: 30 Jahre Vorreiter
INKLUSION Die Initiative zur sozialen Rehabilitation feierte gestern ihren Geburtstag im Rathaus
Die Initiative zur sozialen Rehabilitation feiert ihr 30-jähriges Bestehen. Deswegen und anlässlich der Aktionswoche der seelischen Gesundheit lud Gesundheitssenator Hermann Schulte-Sasse (parteilos) gestern zum Senatsempfang ein. Die Initiative bietet seit 1983 vor allem betreutes Wohnen für psychisch Erkrankte, Drogenabhängige und geistig behinderte Menschen an.
Sie entstand aus der Kritik am Kloster Blankenburg, einer psychiatrischen Abteilung des Klinikums Bremen-Ost, die 1988 geschlossen wurde. Die Kritik machte sich unter anderem an der durchschnittlichen Verwahrungsdauer von 18 Jahren, am Fixieren auf Betten und der schlechten Ausbildung der PflegerInnen fest. Das bestätigte auch der damalige Chefarzt der Psychiatrie Blankenburg, Peter Kruckenberg. Ein Großteil der BlankenburgerInnen wurden 1988 in das betreute Wohnen der Initiative aufgenommen. „Hier fühlte ich mich am meisten gewertschätzt“, sagt ein ehemaliger Bewohner im Rückblick.
Seit ihrer Gründung setzt die Initiative der stationären Isolation eine ambulante „Hilfe zur Selbsthilfe“ entgegen, so die Mitarbeiterin Cornelia Rohbeck-Töben. Heute werden über 400 Menschen betreut. Der Betreuungsschlüssel sei aber in den letzten 20 Jahren halbiert worden, kritisiert Rohbeck-Töben.
„Die Initiative nimmt eine Vorreiterrolle in der Weiterentwicklung der Psychiatriereform ein“, sagt Schulte-Sasse. Das Konzept des betreuten Wohnens sei in den Achtzigern mit seinem „missionarischen Idealismus revolutionär“ gewesen, so Schulte-Sasse weiter.
Das vereinseigene Projekt Irrturm feierte gestern sein 25-jähriges Bestehen. Es veröffentlicht einmal jährlich eine gleichnamige Zeitschrift, in der Texte von PatientInnen mit Psychiatrieerfahrungen erscheinen. Dabei gebe es keine Zensur von Seiten der Geschäftsführung, so Jörn Petersen vom Irrturm. Es biete mitunter ein kritische Perspektive auf die Arbeit der Initiative. Auch das Projekt Ex-In wurde gelobt. Es bietet Psychiatrieerfahrenen die Möglichkeit, eine Ausbildung zur Genesungsbegleitung psychisch Kranker zu absolvieren. CABI