: Dem Namen verpflichtet
Die Party muss warten, hat Benigno „Noynoy“ Aquino III. gestern am Tag seines größten politischen Triumphs gesagt. 50 Millionen Philippiner haben ihn mit überragender Mehrheit zum neuen Präsidenten gewählt. Doch der 50-Jährige mit dem braven Gesicht eines Postbeamten ist weder ein Mann großer Worte noch exaltierten Verhaltens. Eigentlich hatte er auch nie Präsident werden wollen. Es waren die Anhänger seiner Mutter, der im August 2009 verstorbenen Expräsidentin Corazon Aquino, die ihn nach ihrem Tod zur Kandidatur drängten.
„Noynoy“ wäre wohl lieber der höfliche Senator geblieben, der er nach neun Lehrjahren im Kongress seit 2007 war. Aber der an einer Eliteuni des Landes ausgebildete Ökonom hatte keine Wahl – der Name Aquino verpflichtet. Schließlich war sein Vater Benigno „Ninoy“ Aquino, der 1983 bei der Rückkehr aus dem Exil von Schergen des Marcos-Regimes erschossen wurde. Und es war seine Mutter, „Cory“ Aquino, die zur Galionsfigur der „People Power“-Revolution wurde, die den Diktator 1986 aus dem Land jagte und „Cory“ das Amt der Präsidentin bescherte.
Ihr Markenzeichen, das gelbe T-Shirt, trägt nun ihr Sohn, dazu oft eine beulige Jeans. Teure Schuhe, die ihm Berater für die Wahlkampftournee durch den Archipel besorgt hatten, lehnte er angeblich als zu teuer ab. Dabei könnte er sich als Sprössling einer der reichsten Familien des Landes von Kopf bis Fuß in Designerklamotten kleiden. Doch der Single setzt nicht auf den schönen Schein, er ist ein eher biederer Typ. Ihm fehlt das Charisma seines ermordeten Vaters. Dafür hat er die bescheidene, aber beharrliche Art der Mutter geerbt. Und das kommt gut an bei den Philippinern, die die Nase voll haben von jenen oberen Zehntausend, die das Inselreich seit Generationen nach Gutdünken regieren und ausbeuten. Dass Aquino selbst einem solchen Clan angehört, halten Kritiker ihm oft vor. Doch der devote Katholik zeigte bisher wenig Interesse an den Ränkespielen der Oligarchen. Er will das Erbe seiner Eltern antreten: „Sie haben mich darauf gepolt, für jene zu kämpfen, die weniger haben, für die Machtlosen.“ HILJA MÜLLER
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