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Beschwingt gegen die Gentrifizierung

KOTTBUSSER TOR Beim Protesttanzen gegen hohe Mieten haben am Samstag 200 Leute ziemlich viel Spaß

Aus den Lautsprechern donnert türkische Popmusik, ein buntes Tuch schwingt rhythmisch in einer Männerhand. Frauenstimmen johlen über den kleinen, von Bäumen gesäumten Platz am Kottbusser Tor. Das Kreuzberger Mieterbündnis Kotti&Co hat im Rahmen des europäischen Aktionstages für das Recht auf Wohnen und Stadt zum Protesttanz geladen. Das Motto der Aktion: „Halay – Tanzen gegen den Mietenwahnsinn“.

Nicht nur in Berlin gehen die Menschen an diesem Samstagnachmittag auf die Straße, auch in Amsterdam, Athen, Budapest und anderen europäischen Städten finden Protestaktionen statt. Gefordert wird der europaweite Stopp von Zwangsräumungen, die Einführung von Mietobergrenzen und die Rekommunalisierung von Sozialwohnungen.

In Berlin sind rund 200 Menschen gekommen. Türkischstämmige Familien, Nachbarn, Studenten und Aktivisten anderer Mieterbündnisse. Ältere Damen, blonde Studentinnen und ein paar Knirpse haben einen Kreis gebildet und schwingen ausgelassen die Füße. Die Schrittfolge des traditionellen türkischen Volkstanzes Halay wird in der Praxis gelernt: vier Schritte vor, vier wieder zurück.

Mehmet Said, Mitglied und Gründer der Jugendgruppe von Kotti&Co, steht im Eingang der Holzhütte, die dem Bündnis als Zentrale dient. Unter seinem dunklen Vollbart breitet sich ein Lächeln aus. „Alle so gut gelaunt hier“, freut sich der 20-Jährige. Das sei nicht immer so. Viele Menschen in der Nachbarschaft seien täglich mit Problemen konfrontiert, erzählt Mehmet: mit steigenden Mieten, Verdrängung, sozialem Abstieg.

Küsschen und Neuigkeiten

Das gemeinsame Tanzen sei nicht nur ein gutes Mittel, um diese Menschen auf andere Gedanken zu bringen, sagt er. Es sei auch ein Signal an die Außenwelt: „Seht her, auch nach zweijährigem Protest sind wir noch voller Lebensfreude.“

Während Mehmet mit Bekannten Küsschen und Neuigkeiten austauscht, stürzen sich die Frauen neben ihm ins Getümmel. Nach dem ersten Tanz landen sie atemlos am Teestand. Die Mittvierzigerinnen wohnen in Prenzlauer Berg. Aber Verdrängung sei in ganz Berlin das gleiche Problem, sagen sie, deswegen seien sie heute hier.

Ein Mitglied des Bündnisses ruft ins Mikrofon: „Tanzt für eure Rechte! Um es mit den Worten der Friedensaktivistin Emma Goldman zu sagen: Wenn ich nicht tanzen kann, ist es nicht meine Revolution.“ GESA STEEGER

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