: Kahlschlag beim BFC Dynamo
Der Präsident des BFC Dynamo will den Club vom Nazi-Stasi-Hooligan-Image befreien. Nicht allen im Verein behagt das
Es soll ein schönes sportliches Pfingstfest für Mario Weinkauf und den BFC Dynamo werden. Im Sportforum Hohenschönhausen veranstaltet der Verein ein prominent besetztes Fußballturnier für Jugendteams aus dem In- und Ausland. DFB-Ehrenpräsident Egidius Braun hat das Grußwort verfasst. Doch nach den Ausschreitungen von BFC-Anhängern Mitte Mai im Meisterschaftsspiel gegen den Erzrivalen 1. FC Union drängt ein anderer Termin das Pfingst-Event fast in den Hintergrund: Am 6. Juni werden beim BFC Vorstandswahlen abgehalten, bei denen Präsident Mario Weinkauf für eine weitere zweijährige Amtszeit kandidieren will. „Ich will gewinnen“, erklärt der Amtsinhaber.
Was sich nach plumper Machtgier anhören mag, versteht der Mann aus der Computerbranche als Signal, sich nicht einschüchtern zu lassen bei seinem ehrgeizigen Vorhaben: „Wir wollen in die Regionalliga aufsteigen. Aufsteigen kann man allerdings nur, wenn man sich an die Regeln hält.“
Weinkauf meint damit eine Fraktion im BFC, die von fair play nichts hält und den Verein als Wirtstier betrachtet, das man für dubiose Geschäfte nutzt. Diese Machenschaften wären freilich bei einem Aufstieg gefährdet. Denn dann müsste Dynamo die Karten auf den Tisch legen, um die Lizenz zu erhalten. „Wir müssen endlich weg von dieser Nazi-Stasi-Hooligan-Aura“, verkündet der Präsident. Er will den DDR-Rekordmeister und einstigen Lieblingsclub von Erich Mielke zu einem gesellschaftsfähigen Fußballverein machen.
Das setzt eine strikte Abgrenzung von Hooligans und rechts drehenden Gruppen voraus. Ein Unterfangen, bei dem engagierte Vorgänger von Weinkauf ähnlich kläglich gescheitert sind. Auch jetzt wollen Spekulationen nicht verstummen, bei den jüngsten Ausschreitungen in Hohenschönhausen hätte es sich in Wahrheit um einen Putschversuch gegen den widerspenstigen Weinkauf gehandelt.
Gleich nach Ausbruch der Gewalt, die durch das auffallend lasche Auftreten der BFC-Ordner möglich wurde, kursierte das Gerücht, der Präsident würde sich mitsamt Hauptsponsor auf dem Rückzug befinden. „Nichts davon stimmt. Man könnte schon vermuten, dass das gesteuert war“, zischt Weinkauf.
Er macht keinen Hehl daraus, dass er zwielichtige Sponsoren loswerden will. Ein Geldgeber des Vereins soll sogar im Pulk der Hooligans gesichtet worden sein, als diese gegen Union das Spielfeld stürmten. Die jüngste Randale könnte ein Beleg dafür sein, dass die Quertreiber dem Reformeifer einen Riegel vorschieben wollen. „Die Vorfälle haben uns um Lichtjahre zurückgeworfen“, schimpft der Präsident. Jugendtrainer hätten ihre Tätigkeit eingestellt; wechselwillige Spieler, die Dynamo verstärken sollten, legten ihre Zusagen auf Eis wie potenzielle Sponsoren die Verhandlungen. Weinkauf will dem schwelenden Machtkampf trotzdem nicht ausweichen: „Ich bin nicht erpressbar. Der Schnitt wird jetzt gemacht.“ JÜRGEN SCHULZ