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Archiv-Artikel

Hauptbahnhof mit Anschluss

S-BAHN Ende 2017 soll der erste Abschnitt der Linie 21 fertig sein, die Nord-Süd-Verbindung und Hauptbahnhof verbindet. Über den folgenden Ausbau herrscht noch keine Einigkeit

Der Bundestag hat eine Haltestelle am Reichstagsgebäude abgelehnt. Dort parkt die Fahrbereitschaft

VON SEBASTIAN HEISER

In genau vier Jahren ist es so weit: Ende 2017 soll die neue S-Bahn-Linie zum Hauptbahnhof in Betrieb gehen, wenn bis dahin nichts dazwischenkommt. In zwei weiteren Bauabschnitten soll die Linie später sogar bis zum südlichen S-Bahn-Ring weitergebaut werden. „S 21“ heißt das derzeit größte Nahverkehrsprojekt in Berlin. Die 21 steht dabei nicht – wie bei dem Stuttgarter Bahnhofsneubau – für das 21. Jahrhundert, sondern für den Namen der neuen Linie.

Der bisherige, im Jahr 1939 eröffnete Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn führt über den Bahnhof Friedrichstraße. Die neue Strecke soll dazu führen, dass auch der 2006 eröffnete Hauptbahnhof an eine Nord-Süd-Verbindung angeschlossen wird. „Damit gewinnen der Bahnhof und sein Umfeld weiter an Attraktivität“, sagte Ingulf Leuschel, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG, beim Spatenstich. Da gibt es sogar seltene Einigkeit mit dem Fahrgastverband Igeb: „Grundsätzlich ist die Nord-Süd-Erschließung des Hauptbahnhofs wichtig“, sagt dessen Sprecher Jens Wieseke. Der neue Tunnel ist dabei ein zusätzlicher, die bisherige Strecke wird auch weiter befahren.

Derzeit merken die Berliner den Bau vor allem an der Sperrung des Friedrich-List-Ufers, der kleinen Straße direkt östlich des Hauptbahnhofs. Bereits im Juli 2011 begann der Bau des ersten Teilabschnitts, der die Ringbahn vom Norden aus mit dem Hauptbahnhof verbinden soll. Aufwendig an dieser vier Kilometer langen, 230 Millionen Euro teuren Teilstrecke sind vor allem die neue Brücke über den Kanal am Nordhafen und der Tunnel bis zum Hauptbahnhof. An dessen östlicher Seite entsteht eine neue unterirdische S-Bahn-Station.

Die Haltestelle an der Perleberger Brücke ist als Option für später vorgesehen. Ob sie gebaut wird, hängt davon ab, wie sich das gesamte Gebiet entwickelt. Bisher liegen die Flächen rechts und links der Gleise zwischen Hauptbahnhof und Nordring zum Teil brach, zum Teil sind dort Kleingärten angesiedelt. In den nächsten Jahrzehnten soll hier ein neuer Stadtteil entstehen, auf einer Fläche ungefähr so groß wie das rund um den Potsdamer Platz in den 1990er Jahren entstandene Quartier. Der Fahrgastverband Igeb fordert daher, den neuen Bahnhof schon jetzt zu bauen. „Das gehört für uns elementar dazu“, sagt Sprecher Wieseke. „Was nützt mir eine neue S-Bahn, wenn die an meiner Wohnung vorbeirauscht?“

Ab 2018 kann dann der Bau des zweiten Abschnittes beginnen, der vom Hauptbahnhof bis zum Potsdamer Platz führt. Dazu muss ein neuer Tunnel unter der Spree hindurchgebuddelt werden.

Der Bundestag hat übrigens eine Haltestelle am Reichstagsgebäude abgelehnt. Sie wäre direkt östlich des Gebäudes entstanden – genau dort, wo derzeit immer die Limousinen der Fahrbereitschaft stehen und auf die Abgeordneten warten.

Ab dem Brandenburger Tor führt die Strecke durch einen bereits existierenden Tunnel bis zum Potsdamer Platz: Schon die Nazis planten hier eine S-Bahn und bauten dieses Teilstück, das über 75 Jahre nicht genutzt wurde. Am Potsdamer Platz können die S-Bahnen dann auf die bestehende Strecke über den Anhalter Bahnhof einfädeln. Sobald zwischen Schöneberg und Südkreuz zwei Verbindungskurven gebaut werden, können die Züge auf den südlichen Teil des S-Bahn-Rings abbiegen.

Derzeit noch unklar ist, ob und wann der letzte Bauabschnitt realisiert wird: eine Verbindung vom Potsdamer Platz über das Gleisdreieck bis zur Yorckstraße. Der Streckenverlauf ist schon geplant, im Scandia-Hotel am Potsdamer Platz klafft ein drei Stockwerke großes Loch in der Fassade. Hier soll der Tunnel enden und die Strecke oberirdisch weitergeführt werden. „Die fehlende Verbindung zwischen S-Bahn und U-Bahn an dieser Stelle ist der einzige Konstruktionsfehler im Nahverkehrsnetz“, sagt Igeb-Sprecher Wieseke.

Wer derzeit aus dem Süden mit der S1 oder S2 kommt und in Richtung Ku’damm will, muss zweimal umsteigen. Der Neubau der Strecke würde dann am Gleisdreieck einen direkten Übergang von der S-Bahn in die U1 ermöglichen.