: Betr.: kinotaz nord
A
Absolute Giganten Deutschland 1999, R: Sebastian Schipper, D: Frank Giering, Florian Lukas
„Der Einbruch märchenhaften Musical-Glamours in eine ansonsten eher triste Welt aus Hochhausbeton und Absturzkneipen ist in diesem Film so etwas wie die Erfüllung der Träume. Mit so viel Charme hat lange kein deutscher Film mehr Musicalträume und reales Leben versöhnt.“ (Der Spiegel) HH
Alice im Wunderland USA 2010, R: Tim Burton, D: Mia Wasikowska, Johnny Depp
„In dieser visuell überbordenden Aneignung der beiden Carroll-Klassiker rahmt die Verlobung der Titelheldin eine klassisch dramatisch verlaufende Erzählung vom Sieg über die Tyrannei der großköpfigen Königin ein. Die subversive Kraft, der Wahnsinn und die rebellische Hysterie des Stoffes überdauern in den irritierend verzerrten Bildern, auf denen größenmäßig nichts zusammenpasst.“ (tip) H, HB, HH, KI, OS, SN
A Nightmare on Elm Street USA 2010, R: Samuel Bayer, D: Jackie Earle Haley, Kyle Gallner
„Mit „Nightmare - Mörderische Träume“ revolutionierte Wes Craven 1984 das Slashergenre. Sein Schlitzer Freddy Krueger wurde zum Kult, weil er seine Teenieopfer nicht in irgendeiner Waldhütte meuchelte, sondern in ihren eigenen Albträumen. Dem Reboot von Produzent Michael Bay und seiner Remakefabrik Platinum Dunes (zuletzt: „Freitag der 13.“) geht diese erfrischende Note völlig ab. Vor lauter Erfurcht vor dem Original wurde offenbar auch vergessen, interessante Figuren zu entwerfen, die es verdient hätten, dass man mit ihnen mitfiebert. Einzig „Watchmen“-Mime Jackie Earle Haley versteht es, Kultkiller Freddy im Finale eine Bösartigkeit zu verleihen, die den schwarzhumorigen Auftritten seines legendären Vorgängers Robert Englund zuweilen abging. Nach 90 Minuten oberflächlichen Schreckens und vertaner Chancen kann das aber auch nichts mehr retten.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, LG, OL, OS, SN
A Single Man USA 2009, R: Tom Ford, D: Colin Firth, Julianne Moore
„Der Film „A Single Man“ ist das beeindruckende Regiedebüt des Modedesigners Tom Ford und basiert auf dem bekannten Roman „Der Einzelgänger“ von Christopher Isherwood. Colin Firth verkörpert den Uni-Prof George Falconer, der vom plötzlichen Unfalltod seines langjährigen Lebenspartners Jim erfährt und beschließt, Selbstmord zu begehen.“A Single Man“ zeichnet sich durch erlesene Optik und dezente, unaufdringliche Situationsschilderungen aus, die an die Handschrift des „American Beauty“-Regisseurs Sam Mendes erinnern. Die zartbittere Charakterstudie gleitet nie in Kitsch und Pathos ab, wenn auch in einigen Szenen die schwule Ästhetik etwas dick aufgetragen ist und die meisten Nebendarsteller wie Models aus der Haarspraywerbung aussehen.“ (Cinema) FL, HH, KI
Avatar USA 2009, R: James Cameron, D: Sam Worthington, Sigourney Weaver
„Dass James Camerons Science-Fiction ein wirklich visionärer Film geworden ist, liegt daran, dass sein Macher zu einer raren Hollywood-Spezies gehört: der des megalomanischen Autorenfilmers. Bei diesem Film gehen die Augen des Betrachters von Anfang an ein wenig weiter auf angesichts einer Science-Fiction-Welt, in der sich hyperbrillante, mit beiläufiger Eleganz inszenierte 3-D-Bilder und eine exzessiv überbordende, detailbesessen ausgemalte Fantasiewelt verbinden.“ (Die Zeit) BS, H, HB, LG, SN
B
Bedways Deutschland 2010, R: RP Kahl, D: Miriam Mayet, Matthias Faust
Das Kammerspiel handelt von einem Filmprojekt, bei dem eine junge Filmemacherin zusammen mit einem Schauspieler-Paar versucht, Momente der Wahrheit und Intimität zu filmen. Ein seltsamer Film, bei dem die Figuren fremd bleiben, gerade weil die Darsteller sich oft entblößen und in den Sexszenen so weit gehen. (hip) H, HB
