Ein halber Meter weniger Elbvertiefung

VORSCHLAG Hamburg prüft Konzept für gemäßigtes Ausbaggern der Unterelbe. Die Idee eines Umweltberaters aus Hannover reduziert Kosten, Naturschäden und Baggermengen erheblich

Die Elbvertiefung light ist für Hafenwirtschaft, Umweltschutz und Politik eine Win-Win-Situation

Einen detaillierten Kompromissvorschlag für eine „Elbvertiefung light“ hat der hannoversche Umweltberater Walter Feldt dem Hamburger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) vorgelegt. In dem Papier erläutert er die Möglichkeit, den Unterlauf der Elbe nicht um einen Meter auszubaggern, sondern nur um einen halben. Eine Vertiefung auf 14 Meter statt der vorgesehenen 14,50 Meter sei möglich, so Feldt, „ohne dass dieses zu wesentlichen Einbußen in der Containerschifffahrt führen würde.“

Das Konzept, welches der taz nord vorliegt, sei Anfang Mai eingegangen, bestätigte am Mittwoch ein Senatssprecher auf Anfrage. Zurzeit werde intern über das weitere Verfahren beraten. Aus der in Sachen Elbvertiefung federführenden Wirtschaftsbehörde heißt es, Feldt werde „zeitnah“ eine Antwort erhalten. Da dieser das Konzept auch dem Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, dem Cuxhavener CDU-Abgeordneten Enak Ferlemann, zur Kenntnis gab, gebe es noch Abstimmungsbedarf zwischen Hamburg und dem Bund. Dieser ist offizieller Bauherr bei der „Bundeswasserstraße Unterelbe“.

Feldts Kompromissvorschlag reduziert die Menge des Baggerguts von geplanten 38,5 Millionen m[3]auf lediglich fünf Millionen. Zugleich würden die Kosten von veranschlagten knapp 400 Millionen Euro auf 60 bis 80 Millionen Euro sinken, die ökologischen Schäden würden auf „20 bis 30 Prozent des jetzigen Umfang“ reduziert werden. Das sei für Hafenwirtschaft, Umweltschutz und Politik zugleich „eine Win-Win-Situation“, bilanziert Feldt, der jahrelang als Referatsleiter für Umweltverträglichkeitsprüfungen im niedersächsischen Umweltministerium bereits mit früheren Elbvertiefungen befasst gewesen war.

Die Zufahrt von der Nordsee in den Hamburger Hafen ist seit dem Ende des 19. Jahrhunderts mehrfach vertieft worden. Der Baubeginn für das aktuelle Projekt war für 2007 angesetzt worden und wurde wegen gravierender Planungsmängel auf 2011 verschoben. Mit einem Planfeststellungsbeschluss ist im Herbst zu rechnen.

Vor drei Wochen noch hatte Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) „ohne Wenn und Aber“ erste Sondierungen für eine halbe Elbvertiefung zurückgewiesen. Jetzt kann er das Konzept ausführlich lesen, bevor er antwortet. SVEN-MICHAEL VEIT