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MEIKE JANSEN
Erst wird fast alles kaputt geschlagen, und dann kommt der Held des Wiederaufbaus. Welch ein absurdes Trauerspiel … War Berlin noch vor etwa zehn Jahren die Metropole für experimentelle und vor allem auch performative Klangkunst, tat der Senat wirklich alles dagegen, Plattformen zur Know-how-Vermittelung zu schaffen und Wissen zu archivieren. Und das bei einem so flüchtigen Medium wie dem Klang! Weder das Podewil noch das tesla oder zahlreiche aktivistische Gruppen wie reboot.fm oder das Elektroakustische Studio der TH wurden finanziell so ausgestattet, dass eine akzeptable Archivierung möglich war. Seitdem kommen Unmengen an KlangkünstlerInnen in die Stadt und beginnen nicht selten bei null. Anders bei Tarek Atoui, der zum Ko-Kurator der nächsten Berlinale berufen wurde. So lässt es sich auch erklären, dass er in der Galerie von Max Hetzler performen wird. Eigentlich würde man Atoui eher im Haus der Kulturen der Welt oder in den HAU-Theatern vermuten. Denn aufbauend auf die traditionelle Musik seines Geburtslandes, nutzt der Libanese ein selbst gebautes Instrument, mit dem er die Musiken zerstückelt und zirkulierend über sechs Speaker in sechs Blöcken à 15 Minuten in den Raum schießt. Da bleibt der Körper nicht außen vor! Und das Kapital ooch nich. (Galerie Max Hetzler, Fr., 8. 11., 18–20 Uhr, Goethestr. 2/3) Recht körperlich geht es auch bei der Eröffnung der neuen Spielzeit im Gorki Theater zu. Mit dem Berliner Herbstsalon, organisiert von Shermin Langhoff, Çağla Ilk, Erden Kosova und Antje Weitzel, schlagen die 30 KünstlerInnen vor allem einen Bogen zwischen bildender und darstellender Kunst. Auch auf menschlicher Ebene, denn so nah einem Außenstehenden diese Künste an sich erscheinen, Timing, Struktur und selbst Sprache sind in beiden Genres recht unterschiedlich. In einem offenen, unruhigen Parcours zeigen die KünstlerInnen und Gruppen ihre Perspektive auf die Geschichte der Anstalt und des Ortes. Ab 22 Uhr wird daher die kapitalismuskritische KünstlerInnengruppe bankleer SchauspielerInnen in menschengroßen Masken durch das ehemalige preußische Finanzamt schicken. Die Figuren, die etwa Angela Merkel und Mario Dragi darstellen, erinnern dann auch mehr an südamerikanische oder afrikanische Masken, die bei politischen Meinungsäußerungen in der Öffentlichkeit getragen werden. Doch es geht noch provokanter, und so wird Erinç Seymen die Gäste mit einem nationalistischen, ja fast schon faschistoiden Gedicht („Performance for a Poem Part III“) erregen. (Fr., 8. 11., 22–24 Uhr, 9. bis 16. 11., 12–24 Uhr, Am Festungsgraben 2)