„Es ist legal, Kommunisten umzubringen“

NACHGEHAKT In Indonesien hoffen Tausende Opfer auf Anerkennung und Entschädigung. Am 10. Dezember wird unterzeichnet

JAKARTA taz | Der Tabubruch eines Bürgermeisters der Großstadt Palu im Inselstaat Indonesien hat hohe Wellen geschlagen: Die Ankündigung, die Opfer der blutigen Kommunistenverfolgung Mitte der 60er Jahre zu entschädigen, wurde bereits als Modell für andere Regionen gehandelt. Opfer und Menschenrechtler hoffen, dass endlich die Täter im Zuge der Machtergreifung von Diktator Suharto zur Rechenschaft gezogen werden.

Entsprechende Bestimmungen auf lokaler Ebene seien in Vorbereitung, so Nurlaela Lamasitudju von der lokalen NGO Solidarität mit den Opfern von Menschenrechtsverletzungen. „1965 ist einfach noch immer ein sehr heikles Thema“, so die Aktivistin. Daher sei es umso wichtiger, so Lamasitudju, diese Regeln so zu gestalten, dass sie später nicht juristisch anfechtbar seien und im Sinne der Opfer dauerhaft geltend gemacht werden können. Am 10. Dezember, zum Internationalen Tag der Menschenrechte, soll es so weit sein und die von den Opfern ersehnte Regelung vom Bürgermeister unterzeichnet werden.

Doch während in Palu Fortschritte in der Anerkennung des Leids der Opfer zu erkennen sind, zeigt sich andernorts in Indonesien, wie gefährlich die Verfolgten von einst noch heute leben. In Yogyakarta auf Java wurde letzte Woche ein Treffen von Angehörigen von Ermordeten und ehemaligen politischen Häftlingen von Vertretern der Antikommunistischen Front Indonesiens (Faki) gewaltsam aufgelöst. Nach Angaben indonesischer Medien wurden dabei drei der ehemals politisch Verfolgten verletzt.

Faki-Anführer Burhan Zainuddin Rusjiman, der sich öffentlich damit brüstet, 1965 Kommunisten umgebracht zu haben, drohte anschließend laut Jakarta Post mit folgenden Worten: „Es ist legal, Kommunisten umzubringen, genau so, wie wir sie damals umgebracht haben.“

ANETT KELLER

■ Am 14. November startet in den deutschen Kinos der mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilm „The Act of Killing“. Darin äußern sich erstmals Täter der Kommunistenverfolgung von 1965/66. Sie spielen ihre Taten vor laufender Kamera selbst