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Archiv-Artikel

Sommer ohne rot-weiß

Der berühmte Leuchtturm von Westerheversand wird zu seinem hundertsten Geburtstag renoviert. Die Folge: In der diesjährigen Sommersaison gibt es weder Besichtigungen noch Hochzeitstermine, der Turm wird eingepackt

Er ist eine Art Wahrzeichen beider Friesland geworden: Der Leuchtturm von Westerheversand steht zwar im Nordseeschlick vor der nordfriesischen Halbinsel Eiderstedt, aber seit die Brauerei aus dem ostfriesischen Jever ihn als Hintergrund für ihren Werbeclip über die totale Entspannung verwendet, sind sich da viele nicht mehr so sicher.

Jetzt wird das bekannteste Gebäude an der deutschen Nordseeküste ausgerechnet zur beginnenden Sommersaison eingerüstet. Der Anstrich blättert langsam ab. Und im nächsten Jahr wird der Turm 100 Jahre alt. Da soll das gusseiserne Bauwerk nicht nur leuchten, sondern auch strahlen.

Leidtragende sind die Sommertouristen: Seit 2001 finden Turmführungen statt, die meist schon im April für das ganze Jahr ausgebucht sind. Das eigens dafür hergerichtete „Hochzeitszimmer“ kann kann man für Trauungen buchen. Dieses Jahr allerdings erst wieder im Herbst: Von Mai bis einschließlich August bleibt der Blick auf die typische rotweiße Ringelung des Turms durch ein Baugerüst versperrt. Eine Plane wird das Seezeichen fast vollständig verhüllen, denn wegen der Lage mitten im Vogelschutzgebiet dürfen bei den Arbeiten keine Emissionen in die Umwelt gelangen.

Beate Peters, Vorsitzende des Tourismusvereins Westerhever-Poppenbüll, sieht die Bauarbeiten gelassen: „Natürlich ist es schade, dass der Leuchtturm gerade in einer Zeit geschlossen wird, in der sich die meisten Leute Westerhever und das Meer von oben anschauen wollen.“ Sie befürchtet jedoch keinen Einbruch der Besucherzahlen.

Auch der Leiter der im Leuchtturmgehöft untergebrachten Schutzstation Wattenmeer Westerhever, Rainer Schulz, hat Verständnis für die Baumaßnahmen in den Sommermonaten: „Die Farbe ist alt und rott. Irgendwann muss sie halt erneuert werden.“ Schließlich solle der Leuchtturm auch noch seinen 200. Geburtstag feiern. at/jank