: Burnout im Outback
TOURDOKU Die Hamburger Band „Der Fall Böse“ ist im Kleintransporter durch Australien getourt und hat den gruppendynamischen Wahnsinn filmisch dokumentiert. Nun stellt sie das Werk vor – wieder auf einer Tour
Es kommt vor, dass eine Band auf Tour geht, einen Film darüber dreht und zusammen mit einem Live-Album vermarktet. Der Film erzählt dann vom wilden Musikerleben und zeigt die Band sexy auf der Bühne. Am Ende bewirbt der Film die CD und die CD bewirbt den Film und unter den jüngeren Fans gibt es ein paar mehr, die Rockmusiker werden wollen.
Die Hamburger Band „Der Fall Böse“ hat sich das Format Tourdokumentation plus CD auf eine Art und Weise zu eigen gemacht, die eine neue Ebene erreicht. Die CD versammelt als Soundtrack zum Film auch Stücke von anderen Bands wie „Union Beulshausen“ oder „Das Pack“. Und der Tour-Film hat nichts mit PR zu tun, führt aber trotzdem dazu, dass man mehr wissen will über diese Band. Die übrigens Hip Hop, Disco, Surf-Gitarren und Blues kombiniert mit meist gerappten deutschen Texten.
Der Film heißt „Böse Down Under“ und dokumentiert eine Tour durch Australien, die die Band im Februar und März 2007 unternommen hat. Die Tourstrecke betrug 8.000 Kilometer und die Band hatte dafür einen Kleintransporter vom Format eines Mercedes Benz Sprinters. Neben den sieben Musikern waren der Filmregisseur Roman Schaible und ein Kameramann mit an Bord. Die Tour dauerte sechs Wochen. Und die Band hatte zuvor nie mehr als vier Tage am Stück zusammen verbracht.
Die Reise solle die Band noch enger zusammenschweißen, erzählen die Musiker der Kamera am Anfang der Reise. Tatsächlich ist es so, dass Front-Sänger Björn mit Background-Sänger Lesley eine intensive Auseinandersetzung um den Frontsänger-Status führt, dass Regisseur Roman seinen Unmut darüber äußert, wie langweilig sich die Band vor der Kamera verhält, dass das Geld ausgeht und Bassist Sven in der Weite des Outback den Tränen nahe nichts mehr wünscht, als so schnell wie möglich heim nach Hamburg zu kommen.
Der Film ist ein Dokument gruppendynamischen Scheiterns, das aber auch nicht dazu führte, das Projekt abzublasen. Nur selten wird die Kamera abgestellt, und da davon auszugehen ist, dass diese Musiker nicht alle brilliante Schauspieler sind, muss man das Gezeigte wohl für bare Münze nehmen.
Allerdings nur bis zur letzten Sequenz: In der thematisiert die Band die Möglichkeit, nur gespielt zu haben. Wie viel Dokumentarisches in diesem Film steckt, weiß man nicht genau. Man weiß nur: Die Band existiert noch. Weil sie jetzt wieder auf Tour geht. KLAUS IRLER
Film+Konzert-Tour: 20. 5. Kiel, Pumpe; 21. 5. Bremen, Lila Eule; 26. 5. Hamburg, Knust