: „Wir zeigen uns jetzt die Folterinstrumente“
Frank Ulrich Montgomery, Chef des Marburger Bundes, beschwert sich über die Verhandlungsführung der Länder
taz: Herr Montgomery, die Verhandlungen stecken fest – haben Sie sich mit Ihrer 30-Prozent-Forderung vielleicht in eine Sackgasse manövriert?
Frank Ulrich Montgomery: Die 30-Prozent-Forderung ist nicht das Problem, sondern die Verhandlungstaktik der Arbeitgeber. Die Arbeitgeber haben letzte Woche ein Papier vorgelegt, das diese Woche wieder für nichtig erklärt wurde. Jetzt versucht Herr Möllring wieder eine Etage tiefer einzusteigen.
Die Arbeitgeber haben angeboten, für einen jungen Arzt im ersten Jahr 510 Euro mehr Gehalt zu bezahlen, bei einer 42-Stunden-Woche. Welche Summe fordern Sie denn für einen frisch eingestellten Assistenzarzt?
Diese Zahlen sind nur virtuell sehr hoch, weil kein 13. Monatsgehalt mehr gezahlt wird und außerdem Mehrarbeit von 38,5 Stunden auf 42 Stunden drin ist. Für Gehaltssteigerungen bliebe nur 1 Prozent. Unanständig war das Angebot, das Herr Möllring für den Osten gemacht hat. Die jungen Ärzte dort sollten nämlich mit 3.200 Euro 12-mal im Jahr abgespeist werden.
Wie sollen die Mehrausgaben für Ärzte vor dem Hintergrund gedeckelter Gesundheitsbudgets ausgeglichen werden – halten Sie Beitragserhöhungen für möglich?
Ich halte sie sogar für notwendig. Wir werden sofort nach diesem Tarifkonflikt für die Refinanzierung der von uns durchgesetzten Forderungen eintreten.
Am Ende zahlen also wieder die Versicherten?
Die Beitragszahler müssen zahlen. Wenn sie es nicht tun, werden sie erleben, dass in Deutschland bald keine Ärzte mehr in Krankenhäusern arbeiten. Ein Krankenhaus ohne Ärzte ist nur noch ein Pflegeheim.
Wie geht es weiter mit den Tarifverhandlungen?
Es gibt noch keinen neuen Termin. Wir zeigen uns jetzt gegenseitig die Folterinstrumente. Ich weiß, dass sehr viele Länder unzufrieden sind mit der Verhandlungsführung der TdL.
Sie wollen die ganze nächste Woche streiken. Was haben die Patienten zu erwarten?
Die Patienten haben einen Service zu erwarten, der etwa dem Wochenendniveau entspricht. Wir raten ihnen, in dieser Zeit auf Kliniken auszuweichen, die nicht bestreikt werden. INTERVIEW: ANNA LEHMANN