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Archiv-Artikel

Fernsehen verbindet

Jennifer und Kevin McKoy erklären, warum sie die Trennung von Privatsphäre und Arbeit aufheben wollen – und wie man durch einen Babysitter zur Medienkunst kommen kann

taz: Sie erzählen in Ihren Werken von Ihren eigenen Erfahrungen mit Medien. Ist das die Autobiografie von heute?

Kevin McCoy: Absolut. Unsere frühen Werke handeln von uns beim Filmegucken. Inzwischen hat sich das gewandelt: Wir reden über unser Leben in der Ausdrucksweise von Film.

Jennifer McCoy: Man fragt sich: Woher weiß ich Dinge über die Welt? Und die Antwort lautet: Aus dem Fernsehen. Fernsehen schafft Bindungen zwischen Menschen, etwa wenn man feststellt, dass man früher dieselben Serien geguckt hat. Durchs Fernsehen erzähle ich den Leuten etwas wichtiges über mich.

Ein Beispiel?

Kevin: Als Kind hatte ich eine Babysitterin, die verrückt war nach „Starsky and Hutch“. Das war in den 70ern, wir hatten keinen Videorecorder. Sie nahm den Ton auf Kassette auf und sprach dazu ins Mikrofon, um die Bilder zu beschreiben. Das war meine erste Begegnung mit Medienkunst.

Jennifer: Mein Vater hat mir nur erlaubt, das anzuschauen, was er „richtig gute“ Serien nannte. Also durfte ich nur „Startrek“ und „Kung Fu“ gucken.

Wie soll man Ihre Archive benutzen?

Kevin: Es geht darum, dass das Sehen eine sehr willensgeleitete Tätigkeit sein kann.

Jennifer: Man kennt die Sprache der Filme schon sehr gut. Du brauchst nur vier, fünf Einstellungen zu sehen, um zu erkennen, wie ein Effekt gemacht ist, wie du reingelegt wirst, wie eine kontinuierliche Bewegung mit Hilfe von einzelnen Teilen vorgetäuscht wird.

Wie ist es dazu gekommen, dass Sie als Paar zusammen arbeiten?

Kevin: So wie es in unserer Arbeit um unser eigenes Leben geht, wollen wir auch die Trennung von Privatleben und Arbeit aufheben.

Die Werke sehen technisch sehr ausgefeilt aus. Sind Sie sowohl Künstler als auch Ingenieure?

Kevin: Ich finde, wir benutzen eine reichlich simple Technologie. Leute erwarten, dass Technik kompliziert, schwierig zu verstehen, irgendwie magisch ist. Wir lenken die Aufmerksamkeit auf die Art, wie Dinge gemacht sind.

INTERVIEW: A. Beelte