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Archiv-Artikel

„Man muss Räume schaffen“

DISKUSSION In der Reihe „Kritische Suchbewegung“ wird über politische Initiativen gesprochen

Von THA
Johannes Beck, 71

■ Professor für Pädagogik an der Universität Bremen, emeritiert seit 2004

taz: Herr Beck, Sie suchen heute „Potenzial für eine durchgreifende, solidarische Bewegung“. Wie meinen Sie das?

Johannes Beck: Viele haben Sehnsucht nach einem gesellschaftlichen Wandel zum Besseren. Die Frage für uns ist, ob dieses Potenzial nur ein Wunsch ist oder ob es auch eine Realität der Veränderung gibt.

Geht es Ihnen um die eine große Bewegung?

Eher um die Frage, wo die Kräfte sind, die die Gesellschaft verändern wollen. Es passiert ja einiges: Die Anti-Atom-Bewegung, Stadtteilprojekte auf der lokalen Ebene. Die Projektgruppe Tenever und die Blaue Karawane etwa werden heute über ihre Versuche berichten, etwas zu verändern.

Was braucht es, damit Menschen für ihre Wünsche nach Veränderung aktiv werden?

Eigene Ausdrucksmöglichkeiten. Die Menschen sind konfrontiert mit fertigen Modellen, die sie konsumieren sollen. Räume, um selbst etwas zu gestalten, fehlen aber. Die muss man sich schaffen.

Was hemmt, das anzugehen?

Jedenfalls nicht das Unvermögen des Einzelnen: In einer Gesellschaft mit einem Individualisierungs-Programm wie der unseren gibt es viele Ängste – vor Konkurrenz, davor, nicht wahrgenommen und falsch verstanden zu werden. Es braucht Mut, politisch Position zu beziehen.

Darüber sprechen Sie mit den Professoren Gert Sautermeister und Gerhard Vinnai – wo bleibt da die Jugend?

Wir hoffen nicht, dass es eine reine Veteranen-Veranstaltung wird: Wir drei älteren Herren bilden die „Kritische Suchbewegung“ mit der Blauen Karawane. Eingeladen sind alle. Aber manchmal gibt es bei jungen Menschen eine gewisse Abwehr nach dem Motto: Was sollen wir bei denen, wir machen lieber unser eigenes Ding. Das ist dann auch gut so. INTERVIEW: THA

17 Uhr, Blaue Karawane, Speicher XI