Profifußballer werden. Vielleicht war es aber keine wohlmeinende Lehrerin, die ihn zum „kreativen“ Kochberuf gedrängt hat, sondern das „Stullenbrett“ seiner Oma. Diese Ansammlung von Wurstaufschnitt, Gürkchen und Butterbroten, erzählte Raue vor zwei Jahren im taz-Interview, sei für ihn horizonterweiternd gewesen – zumindest im Vergleich zur Tütensuppe seiner Mutter. Seine erste Eigenkreation als Koch soll denn auch eine deftige Kürbissuppe gewesen sein. Dass er mittlerweile lieber Austern schäumt, liegt vielleicht an der vornehmen Nachbarschaft am Pariser Platz. Auf welche Ideen Raue in der Dutschkestraße kommt, darauf sind auch wir tazler gespannt. Und auf den Namen des Restaurants, das hoffentlich nicht „Snack Point Charly“ oder „Kalter Krieg“ heißen wird. API Foto: W. Borrs

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen