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Archiv-Artikel

Verstrahlt im Mutterleib

Von AJE

MINSK taz ■ Untersuchungen aus Weißrussland, der Westtürkei, Finnland, Deutschland und Bulgarien belegen: Tschernobyl hat Föten geschädigt und zu einer erhöhten Rate von Totgeburten geführt. Auch die Zahl der Neugeborenen, die innerhalb von einer Woche starben, hat sich auffallend erhöht. Kinder, die zur Zeit des stärksten Fallouts gezeugt wurden, leiden überdurchschnittlich oft am Down-Syndrom. Sogar für Westberlin, das relativ wenig Radioaktivität abbekommen hat, wurde das nachgewiesen: Während normalerweise pro Monat zwei bis drei Kinder mit dieser Behinderung auf die Welt kamen, waren es im Januar 1987 zwölf. Auch in Bayern wurde eine Verdreifachung der Fälle registriert. Das Fehlbildungsregister der DDR weist für die beiden Jahre 1986 und 1987 einen deutlichen Anstieg von Kindern mit Lippen- und Gaumenspalten und geschädigtem Zentralnervensystem aus, registriert danach aber wieder einen Abfall. In Weißrussland nahm die Zahl der Missbildungen seit 1986 hingegen über einen längeren Zeitraum massiv zu. Kamen vor Tschernobyl von 10.000 Kindern etwa 125 mit einer Behinderung zur Welt, waren es acht Jahre später 177. Allerdings wurden Schwangere seit Anfang der Neunzigerjahre flächendeckend mit Ultraschall untersucht und viele behinderte Föten abgetrieben; ansonsten hätte die Quote sogar bei 224 gelegen. AJE