: Benigno „Noynoy“ Aquino gewinnt auf den Philippinen
PRÄSIDENTSCHAFTSWAHL Sprössling des Aquino-Clans siegt klar und dank Wahlcomputern recht sauber
VON HILJA MÜLLER
TOKIO taz | Das lange Warten hat sich gelohnt: Vier Stunden hatte Präsidentschaftskandidat Benigno „Noynoy“ Aquino am Montag in drückender Hitze vor seinem Wahllokal in der philippinischen Provinz Schlange gestanden, um seine Stimme abzugeben. Gestern verkündete die Wahlkommission Comelec nach Auszählung von mehr als 80 Prozent der Stimmen, dass Aquino uneinholbar in Führung liege. Mehr als 40 Prozent der Wähler hatten für ihn gestimmt, ein haushoher Sieg. Joseph „Erap“ Estrada, Exschauspieler und 2001 aus dem Amt vertriebener Expräsident, musste sich mit 25 Prozent der Stimmen begnügen.
Die übrigen acht Kandidaten waren abgeschlagen, mehrere riefen gestern dazu auf, den künftigen Präsidenten zu unterstützen. „Noynoy“ Aquino reagierte gewohnt zurückhaltend. Lokalen Medien zufolge lehnte er eine Wahlparty mit dem Kommentar ab: „Dafür wird es noch ausreichend Zeit geben.“ Vermutlich trieb ihn die Sorge um seinen Wunschkandidaten für das Vizepräsidentenamt um. Senator Manuel Roxas, ein ausgewiesener Wirtschaftsexperte, lag nahezu gleichauf mit Estradas Wahlkampfpartner Jejomar Binay, dem populistischen Bürgermeister von Manilas Geschäftsviertel Makati.
Probleme mit den Computern, die erstmals in den Wahllokalen eingesetzt worden waren, hatten den Urnengang noch letzte Woche gefährdet. Dafür lief der Wahltag mit einer Rekordbeteiligung von 40 Millionen Philippinern, etwa 80 Prozent der Stimmberechtigten, verhältnismäßig reibungslos ab. Doch erklärten einige Bezirke im politisch instabilen Mindanao ein Scheitern des Urnengangs. Dort gibt es Nachwahlen. Bis zum Abend hatte es zudem landesweit im Zusammenhang mit der Wahl etwa ein Dutzend Tote gegeben.
Dass der Präsident bereits einen Tag nach der Wahl feststeht, ist ein Novum auf den Philippinen. Früher wurden alle Stimmen wochenlang per Hand ausgezählt, was immer wieder zu massivem Wahlbetrug führte. Aquino muss solche Vorwürfe nicht befürchten, die computerisierte Wahl gilt Beobachtern trotz mancher Probleme als der erste faire Urnengang in dem südostasiatischen Land.
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