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Archiv-Artikel

Posse um Prostitutions-Container

Zur WM erwartet Hamburg mehr Zwangsprostitution. Doch für eine Anlaufstelle für Sexarbeiterinnen fehlt Geld

Insgesamt 45 Millionen Euro, so hat die GAL-Bürgerschaftsabgeordnete Verena Lappe errechnet, lässt sich Hamburg die Fußball-WM kosten. Doch für eine Anlaufstelle für Prostituierte, die während der WM-Wochen verstärkt aus Osteuropa in die Hansestadt gekarrt werden, fehlt das nötige Kleingeld. Weil die Stadt trotz zahlreicher Lippenbekenntnisse sich nicht in der Lage sieht, die fehlenden gut 5.000 Euro bereitzustellen, droht dem Projekt heute seine Beerdigung.

13.400 Euro soll das „Container-Projekt“ kosten. Geplant ist, vor allen den mehreren tausend Sexarbeiterinnen, die extra für die WM nach Hamburg geschleust werden dürften, am Hauptbahnhof eine „gesundheitsbezogene und gewaltpräventive Beratung“ anzubieten.

Der „Ratschlag Prostitution“, in dem neben der Gewerkschaft ver.di Initiativen sitzen, die sich für die Belange von Sexarbeiterinnen einsetzen, tingelte wochenlang durch Hamburgs Behörden, um für dieBeratungsstelle zu sammeln. Die Gesundheits- und die Sozialbehörde sagten jeweils 2.500 Euro zu, der Bezirk Nord spendete 2.700 Euro.

Die Innenbehörde aber ließ alle Anfragen unbeantwortet – obwohl die ihr unterstellte Polizei das Projekt befürwortet. Denn auch hier sieht man die Folgeprobleme der erhöhten Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen für die betroffenen Frauen, aber auch für die Stadtteile St. Pauli und St. Georg, in denen sich die Rotlichtaktivitäten bündeln. So rechnet der Hamburger Landesfrauenrat mit einer „Ausweitung des Menschenhandels und der Zwangsprostitution“ während der WM in Hamburg.

Am Ende der Tingeltour fehlen dem Ratschlag nun noch genau 5640 Euro. „Wenn sich das nicht schnell ändert, werden wir das Projekt am Donnerstag abblasen“, kündigt Emilija Mitrovic von ver.di an. Da die Stadt sich bislang nicht in der Lage sieht, die zugesagten Gelder aufzustocken, überlegt nun sogar Hamburgs ver.di-Chef Wolfgang Rose, dem Container per Ausfallbürgschaft unter die Arme zu greifen.

Marco Carini