WAS MACHEN EIGENTLICH ... Berlins Theaterleute? : Talentfrei spielen
Fußbälle zieren die Wände von Kunsthallen, Fußballstücke werden haufenweise uraufgeführt. Und auch in der Volksbühne drehte sich gestern alles ums Kicken. Die Berliner Theater traten dort bei ihrer 1. Indoormeisterschaft gegeneinander an. Sie zeigten, dass Fußball keine Kunst, sondern harte Handwerksarbeit ist. Teilnehmer waren neben den Hausherren unter anderem die Staatsoper, das Deutsche Theater, das Ballhaus Ost, das Berliner Ensemble, das Tacheles und die Schaubühne.
Die große Bühne der Volksbühne war mit Netzen, Banden und Toren zu einer kleinen Fußballarena umfunktioniert worden. Ein Orgelspieler sorgte mit diversen Versionen von Deep Purples „Smoke on the water“ für Stimmung bei Treffern und während der Pause. Und Fan-Gesänge vom Band („Hoeneß, du Arschloch!“) ersetzten das ausbleibende Gegröle auf den Rängen. Ideale Voraussetzungen also für die Spieler auf dem Feld, bei blendender Stimmung Ballhandwerk zu zelebrieren. Und das taten sie dann auch exzessiv. Auf der Bühne tummelten sich talentfreie Torhüter, die sich gerne den Ball durch die Beine schießen ließen. Oder vermeintliche Filigrantechniker, die Ballstoppen mit Flipperspielen verwechselten. Die Mannschaften delektierten sich an ihren Schwächen. Und damit es auch richtig wehtat, übertrugen Kameras das Gekicke – inklusive Zeitlupenwiederholung. Doch das alles störte weder Spieler noch Zuschauer besonders. Für sie galt das Motto, das auf einem Spruchband über der Bühne flatterte: „Erniedrigung genießen“. KAL FOTO: ARCHIV