Die Beschissenheit der Dinge Belgien 2009, R: Felix Van Groeningen, D: Kenneth Vanbaden, Valentijn Dhaenens
„In der belgischen Provinz der 80er Jahre lebt der 13-jährige Gunther zusammen mit seinem dauersaufenden Vater und dessen drei ebenso abgewirtschafteten Brüdern. Denkbar schonungslos und mit ranziger Realitätsnähe, aber auch mit deftig grotesken Humoreinbrüchen erzählt diese Coming-of-Age-Tragikomödie von einer Jugend in prekären Verhältnissen und deren Langzeitfolgen.“ (tip) BS, GÖ, HB, HH, KI
Boxhagener Platz Deutschland 2010, R: Matti Geschonneck, D: Gudrun Ritter, Michael Gwisdek
„Jürgen Vogel ist ein geschniegelter Volkspolizist und Gudrun Ritter eine liebestolle Oma in dieser Milljöh-satten Verfilmung eines netten kleinen Romans von Torsten Schulz über einen Mordfall im Ost- Berlin des Jahres 1968. Regisseur Matti Geschonneck hat den Stoff brachial auf Klamotte getrimmt, was Nicht- Berliner Zuschauern mitunter leicht aufs Jemüt schlagen kann.“ (Der Spiegel) HL
C
Chloe USA/Kanada/Frankreich 2009, R: Atom Egoyan, D: Julianne Moore, Liam Neeson
„Julianne Moore und Liam Neeson spielen ein strahlendes Ehepaar aus besseren Kreisen, dessen Glück vom Stachel Eifersucht bedroht wird. Die Ärztin Catherine will die Treue ihres Gatten David testen, indem sie ein Callgirl namens Chloe als Köder auf ihn ansetzt. Doch das Mädchen, gespielt von der wunderbar rätselvollen Amanda Seyfried, verfällt ruck, zuck seiner Auftraggeberin und spielt sein eigenes, höchst unberechenbares Verführungsspiel. Der kanadische Regisseur Atom Egoyan nutzt das Story-Gerüst eines mittelmäßigen französischen Films von 2003 (in dem Fanny Ardant und Gérard Depardieu das Ehepaar darstellten) für einen gemächlichen, aber eleganten Thriller.“ (Der Spiegel) HH
Coco Chanel & Igor Stravinsky Frankreich 2009, R: Jan Kounen, D: Anna Mouglalis, Mads Mikkelsen
„„Coco Chanel & Igor Stravinsky“ waren einander zugeneigt, doch die Leidenschaft, zu der sie nun im Kino füreinander entbrennen, loderte vielleicht doch nur in der Sphäre des Klatsches. Fest steht, dass die Modeschöpferin 1920, auf der ersten Höhe ihres Ruhms, den damals noch notleidenden Komponisten samt kränkelnder Ehefrau einen Sommer lang als Gäste auf ihrem Landsitz bewirtete. Die Französin Anna Mouglalis ist als Chanel eine elegante Schwärmerin, der Däne Mads Mikkelsen ein wild zergrübeltes Musikgenie. Im Übrigen präsentiert sich der ungemein luxuriös, doch ein wenig schwerfällig in Art-déco-Kleidern und -Räumen schwelgende Film als Prestigestück gesamteuropäischen Kulturkinos.“ (Der Spiegel) H, HH
D
Date Night USA 2010, R: Shawn Levy, D: Tina Fey und Steve Carell
„“Date Night“ handelt von müden Eheleuten, die eines Tages aus ihrer Alltagsroutine gerissen werden, als man sie mit einem Gangsterpärchen verwechselt. Shawn Levys Komödie will zeigen, dass Verfolgungsjagden und wilde Schießereien die beste Paartherapie sind, spult aber das Abenteuer seiner Helden so lustlos und bieder ab, dass sich der Zuschauer schon bald die Ausübung aller ehelichen Pflichten zurückwünscht. Wenn Tina Fey in Dessous steigt, um als brave Gattin in einem Nachtclub das ganz verruchte Leben zu erfahren, wirkt sie weit spießiger als die republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin, die von Fey so wunderbar parodiert wurde.“ (Der Spiegel) H, HB, OS
David Wants to Fly Deutschland/ Österreich/Schweiz 2010, R: David Sieveking
