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Archiv-Artikel

Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt

PROJEKT Die Hochschule Osnabrück sensibilisiert Köche und Lehrer für interreligiöse Ernährung

Dem Sprichwort „Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt“ soll es an den Kragen gehen. Ernährungswissenschaftler und Vertreter der großen Religionen wollen in einem bundesweit einmaligen Projekt Schulen religiöse Speisevorschriften nahebringen, damit alle Schülerinnen und Schülerin – Muslime, Jude, Christ, Buddhist oder Hinduist – in der Schule essen kann.

Die Hochschule Osnabrück bietet ab diesem Herbst erstmals Schulungen zum „interreligiösen Kochen“ an. Die einen Schulungen sind theoretisch und richten sich an die, die über die Speisepläne entscheiden. Die anderen sind praxisorientiert und für Küchenfachkräfte und Anbieter von Schulverpflegungen. Die erste eintägige Schulung gibt es am 21. Oktober, für „Arbeitskräfte in der Praxis der Schulverpflegung“. Es geht um die Grundlagen religionsspezifischer Ernährungsvorschriften, Schulverpflegung in Theorie und Praxis, und es wird gemeinsam gekocht. Weitere Seminare folgen im November und Dezember. Nach Angaben der Projektleiterin Elisabeth Leicht-Eckardt wird darauf eingegangen, wie die Anforderungen der Religionen mit einer ausgewogenen Ernährung vereinbar sind. Es trage zum Verständnis untereinander bei, wenn verschiedene Speisevorschriften berücksichtigt würden. Entstanden ist die Idee vor dem Hintergrund, dass die Zahl der Ganztagsschulen stetig steigt und es immer mehr muslimische und zum Teil auch jüdische Schüler gibt. In einem christlich geprägten Land sei es schwierig, die Gesellschaft für religiöse Speisevorschriften zu sensibilisieren. Im Christentum gebe es außer dem Fasten vor Ostern keine Regeln. Die Beachtung jüdischer und muslimischer Vorschriften bedeute mehr als der Verzicht auf Schweinefleisch.

Vertreter der Jüdischen Gemeinde, der Moscheegemeinden und Kirchen begrüßen das Projekt. „Es bürgt für Toleranz und Verständnis“, sagt Rabbiner Moshe Baumel. Weil die jüdischen Speiseregeln sehr kompliziert sind, hat sich der Expertenbeirat für ein „koscher-style Essen“ ausgesprochen. Der Landesverband der Muslime in Niedersachsen findet es wichtig, dass Schüler sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Der evangelische Superintendent Friedemann Pannen hofft, dass ein Bewusstsein für religiöse Speiseregeln geschaffen werde und Schüler in der Mensa über die unterschiedlichen Gerichte ins Gespräch kommen.

Zwei Jahre lang hat die Hochschule die Speiseregeln erforscht, Speisepläne und Kochrezepte erarbeitet. Die Ergebnisse sind in ein Buch, „Inklusion durch Schulverpflegung“, eingeflossen. BARBARA BOLLWAHN