: Klamme Knappen
Es war im vergangenen Sommer, Schalke 04 hatte gerade die Champions League erreicht und einen ganzen Schwung neuer hochkarätiger Spieler verpflichtet, da entglitt Peter Peters ein verräterischer Satz: „Platz vier“, sagte der Geschäftsführer des Klubs, sei „das Worst-Case-Szenario“, das die Realität dem Klub bescheren könne. Nun ist die Saison vorbei, der Klub hat exakt diesen Platz erreicht. Seit die Essener Staatsanwaltschaft in der vergangenen Woche ein Ermittlungsverfahren wegen des „Verdachts auf Bilanzfälschung und Insolvenzverschleppung“ eingeleitet hat, rollt eine Lawine auf den Klub zu, deren Vehemenz noch längst nicht absehbar ist.
Das Nachrichtenmagazin Focus berichtet, dass der Klub private Kredite über fast acht Millionen Euro aufgenommen habe. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies hat 4,7 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, und von Bauunternehmer und Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Beul sollen drei Millionen geflossen sein. Mit dem Geld von Tönnies wurden angeblich die Transfers des vergangenen Sommers (Kuranyi und Larsen) subventioniert, der Betrag von Beul soll im März 2006 geflossen sein.
Finanzchef Josef Schnusenberg hat die Anleihen bestätigt und erklärt, dass der Klub damit „kurzfristig Liquiditätsengpässe überbrückt“ habe. Auf die Frage, ob die Herren Sicherheiten dafür erhalten haben, schüttelte Geschäftsführer Peters nach dem 3:2 gegen den VfB Stuttgart nur zaghaft den Kopf.
Dass der Klub am Ende der finanziell erfolgreichen Saison mit Einnahmen aus Champions League und Uefa-Cup einen weiteren Kredit benötigte – schon vorher beliefen sich die Schulden auf über 110 Millionen Euro –, lässt tief blicken. „Schalke ist definitiv nicht pleite, und die Insolvenz droht auch nicht“, erklärte Schnusenberg jedoch, und sagte: „Das ist eine Bevorschussung auf zu erwartende Gelder aus dem Dauerkartenverkauf und dem Europacup. Das haben wir in der Vergangenheit auch so gehandhabt.“ Laut einer Pressemitteilung des Klubs hätten Vorstand und Aufsichtsrat „bei den Transferentscheidungen darüber diskutiert und positiv entschieden, dass private Darlehensgewährung die Finanzierung der Spieler ermöglichen sollte“.
Vor dem Hintergrund der offenkundigen Liquiditätsprobleme ist der Vorwurf der Insolvenzverschleppung nun besonders brisant. Die gegenwärtigen Liquiditätsprobleme und die Anleihe bei den Aufsichtsräten sind ein Indiz dafür, dass Geld für den laufenden Betrieb fehlt, und das könnte die Vorstufe zu einer Insolvenz sein. DANIEL THEWELEIT