„Auf der Suche nach Inspiration trifft der junge Filmemacher David Sieveking sein Idol David Lynch (“Twin Peaks“), einen bedeutenden Vertreter der Transzendentalen Meditation. Sein erhellender Film blickt in die zynischen Abgründe einer millionenschweren Psychosekte, handelt von obskuren Universitäten der Unbesiegbarkeit und yogischen Fliegern, die den Himmel auf Erden einläuten sollen.“ (Cinema) HB, HL
Drachenzähmen leicht gemacht USA 2010, R: Dean Deblois, Chris Sanders
„Seit Jahrhunderten kämpfen die Wikinger auf einer kleinen nordischen Insel gegen Drachen. Doch dann schließt ein junger Wikinger Freundschaft mit einem der feuerspeienden Reptilien. Mit liebenswerten Figuren, pointiertem Dialogwitz und wunderschönen CGI-Bildern glänzender 3D-Film, der vom Mut, zu sich selbst zu stehen und anderen mit Neugier und Offenheit zu begegnen, erzählt und dabei durch Humor, furiose Actionszenen sowie die feine Porträtierung seiner jungen Hauptfigur und ihrer Probleme überzeugt.“ (filmdienst) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Du sollst nicht lieben Israel/Deutschland/Frankreich 2009 , R: Haim Tabakman, D: Zohar Strauss, Ran Danker
„Ein ultraorthodoxer jüdischer Metzger aus Jerusalem verliebt sich in einen Thora-Studenten. Sein homosexuelles Begehren stürzt den Familienvater in eine Identitäts- und Glaubenskrise und bringt ihn überdies in Konflikt mit seiner Gemeinde. Mit präzisem Blick für die Strukturen und Mechanismen der orthodoxen Sozietät inszeniertes Drama, dem es dank glaubwürdiger Figuren gelingt, den Widerstreit zwischen individuellen Gefühlen und den Zwängen religiöser Gebote einfühlsam zu vermitteln.“ (filmdienst) HB, HH
E
Eine zauberhafte Nanny: Knall auf Fall in ein neues Abenteuer Großbritannien 2010, R: Susanna White, D: Emma Thompson, Ralph Fiennes
„Drei Kinderbücher hat Christianna Brand in den 60er-Jahren geschrieben. Die Geschichten von „Nurse Matilda“ inspirierten Emma Thompson zu ihrem ersten „Nanny“-Drehbuch, das 2005 verfilmt wurde. Auch das Skript zur Fortsetzung stammt aus Thompsons Feder, doch weil die Ideen aus den Büchern aufgebraucht waren, musste sie sich diesmal eine eigene Geschichte ausdenken. Und die besteht zum Glück aus den gleichen wunderbaren Zutaten wie beim ersten Teil: kauzige Figuren, hysterischer Slapstick und eine irrwitzige Handlung, die nicht unbedingt für kleine Zuschauer geeignet ist. Und natürlich ist auch Nanny McPhee ganz die Alte. Erneut nutzt sie ihre magischen Kräfte, um den Kindern fünf Lektionen zu erteilen - und Maggies hinterlistigen Schwager, der sich die Farm unter den Nagel reißen will, in die Flucht zu schlagen.“ (Cinema) GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Ein russischer Sommer Deutschland/Russland/Großbritannien 2009, R: Michael Hoffman, D: Helen Mirren, Christopher Plummer
„Ein russischer Sommer“, das ist der letzte Sommer des großen Leo Tolstoi (großartig verkörpert von Christopher Plummer). Der Autor von „Krieg und Frieden“ und „Anna Karenina“ verlebt diesen Sommer 1910 im Kreis seiner Familie und Freunde. Die streitlustige Ehefrau Sofja (Helen Mirren) reagiert mit Kummer und Zorn auf Tolstois Absicht, die Rechte an seinem Werk dem Volk zu schenken. Am Ende des Jahres verlässt der Schriftsteller seine Frau, nach fast 50 Jahren Zusammenleben und zehn Tage vor seinem Tod. Die Stärke dieses mitreißenden Films ist, im Ehedrama keine Partei zu ergreifen.“ (Der Spiegel) H
Die Eleganz der Madame Michel Frankreich/Italien 2009, R: Mona Achache, D: Josiane Balasko, Garance Le Guillermic
