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Archiv-Artikel

wohin heute? Postsozialistische Comics

Von PS

Er gilt als Vertreter einer Tendenz, die in Sammlerkreisen so begehrt wie umstritten ist: Surreal und fern wirken die Gemälde von Neo Rauch, der heute in der Kunsthalle zu erleben ist. Ein rares Ereignis, spricht der Künstler, dessen Werke unter anderem im New Yorker MoMa hängen, doch höchst selten über seine Arbeit.

Als wichtiger Vertreter der „Neuen Leipziger Schule“ gilt der 1960 geborene Künstler, den Kritiker gelegentlich auch als neokonservativ bezeichnen. Gelernt hat er bei Bernhard Heisig, einem der wichtigsten Vertreter des Sozialistischen Realismus in der DDR. Inzwischen ist Rauch selbst Professor an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst. Seine Rezeptur ist wirkungsvoll und, so ein US-Kritiker, „postkommunistisch“: Aus Personal aus West und Ost, griechischer Mythologie und sozialistischem Figurenkanon setzt er seine Gemälde zusammen, die auch Elemente moderner Comics bergen. Zwischen Traum und Märchen, zwischen Dalí und russischer Kinderbuchillustration changieren die kühlen Familien- und Arbeitsszenen, die gespickt sind mit Zitaten aus der Kunstgeschichte, mit vielfältig deutbaren Requisiten. Hinterfangen wird das alles von einer unwirklich beleuchteten Szenerie, die teils zwei-, teils dreidimensional daherkommt.

Eine sehr eigenwillige Verarbeitung der Kunst des Sozialismus, deren Beliebtheit im Westen überrascht: Bis ins Jahr 2008 sind sämtliche – noch zu erwartende! – Bilder Rauchs bereits verkauft. War der Sozialismus inklusive seiner Folgen nach der Wende nicht mal verpönt gewesen? PS

heute, 19 Uhr, Kunsthalle