: Sauberer Fußball
Arminia Bielefeld verpasst durch das 0:1 gegen den VfL Wolfsburg den vorzeitigen Klassenerhalt. Keine Panik
BIELEFELD taz ■ Die Frage nach der Hygiene von Fußballspielern stellt sich eigentlich nie. Am Samstag aber, nach dem 1:0-Sieg des VfL Wolfsburg bei Arminia Bielefeld, lag sie auf der Hand. „Duschen die etwa nicht?“, fragte ein Journalist, den ein Bielefelder Ordner mit der Nachricht verblüffte: „Alle Wolfsburger schon weg.“ Es war 18 Uhr, der Schlusspfiff lag keine Dreiviertelstunde zurück, und die Pressekonferenz war gerade erst beendet worden.
Bis die Fragerunde begonnen hatte, war allerdings auch schon genügend Zeit für Duschen, Fönen, Gelen. Wolfsburgs Trainer Klaus Augenthaler bat die Journalisten um Verständnis: „Entschuldigung, dass es später geworden ist, aber so oft gewinnen wir ja auswärts auch nicht.“ Das war reichlich untertrieben, denn es war das erste Mal, dass der Werksklub unter dem Fußball-Lehrer Augenthaler nach einem dreifachen Punktgewinn die Heimreise antrat. Die ersten beiden Auswärtssiege der Bundesligasaison gelangen noch unter Holger Fach.
Erfolgserlebnisse waren für Augenthaler ohnehin dünn gesät. Unter ihm gewannen die Wolfsburger vor dem Auftritt in Bielefeld nur zweimal. Das 1:0 bei der Arminia, sicher gestellt durch einen Elfmeter von Miroslav Karhan nach 45 Minuten, bedeutete den ersten Sieg nach zuvor sieben vergeblichen Anläufen. Er war bitter nötig, denn auch die Konkurrenz punktete fleißig. Augenthaler setzt jetzt, mit drei Punkten Polster auf den 16. Tabellenplatz, auf die beiden ausstehenden Heimspiele gegen die Konkurrenten aus Mainz und Kaiserslautern. „Wenn wir es nicht schaffen, dann haben wir es auch nicht verdient.“
Manch ein Zuschauer mag sich gefragt haben, ob es überhaupt verdient war, für ein solch schwaches Gekicke drei Punkte zu vergeben. „Es ist normal, dass man in dieser Phase keine Superspiele sieht. Das ist mir auch egal“, sagte Augenthaler. Das war ihm nicht zu verdenken. Genauso wenig durften die Bielefelder Fans erwarten, dass sich ihre Mannschaft nach der praktisch schon geglückten Rettung noch zerreißen würde. Das war jedenfalls die Ansicht von Thomas von Heesen. Der Trainer versuchte sich als Vermittler zwischen den aufgebrachten Anhängern und seiner Mannschaft: „Ich hoffe nicht, dass es da irgendwelche Dissonanzen gibt.“
Trotz der tatsächlich ganz matten Vorstellung gegen den VfL scheinen die Fans der Ostwestfalen nach zuletzt drei Pflichtspielniederlagen vergessen zu haben, welch gute Arbeit Trainer und Mannschaft in dieser Saison geleistet haben. Von Heesen sagte: „Die Erwartungshaltung scheint mir zu hoch zu sein. Wir spielen schon am Limit.“ Mehr als der Klassenerhalt sei mit den bescheidenen Mitteln nicht möglich. Je länger er seine Spieler verteidigte, desto mehr geriet er in Rage. Als er das selber merkte, beendete von Heesen die Pressekonferenz nach dem Vorbild von Altkanzler Gerhard Schröder: „Wir werden die nötigen Punkte schon noch holen. Schluss. Ende. Aus.“ Eine Dusche hätte ihm danach sicherlich auch ganz gut getan.
MARCUS BARK