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Archiv-Artikel

Lass die Finger von Hanke

Das WM-Tagebuch: Darf man über Owomoyela singen? Und: Braucht jemand noch ein „Scheiß WM“-Shirt?

Darf man das Lied „Lass die Finger von Owomoyela“ vor sich hin summen? Die Coverversion eines Hits der Band Fettes Brot („Lass die Finger von Emanuela“) kann in diesen Tagen als Unterstützung für Bundestrainer Klinsmanns fachliche Entscheidung verstanden werden, Rechtsverteidiger Patrick Owomoyela (Werder Bremen) nicht für den WM-Kader nominiert zu haben. Das Lied ist außerdem ziemlich lustig. Andererseits gab es aber eine NPD-Aktion, die sich gegen Owomoyelas Nationalspielertum richtete, offenbar wegen dessen nicht arischer Abstammung. Spielt man dem Pack in die Hände? „Ach nein, das kann man schon singen“, sagt Daniel Cohn-Bendit, Grüner EU-Spitzenpolitiker und WM-Kolumnist der taz. Allerdings teilt er die Aussage fachlich nicht. „Ohne Owomoyela hat Klinsmann nur einen rechten Verteidiger“, sagt er. Nämlich Arne Friedrich. Grundsätzlich hätte er plädiert für: „Lass die Finger von Nowotny“. Und: „Lass die Finger von Mike Hanke“.

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Es gibt einen Mann in Berlin, der trägt privat ein T-Shirt mit der Aufschrift „Scheiß WM“. Wann immer er damit über die Oberbaumbrücke zwischen Friedrichshain und Kreuzberg geht, stoppen ihn Leute und wollen ihm das T-Shirt abkaufen. Der Mann heißt Gerd Dembowski und ist beruflich so etwas wie ein alternativer Spitzenfußballfunktionär. Derzeit arbeitet er für den deutschen Partner von Football against Racism in Europe (FARE), ein Uefa-finanziertes Projekt gegen Rassismus. „Sechzigmal hätte ich das Shirt schon verkaufen können“, sagt Dembowski. Seiner Ansicht nach verbreitert sich die zuvor hauptsächlich im Mäkel-Feuilleton angesiedelte Anti-WM-Stimmung im Land. „Selbst die kritische Szene scheint schon Überdruss zu haben.“ Ein Indiz dafür sind trotz guten Angebots mäßig besuchte Fußball-Veranstaltungen oder Ausstellungen. Dembowski erwägt nun, sein T-Shirt in Massenproduktion gehen zu lassen. Ansonsten ist sein Motto: Schluss mit Vorgeplänkel – „Let the games begin“.

PETER UNFRIED