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Archiv-Artikel

CDU will kulturpolitische Vision

PARTEIEN Mit einem „Kulturkonzept“ will sich die CDU profilieren und fordert einen Wechsel im Kulturressort: Böhrnsen sei „überlastet“

Von KAWE
„Kultur befördert Kreativität, schafft Attraktivität und Lebensqualität und ist Aufforderung zu Toleranz.“

„Kultur begeistert“ und Kultur könnte „Botschafter bremischen Selbstbewusstseins“ sein, findet die Bremer CDU. Wer aber Kultursenator sei in Bremen, das wüssten die wenigsten auf Anhieb – Bürgermeister Jens Böhrnsen sei „überlastet“, um diese Aufgabe wirklich wahrzunehmen. Und seine Staatsrätin Carmen Emigholz beschränke sich aufs Krisenmanagement, sie sei „überfordert“. CDU-Kulturpolitiker Carl Kau hat gleich einen Vorschlag, wie die SPD ihr Personalproblem lösen könnte: Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper solle auch das Kulturressort übernehmen und sich eine neue Staatsrätin suchen.

„Der Fachmann staunt, der Laie wundert sich“, witzelte der kulturpolitische Sprecher der SPD, Sükrü Senkal, über die CDU-Initiative. Die hatte in ihrem Positionspapier gleich erklärt, wie die personelle Neuordnung auch inhaltlich Sinn machen könne: „Kulturelle Bildung“ müsse ein Schwerpunkt sein, die Kooperation mit den Schulen sei wesentlich. Zum Beispiel könne man Jugendliche bis 16 Jahren an einem Tag der Woche mit freiem Eintritt in staatliche Kulturinstitutionen locken. Wenn sonntags die Stadtbibliotheken geöffnet hätten, könne man den kommerziellen „Verblödungsangeboten“ für die Jugendlichen etwas entgegensetzen. Andernorts nehme man die Erkenntnis, dass musische Bildung große Bedeutung habe, ernst – ein Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ solle es auch in Bremen geben.

Aufgrund der knappen Kassen müsse man die Kräfte bündeln, sagt Kau – und das könne sogar gewinnbringend sein, was die Vision und Ausstrahlungskraft angehe. Etwa wenn es einen Intendanten für die beiden Theater im Lande Bremen gebe, der könne die Programme koordinieren und beide Spielstätten in der Werbung gemeinsam präsentieren. Auch müsse es nicht zwei Institutionen „Volkshochschule“ im Lande geben, die sei zudem beim Ressort für Bildung besser aufgehoben als bei der Kultur. Die Bürgerhäuser wurschtelten vor sich hin – immerhin bekämen sie acht Millionen Euro im Jahr – ein Trägerverein, der Programmkoordination, Marketing und Verwaltung zentral übernehme, könne vielleicht Bewegung in die Häuser bringen. Die Kulturpolitiker der SPD, so Kau, könnten sich nicht jahrelang darauf herausreden, dass bis vor drei Jahren die CDU die Verantwortung für dieses Ressort getragen habe.

Die konkreten Vorschläge der CDU seien alte Hüte, konterte die SPD, oder nicht finanzierbar, und das Ressort beim Bürgermeister gut aufgehoben: „Anders als bei der CDU ist Kultur bei uns Chefsache.“ Die Union habe in den acht Jahren ihrer Amtsführung „fünf Kultursenatoren verschlissen“ – darunter „überregional lediglich durch die Eröffnung von Weinfesten bekannt gewordene Fachmänner wie Herrn Senator Gloystein“. KAWE