: Das furiose Finale
Nach einem turbulenten letzten Spieltag steht der Aufsteiger in die erste Fußball-Bundesliga fest: Es ist der FC Energie Cottbus – durch ein 3:1 gegen 1860 München
BERLIN taz ■ „Auf sie mit Gebrüll und den Löwen die Zähne ziehen.“ Natürlich hatte auch Eduard Geyer vor dem Spiel der Saison einen kernigen Rat an die Mannschaft des FC Energie Cottbus zu vergeben. Sein ehemaliges Team, mit dem er im Jahr 2000 in die Bundesliga aufgestiegen war, wollte sechs Jahre später das gleiche Kunststück schaffen – diesmal unter Trainer Petrik Sander. 22.500 Zuschauer im Stadion der Freundschaft hofften am Sonntagnachmittag auf eine Wiederholung der Geschichte. Und tatsächlich: Nach dem 3:1 gegen 1860 München steht mit dem FC Energie wieder ein Ostverein in der Bundesliga. Dafür musste ein anderer Liga zwei verlassen. Dynamo Dresden stieg trotz eines 3:1-Sieges in Rostock in die Regionalliga ab.
Vier Mannschaften hatten vor dem 34. und letzten Spieltag mehr oder weniger gute Chancen auf den Aufstieg, Cottbus hatte die besten, da der Klub aus der Lausitz auf Platz 3 der Tabelle geführt wurde und in einem Heimspiel auf den TSV 1860 München (Trainer Schachner: „Wir reisen mit Badehose an.“) traf. Der SC Freiburg (Platz 6) kämpfte zu Hause gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth (Platz 4) um die Qualifikation für Deutschlands Eliteliga. Der fünftplatzierte Karlsruher SC hatte es im eigenen Stadion mit dem SC Paderborn 07 zu tun.
Was sich nach dem Anpfiff um 15 Uhr in den Stadien tat, dürfte so manchen Anhänger schier um den Verstand gebracht haben. Mit schöner Regelmäßigkeit stand ein neuer Verein auf Platz 3 der Tabelle – hinter den schon seit längerem als Aufsteiger feststehenden Bochumern und den Alemannen aus Aachen. Bis zur 21. Minute durften sich die Energie-Fans auf Werder Bremen, den FC Bayern oder den Hamburger SV freuen. Dann traf der Sechziger Agostino zum 0:1 – und der Karlsruher SC, der zu diesem Zeitpunkt mit 1:0 führte, war oben. Allerdings nicht lang. Denn der SC Freiburg trat auf den Plan. Die Breisgauer führten mit 1:0 gegen Fürth, und der KSC kassierte in der 35. Minute den 1:1-Ausgleich. Volker Finke frohlockte. Nur für einen Moment. Der KSC meldete sich prompt zurück. KSC-Kicker Freis traf in Minute 38 zur 2:1-Führung – Karlsruhe war wieder in der Pole-Position. Für ganze 4 Minuten.
Cottbus schaffte ein Comeback. Der 1:1-Ausgleich gelang in der 41. Minute durch einen verwandelten Handelfmeter. Berhalter war der nervenstarke Schütze. Cottbus und der KSC hatten nun jeweils 65 Punkte auf dem Konto, Energie hatte allerdings das um 2 Treffer bessere Torverhältnis. Karlsruhe musste also noch mindestens 2 Tore schießen, wollten die Badener ihre Chance wahren.
Das Karussell der virtuellen Aufsteiger kam in der zweiten Halbzeit zum Stillstand. Das lag an Energie. Der Klub spielte beherzt. Da Silva köpfte in der 54. Minute zum 2:1 ein. Cottbus lag in diesem Moment uneinholbar vorn. Der Karlsruher SC mochte so hoch siegen, wie er wollte, Cottbus diktierte nun das Geschehen um den Aufstieg. Gerade noch rechtzeitig wurden sie ihrer Nervosität Herr. Ein paar Spieler hatten sicherlich auch herausbekommen, dass es seit der 71. Minute in Karlsruhe 2:2 stand. Der Cottbuser McKenna machte dann in der 78. Minute mit dem Treffer zum 3:1 alles klar. Dabei hätten es die Energie-Profis gar nicht so spannend machen müssen und die Entscheidung bereits in den vorangegangenen Spielen schaffen können, doch gegen Dresden (0:0) und Offenbach (0:2) wurden zwei Matchbälle vergeben. Petrik Sander hatte danach gesagt: „Einigen ist das Herz in die Hose gerutscht. Ich weiß nicht, wovor sie Angst hatten.“ War es vielleicht die erste Liga? Diese Herausforderung müssen die Cottbuser nun annehmen. Notfalls können sie ja Rat bei Eduard Geyer einholen. Der weiß, was im Oberhaus zu tun ist.