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Archiv-Artikel

Nachruf auf den Bremer Architektur-Professor Uwe Süchting Architekt des Kultur-Schlachthofes

Die Architektur der 68er-Generation sei das Nicht-Bauen – diese Beobachtung von Dieter Hoffmann-Axthelm mag auch auf Uwe Süchting zutreffen, denn sein gebautes Werk ist überschaubar geblieben und fast unbekannt. In den bewegten 60er Jahren hatte er in Berlin an der TU studiert, als Ungers dort die prägende Gestalt war. Dessen städtebauliche Analysen schätzte Uwe Süchting, weniger seine formale Rigidität. Nach ersten Praxisjahren in Hamburg wurde er 1974 Professor an der Architekturabteilung der Hochschule für Gestaltung (heute Hochschule für Künste) in Bremen. Die Studiensituation in den siebziger Jahren war nicht nur dort von der Tatsache geprägt, dass die Studierenden und die jüngeren Professoren viele gemeinsame Interessen entdeckten. Das schlug sich vor allem in Studienprojekten nieder, die den Elfenbeinturm Hochschule verließen und sich an der Wirklichkeit abarbeiteten. Ein Projekt zur baulichen Erhaltung und kulturellen Umnutzung des alten Schlachthofs auf der Bürgerweide, das Süchting leitete, ist das wohl eindrucksvollste Beispiel einer solch engagierten Arbeit.

Anfang der achtziger Jahre startete Süchting auf einer Fabriketage in Sebaldsbrück den Versuch, ein Architekturbüro zu etablieren. In diese Zeit fallen auch seine beiden realisierten Bauten, kleine Wohnhäuser in Bremen-Nord. Doch schließlich entschied er sich dafür, seine ganze Kraft der Hochschularbeit zu widmen. Da seit Mitte der achtziger Jahre die Architektenausbildung in Bremen umstrukturiert wurde, war dieses Engagement von großer Bedeutung. Die beiden parallelen Ausbildungsgänge an HfK und Hochschule wurden an der Hochschule Bremen zusammengefasst. Die Hochschule für Künste etablierte – auf Probe – einen Aufbaustudiengang Architektur, den Uwe Süchting maßgeblich mitgestaltete.

Unter anderem galt es damals, die Hafenreviere als neue städtebauliche Herausforderungen zu entdecken. Gastvorträge und Workshops mit bekannten und innovativen europäischen Architekten u.a. Cedric Price, Massimiliano Fuksas und vor allem Will Alsop prägten das Studium. Für Uwe Süchting bedeutete es eine große persönliche Niederlage, dass dieses Ausbildungsexperiment 1993 abgebrochen wurde.

Neben seiner Hochschularbeit hat Uwe Süchting seit Mitte der achtziger Jahre mit der Architekten/Künstlergruppe ExR (Experiment Raum) eine handfeste künstlerische Praxis gepflegt, die den Grenzbereich zwischen Architektur und Bildender Kunst auslotete: mit dem Mittel so genannter Konstellagen, temporären Installationen im öffentlichen Raum. Bis ins Jahr 2000 traf sich die Gruppe immer wieder, um an verschiedenen Orten Projekte zu realisieren. Zu den wichtigsten gehört das „Brückenprojekt“, ein internationales Kunstsymposium, das die Gruppe 1989 im Bereich des „Nordwestknotens“ in Bremen durchführte.

Auf solche Un-Orte, Symptome einer widersprüchlichen Stadtentwicklung, hat Uwe Süchting immer wieder seinen kritischen Blick gerichtet. Zuletzt verstärkt unter analytischen und diskursiven Gesichtspunkten. Süchting gründete mit Kollegen das hochschulübergreifenden Instituts ARCHITOP (Bremer Institut für Architektur, Kunst und städtische Kultur), und bis zu seiner Erkrankung vor zwei Jahren fungierte er als stellvertretender Vorsitzender des neu geschaffenen Bremer Zentrums für Baukultur (b.zb). Am 26. April ist er nach schwerer Krankheit verstorben. Eberhard Syring