Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Heute Abend wird im Festsaal Kreuzberg über den „linken Antifeminismus“ gesprochen, der bekanntlich behauptet, Geschlechterherrschaft sei ein Nebenwiderspruch, Feminismus spalte die Arbeiterklasse, und queeres Begehren verstärke die Marktlogik des Kapitalismus. Wir kennen die Leier, doch sie erfreut sich eher steigenden denn abnehmenden Zuspruchs. Cornelia Möser und Jana Tschurenev argumentieren gegen diese antifeministischen und queerkritischen Positionen, auch die „Klassiker“ werden dabei Federn lassen. Gut so, denn zweifelsfreier Glaube ist nur gut für Kirchen! Am Donnerstag geht es im OSI der Freien Universität um „Politikwissenschaft zwischen Kritik und Legitimation des Bestehenden“. Sind PolitologInnen nicht letztlich auch nur Diener des kapitalistischen Systems, oder können sie eine grundsätzliche Systemkritik formulieren? Inwieweit affirmieren sie nicht einfach nur bestehende Macht- und Herrschaftsverhältnisse? Jenny Simon versucht sich an einer umfassenden Kritik des Studiengangs. Am gleichen Abend wird in der Bunten Kuh über Antiziganismus gesprochen, einer „wesentlichen Variante des modernen Rassismus“, gerade auch auf der Linken, etwa wenn Sinti und Roma als „fahrendes freies Volk“ „positiv“ diskriminiert werden – wie es etwa in vielen beliebten Degenhardt-Liedern geschieht. Roswitha Scholz zeigt die offenen und die versteckten Dynamiken des Antiziganismus und versucht ein Bewusstsein für diese Form der Ausgrenzung zu schaffen. Am Sonntag dann feiern auf dem Parkplatz am Rosengarten jene, die sonst gegen jeden Krieg sind, ganz zu Recht einen militärischen Sieg, der eine Befreuung war – den 9. Mai, den 65. Jahrestag des Siegs der Roten Armee über Nazideutschland. „Wer nicht feiert, hat verloren!“ heißt das eingängige und glasklare Motto dieser Party an der Puschkinallee.

■ Antifeminismus: Festsaal Kreuzberg, Skalitzer Str. 130, Mo., 19 Uhr

■ Politikwissenschaft: OSI, Ihnestr. 21, Do., 18 Uhr

■ Antiziganismus: Bunte Kuh, Bernkasteler Str. 78, Do., 19.30 Uhr

■ 9.-Mai-Feier: Puschkinallee, So., ab 11 Uhr