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Archiv-Artikel

Besser und schneller Krieg führen

Rolf Uesseler beschreibt kundig die international agierenden privaten Militärfirmen. Er kann allerdings nicht beweisen, was der Untertitel behauptet: dass sie die Demokratie gefährden

Mit „Krieg als Dienstleistung“ ist nun auch ein deutscher Beitrag zur Diskussion um die private Militärbranche und ihre weltweiten Verflechtungen erschienen. Autor Rolf Uesseler offenbart bereits im Untertitel sein Urteil: „Private Militärfirmen gefährden die Demokratie“. Dass der langjährige Anti-Mafia-Aktivist und Spezialist für organisierte Kriminalität und Schattenökonomie diese These letztlich nicht schlüssig belegen kann, bleibt ein Manko seines hochinteressanten Buches.

Auf jeden Fall belegt Uesseler anschaulich, dass der Wildwuchs der privaten Militärbranche kein rein US-amerikanisches Problem ist, wie man seit dem Irakkrieg oft denkt. Auch Großbritannien sowie zahlreiche internationale Organisationen und Konzerne, Diktaturen und Rebellenbewegungen in den Krisen- und Kriegsgebieten der Welt nehmen die Dienste der privaten Militärbranche in Anspruch. Frankreich, die Niederlande oder die Bundesrepublik kooperieren seit Jahren mit den privaten Militärdienstleistern.

Anhand von typischen Mitarbeitern der privaten Militärbranche macht der Autor klar, dass in diesem Wirtschaftssektor eine bunte Schar unterschiedlicher Menschen beschäftigt ist: von reinen Abenteurern bis hin zu echten Profis verschiedenster Fachrichtungen. Dabei betont Uesseler immer wieder, dass tausende von ihnen in den vergangenen Jahren getötet und zehntausende verwundet worden sind.

Die nationalen Armeen werden dessen ungeachtet auf ihre „Kernaufgaben“ – also das reine Kriegsführen – reduziert. Andere Aufgaben wie die Verpflegung der Truppe oder der Bau und Betrieb von Kasernen und Übungsplätzen werden immer öfter über halb öffentliche, halb privat betriebene Mischfirmen an private Anbieter vergeben. In Deutschland etwa hat das Verteidigungsministerium die Privatisierung der Bundeswehr einer „Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und Betrieb GmbH“ übertragen. Uesselers Buch lohnt allein schon deshalb, weil es über derlei Entwicklungen kundig und detailliert informiert.

Bei den Schlussfolgerungen des Autors dagegen bleibt so manches unklar. Zum Beispiel: Wenn die private Militärbranche wirklich so effektiv im Führen schneller, erfolgreicher Militärschläge ist, wie er nahe legt, dann sind die privaten Militärfirmen eindeutig effektiver als das staatliche Militär. Aber: Was spräche gegen eine Privatisierung des Militärs, wenn diese im Vergleich zur herkömmlichen Kriegsmaschinerie zu einem schnellen Kriegsende führen würde? Oder: Warum sollten nicht private Anbieter mit dem Schutz für Hilfslieferungen humanitärer Organisationen in Krisen- und Kriegsgebieten beauftragt werden, wenn diese besser schützen als Armee oder Polizei? Solche Fragen stellt sich Uesseler nicht.

Unklar bleibt auch, warum der Autor solche Firmen in seine kritische Beurteilung des Wirtschaftssektors Krieg einschließt, die Dienstleistungen anbieten, die nicht unbedingt für Militär eingesetzt werden müssen. Was etwa soll an privaten Nachrichtendiensten so schlimm sein? Uesseler belegt sie unnachgiebig mit Begriffen wie „Informations- und Spionagetätigkeiten“. Dabei muss man kein Journalist sein, um zu wissen, dass private „Intelligence Provider“, die in Konkurrenz zu staatlichen Einrichtungen stehen, durchaus dabei helfen können, diese zu korrigieren, Transparenz herzustellen und damit einen Beitrag zur Kontrolle von Geheimdiensten leisten.

Die offenkundige Staatsgläubigkeit in Uesselers Buch wirkt allerdings seltsam, wenn der Autor sich am Schluss wiederum gegen mehr Investitionen in staatliche Armeen ausspricht. Dass er statt Militärintervention Krisenprävention betreiben will, ehrt Rolf Uesseler. Eine Konzept zum Umgang mit der internationalen Privatmilitärbranche ist das aber nicht. RÜDIGER ROSSIG

Rolf Uesseler: „Krieg als Dienstleistung. Private Militärfirmen zerstören die Demokratie“. Ch. Links Verlag, Berlin 2006, 14,90 Euro