: Arbeitsauftrag: Körpersprache
Es war wie so oft ein Torwart, der am Samstag beim 3:1 von Schalke 04 gegen Werder Bremen besonders im Blickpunkt stand: Schalkes Keeper Timo Hildebrand hatte beim 0:3 gegen Chelsea in der Champions League eines jener selbst verschuldeten Tore kassiert, die in keinem Jahresrückblick fehlen werden. Sebastian Mielitz kennt solche Situationen. „Ich weiß, wie man sich da fühlt. Das tut richtig weh. Da fühlt man mit dem Kollegen“, sagte Bremens Torwart vor dem Spiel auf Schalke.
Mielitz hat in seinen acht Jahren bei Werder, wo er 2005 aus Cottbus kommend in der B-Jugend landete, schon manches Wechselbad erlebt. Jahrelang war er der geduldige Ersatzmann hinter Tim Wiese, der nicht mit den Füßen scharrte, sondern sich auch nach guten Leistungen wieder anstandslos hinten anstellte. Aber immer, wenn man ihn brauchte, wie 2009 beim Bundesliga-Debüt gegen Köln, war er voll da. Deshalb konnte Werders damaliger Sportchef Klaus Allofs den hoch bezahlten Wiese 2012 guten Gewissens ziehen lassen und Mielitz zum Stammtorhüter machen.
Allerdings machte Allofs den Fehler, den Wechsel öffentlich mit den größeren fußballerischen Qualitäten von Mielitz zu begründen. Die sind zwar zweifelsohne vorhanden, aber die Anhänger des beliebten Tim Wiese beäugten nun jede Ballberührung des Nachfolgers mit Argusaugen und kommentierten jeden verpatzen Abschlag höhnisch. Hinter der unsicheren Abwehr hatte Mielitz es aber auch in der Kerndisziplin des Torwartspiels, dem Toreverhindern, schwer, die hoch gesteckten Erwartungen zu erfüllen. Werder kassierte mit 66 die zweitmeisten Tore der Liga. Dazu kam, dass auch die Körpersprache von Mielitz Angriffsflächen bietet. Gerade in Ballbesitz strahlt er wenig Ruhe aus, sondern macht oft unnötig hektische Bewegungen.
Als sich dann sein in Hoffenheim auf dem Abstellgleis gelandeter Vorgänger Tim Wiese beim Abschiedsspiel für Torsten Frings mit Sprechchören huldigen ließ und am Tag darauf in Zeitungen dessen Rückkehr diskutiert wurde, war sie da, die Frage: „Hält Mielitz den Druck aus?“
Er hielt, und zeigt seit Wochen konstant gute Leistungen, auch auf Schalke, wo er Werder lange im Spiel hielt. Viermal hat er bereits zu Null gespielt, so oft, wie sonst kaum ein Bundesliga-Kollege. „Ich habe bewiesen, dass ich dem Druck standhalten kann und die Nummer eins bin“, sagt er. Der Name „Wiese“ ist aus den Bremer Stammtischgesprächen wieder verschwunden. Auch Abschiedsspiele stehen in nächster Zeit nicht an. Alles spricht für eine Verlängerung des 2014 auslaufenden Vertrages von Sebastian Mielitz. An der Körpersprache sollte er trotzdem arbeiten. RLO