Billig-Wissenschaftler
: Forschung für einen Euro

Werden wir erst merken, dass die Ein-Euro-Jobberitis ein Irrweg ist, wenn der Uni-Präsident seinen Hut nimmt, weil seine Maßnahme ausläuft und leider keine Verlängerung möglich ist?

Kommentar von Jan Kahlcke

So weit ist es noch nicht, aber der zweite Arbeitsmarkt treibt immer sonderbarere Blüten. Die Ein-Euro-Jobs an der Uni spotten der Vorschrift, auf diese Weise zusätzliche Kräfte einzusetzen. Gerade in den Geisteswissenschaften werden ständig Stellen abgebaut. Ein-Euro-Wissenschaftler sind ein willkommener Ersatz und durch den projektbezogenen Einsatz dennoch per se „zusätzlich“ – das „Projekt“ hat es schließlich vorher nicht gegeben. Eine Perspektive Richtung erster Arbeitsmarkt gibt es nicht: Nach dem Projekt ist nun mal Schluss und Planstellen – siehe oben – werden immer weniger.

Warum dann trotzdem junge Wissenschaftler so ein unmoralisches Angebot annehmen? Besser als auf dem Sofa ist es am Uni-Katzentisch allemal. Sie bleiben am Wissenschaftsbetrieb dran, und wenn es gut läuft, steht am Schluss ihr Name auf einer Veröffentlichung – und das ist für eine Uni-Karriere immer noch wichtiger als alles andere.

Also doch ein Schritt in den ersten Arbeitsmarkt? Schwer zu sagen. Vielleicht sollten die Soziologen ihre Ein-Euro-Jobber mal mit einer Verbleibsstudie über Ein-Euro-Jobber beauftragen.

Bericht Seite 22