Autobesitzer sind die Bremser

Alternative Ideen in der städtischen Verkehrsplanung

VON SVENJA BERGT

Berlin ist keine klassische Autostadt. Auf 1.000 Einwohner kommen hier nur 322 Autos. Im bundesweiten Vergleich steht Berlin damit ziemlich weit hinten.

Trotzdem scheinen in den Köpfen der Verkehrsplaner Autos die größte Rolle zu spielen. Das zeigt die Planung zweier neuer Stadtautobahnabschnitte trotz Prognosen, die einen Rückgang des motorisierten Verkehrs vorhersagen. Und das zeigt auch die konstante Verzögerung, wenn es darum geht, einen gemeinsamen Verkehrsraum für alle zumindest mal auszuprobieren. Und zwar nicht nur auf einer Nebenstraße von 50 Meter Länge. Dabei führte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung das Konzept schon in einem Papier von 2006 als Maßnahme auf, um Lärm, Luftverschmutzung und Unfälle zu reduzieren und die Stadt als Lebensraum attraktiver zu machen.

Parkplätze fallen weg

Doch das Denken in Autos und Autozusammenhängen verbaut alternative Verkehrsmodelle. Shared Space? Geht nicht, denn dann fallen die Parkplätze für die Autos weg. Und außerdem könnten Autofahrer auf betroffenen Hauptstraßen in der Spitze nicht mehr die jetzt üblichen 60, sondern eher nur noch 20 Kilometer pro Stunde fahren.

Diese autozentristische Weltsicht wird sich nicht von selbst auflösen, sondern nur durch Angebote und stetige Steuerung in die andere Richtung. Wer erst einmal selbst erlebt hat, dass Verkehr auch ohne Gehwege und Verkehrsschilder funktioniert, dass Car-Sharing das eigene Auto ersetzen kann, dass man auf dem Weg zur Arbeit in der S-Bahn sogar Zeitung lesen kann, ohne dadurch einen Unfall zu verursachen – der wird irgendwann aufhören, die Nichtautofahrer auszubremsen.