: Auch der Senat sucht nach Ideen
Nicht nur die taz, auch Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hat einen Wettbewerb zur Gestaltung des Schlossplatzes ausgelobt. Ein Ergebnis soll im Oktober vorliegen
Nicht nur die taz sucht nach Ideen für den Berliner Schlossplatz, sondern auch Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Wie berichtet, erwägt die Senatorin schon seit längerem, einen Freiraumwettbewerb für das Areal des ehemaligen Palastes der Republik auszuloben. Nun ist aus der Überlegung Realität geworden.
Wie Junge-Reyers Sprecherin Petra Rohland gestern bestätigte, wurde eine entsprechende Ankündigung soeben im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht. Laut Rohland wird der Wettbewerb in zwei Etappen stattfinden: „In der ersten Etappe können Architekten oder Planer bis zum 6. Juni ihre Entwürfe einreichen. In der zweiten wird dann eine Jury über die Arbeiten befinden und einige Büros auffordern, ihre Pläne zu konkretisieren.“ Erst dann, so Rohland, würden die Büros auch eine Auslobung mit den Wettbewerbszielen in die Hand bekommen. Ein Ergebnis erwartet die Sprecherin bis Oktober dieses Jahres.
Einen Hinweis auf den Wettbewerb zum Schlossplatz will die Stadtentwicklungsverwaltung in Kürze in ihr Internetportal stellen. Rohland versicherte, dass sich auch die Teilnehmer des taz-Wettbewerbs an der Ausschreibung ihrer Verwaltung beteiligen können. Den taz-Wettbwerb hatten Fine Aufkolk und Marek Langner mit ihrem Entwurf „Dormanz“ gewonnen. Darin plädieren die Autoren dafür, dem Schlossplatz Zeit für seine Entwicklung zu geben – und schlagen als Zwischennutzung die vollständige Einhüllung des Platzes vor. Ein Kissen als Großskulptur, das hatte die taz-Jury überzeugt. Mittes Baustadträtin Dorothee Dubrau, die Künstlerin Anne Peschken, Heike Brückner vom Bauhaus Dessau, Daniel Sprenger vom Bund Deutscher Landschaftsarchitekten sowie taz-Redakteur Uwe Rada hatten einstimmig für diesen Entwurf votiert. Den zweiten Platz gewannen Tobias Elixmann, John Lau und Christian Hertweck, den dritten Platz teilten sich Fred Plassmann und Anna Pleszko.
Der Freiraumwettbewerb von Stadtentwicklungssenatorin Junge-Reyer ist im Übrigen nicht der einzige an diesem Ort. Wie Petra Rohland mitteilte, läuft derzeit noch ein weiterer Wettbewerb. Sein Gegenstand ist die Gestaltung der so genannten Humboldt-Box. Schon in der Vergangenheit hatte Junge-Reyer durchblicken lassen, was sie sich am Schlossplatz wünsche. Neben einer Rasenfläche, einer Ausstellung der freigelegten Schlossfundamente sowie einer Abtreppung zur Spree hin war dies vor allem ein temporäres Gebäude, in dem die Geschichte des Ortes und der Bau des Humboldt-Forums thematisiert werden sollen. Außerdem soll dort Platz für Gastronomie sein.
Die Gestaltung des Freiraums zwischen den beiden Spreearmen wird das Gesicht der Stadt für mehrere Jahre bestimmen. Laut Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) wird mit dem Bau des Humboldt-Forums samt barocker Schlossfassade nicht vor 2012 begonnen werden. Baustadträtin Dubrau rechnet sogar mit einem weitaus späteren Baubeginn.
Nicht zuletzt deshalb ist inzwischen auch eine Diskussion darüber entbrannt, inwieweit der leere Raum, der nach dem Ende der Abrissarbeiten Ostern 2007 zwischen dem Fernsehturm und der Friedrichswerderschen Kirche entsteht, die Debatte um die Stadtplanung in Mitte beeinflussen könnte. Baustadträtin Dubrau jedenfalls fürchtet, dass angesichts der „Weite des Raums“ auch wieder eine Bebauung des Marx-Engels-Forums auf den Tisch kommen könne. Diese war schon einmal von den Autoren des „Planwerks Innenstadt“ bei dessen Präsentation 1997 vorgeschlagen worden.
Kein Grund zur Beunruhigung, ließ gestern allerdings der Abteilungsleiter Städtebau in der Stadtentwicklungsverwaltung, Hilmar von Lojewski, durchblicken. „Wir konzentrieren uns ganz auf den Molkenmarkt, das Marx-Engels-Forum hat derzeit keine Priorität.“ Außerdem sei im Beschluss des Senats zum Planwerk Innenstadt eine Bebauung des Marx-Engels-Forums auch nicht mehr aufgenommen worden.
Von Lojewski schränkte allerdings ein: „Wenn in einigen Generationen in dieser Frage ein Umdenken stattfindet, wird das auch wieder ein Gegenstand der Planung werden können.“ WERA