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Archiv-Artikel

Bei Opel wackeln wieder die Jobs

Trotz Garantie bis 2010 wird General Motors Europe wohl auch in Deutschland weitere Arbeitsplätze streichen. Überkapazitäten bei Astra-Produktion gefährden Jobs in Bochum. Konzern hatte kürzlich Opel-Kündigungen dementiert

AUS RÜSSELSHEIMKLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Entgegen bisheriger Zusagen plant General Motors Europe (GME) auch in seinem Bochumer Opel-Werk weitere Arbeitsplätze abzubauen. Nach Informationen der taz soll nach den Werksferien eine von drei Schichten bei der Produktion des Astra gestrichen werden – mit allen Konsequenzen für die dortigen Arbeitsplätze. GME will damit europaweit Überkapazitäten bei der Astra-Produktion abbauen.

Bereits letzten Mittwochabend hatte General-Motors-Europachef Carl-Peter Forster angekündigt, im britischen Astra-Werk Ellesmere Port eine ganze Schicht zu streichen. „Es geht um knapp 1.000 Beschäftigte“, sagte Forster, von denen sich GME noch 2006 trennen wolle.

Dabei wähnten sich die Beschäftigten der europäischen Tochtergesellschaften von General Motors auf der sichern Seite. Der Abbau von fast 12.000 Jobs bei Opel, Saab und Vauxhall im vergangenen Jahr war mit einer Standort- und Arbeitsplatzgarantie bis 2010 verbunden.

Allein in Deutschland scheiden auf dieser Grundlage 4.500 Mitarbeiter bei Opel aus, 1.500 davon in Bochum. Die Arbeitsplätze eines Teils der verbliebenen 5.000 Mitarbeiter in Bochum sind entgegen aller Garantien nun in Frage gestellt.

Carl-Peter Forster hatte am vergangenen Mittwoch bereits angedeutet, dass die britischen Stellenstreichungen nicht das letzte Wort sein könnten. „Für den Fall, dass sich der Astra auch nach der neuerlichen Restrukturierung weiter nur schleppend verkauft, muss auch über den Abbau zusätzlicher Stellen bei Vauxhall verhandelt werden.“

Ultraproduktiv soll der Astra zukünftig gebaut werden, sagte Foster bei der Einweihung eines neuen Designcenters für alle europäischen Marken von GM. In 13 bis 17 Stunden müsse ein Astra fertig gebaut sein. Bislang sind es noch 27 Stunden. GME und auch der Gesamtbetriebsrat gehen jedoch davon aus, dass diese Zielvorgaben in den veralteten Werken in Ellesmere Port und Bochum nicht zu erreichen sind. Die Automobilwerker bei Vauxhall haben den Bossen von GM deshalb schon einen „heißen Sommer“ angekündigt. Widerstandslos jedenfalls würden die dort noch 3.000 Beschäftigten den Jobabbau nicht hinnehmen, war von der Branchengewerkschaft Transport & General Workers Union (TGWU) zu hören. Am vergangenen Donnerstag kam es zu Warnstreiks. Hunderte erschienen nicht zur Arbeit.

In einer ersten Verhandlungsrunde mit dem Management von GME in Rüsselsheim boten die Betriebsräte eine generelle Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich an, um der neuerlichen Absatzkrise zu begegnen. „Dafür muss GME den Bestand aller Produktionsstätten des Konzerns in Europa über das Jahr 2010 hinaus garantieren“, sagte der Bochumer Betriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel; dazu gehöre natürlich auch der Standort Bochum.

General Motors Europe hat sich bislang zu den Bochumer Entlassungsplänen nicht geäußert. Nach 2010 läuft die Produktion des aktuellen Astra-Modells ohnehin aus. Dann müssen die Werke in Polen, Belgien, England und Deutschland (Bochum) untereinander um die Aufträge für die Produktion des Astra-Nachfolgers konkurrieren. Studien von GME gehen davon aus, dass in diesem internen Wettbewerb die modernen Standorte Antwerpen (Belgien) und Gleiwitz (Polen) die besten Aussichten haben – und dass Ellesmere Port und Bochum die Verlierer sein werden. Dann wird es ums Ganze gehen: Den Verlierern droht die Schließung.