„Die verschlossene Concièrge eines Pariser Mietshauses pflegt heimlich eine empfindsame Neigung zur Literatur. Die Bekanntschaft mit einem japanischen Witwer und einem Mädchen führt zur allmählichen Annäherung dreier Außenseiter. Darüber verwandelt sich der Film vom entschleunigten Drama der Isolation zur sympathischen Komödie menschlicher Unzulänglichkeiten. Subtil-humorvoll erzählt, mit hintergründigen Dialogen und guten Schauspielern, überzeugt das zart-vergnügliche Kinodebüt durch seinen von Toleranz und Mitgefühl geprägten Blick auf einen menschlichen Mikrokosmos.“ (filmdienst) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, OL
Erklär mir Liebe Deutschland 2010, R: Florian Aigner
„Ein filmischer Essay. Es wird der Frage nachgespürt, welche Fliehkräfte Menschen auseinandertreiben. Vier Elternpaare berichten von der großen Liebe, vom Geschlechterkampf und vom schwierigen Sich-Zusammenraufen als Eltern nach der Trennung.“ (3001-kino) HH
F
Der fantastische Mr. Fox USA 2009, R: Wes Anderson
„Wes Anderson übersiedelt sein Themenuniversum in den Puppenfilm und erzählt frei nach Roald Dahl von hochkultivierten, fuchteufelswilden Tieren in der englischen Provinz, die drei sadistische Großbauern gegen sich aufbringen. Ein handgemachter, hochkonzentrierter Stop-Motion-Animationsfilm (durchaus für Erwachsene) mit stilvoller 70ies-Soundcollage und einem Helden (im Original gesprochen von George Clooney), der mit kühlem Kopf die irrwitzigsten Pläne ausheckt.“ (tip) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS
Die Farbe des Granatapfels UdSSR 1968, R: Sergei Parajanow, D: Sofiko Chiaureli, Georgi Gegetschkori / Originalfassung mit Untertiteln
„Ein poetisches Filmgedicht ohne lineare Erzählung, das die Welt des armenischen Dichters Aruthin Sayadin in rätselhaften und teilweise surrealen Bildkompositionen aufleben läßt. Zitate aus seinen Gedichten verbinden sich zu einer eigenwilligen Sprachstruktur, ohne daß ihr Inhalt erfaßbar wird. In acht Kapiteln gegliederter Film; ein gleichzeitig spielerisches und ernsthaftes Experiment im Umgang mit Bild und Ton; lange Jahre verboten, zählt es inzwischen zu den bemerkenswertesten Beispielen des jüngeren sowjetischen Films.“ ( Lexikon des internationalen Films) HB
Forgetting Dad Deutschland 2008, R: Rick Minnich, Matt Sweetwood
„Im Mai 1990 verlor der Vater des Filmemachers Rick Minnich nach einem Autounfall sein Gedächtnis. Knapp 20 Jahre später begibt sich der Sohn auf eine filmische Spurensuche, bei der er gemeinsam mit den Familienangehörigen auch über die möglichen Motive der Amnesie spekuliert. Ein spannender, sehr persönlicher Dokumentarfilm, der sich in der Verbindung von Trauerarbeit, kriminalistischer Recherche und medizinischen Befunden zum facettenreichen, emotional und intellektuell aufwühlenden Diskurs über die Hintergründe eines Gedächtnisverlusts verdichtet.“ (filmdienst) OL
Die Frau mit den 5 Elefanten Schweiz/Deutschland 2009, R: Vadim Jendreyko
„Bewegendes Porträt der 85-jährigen Übersetzerin Swetlana Geier, das nicht nur eine außergewöhnliche Frau und ihr Schicksal vor dem Hintergrund zweier Diktaturen vorstellt, sondern zugleich Einblicke in ihre akribische Arbeit gewährt und einen unterschätzten literarischen Schaffensprozess transparent macht. Eine sehr rücksichtsvolle Annäherung an einen Menschen, der mit seiner Übersetzungskunst Brücken zu schlagen versteht, wobei sich der Film seinem Sujet mit inszenatorischer Bedächtigkeit annähert.“ (filmdienst) HB, HH
Die Fremde Deutschland 2009, R: Feo Aladag, D: Sibel Kekilli, Derya Alabora
„Drama um einen geplanten „Ehrenmord“ an einer kurdischstämmigen Deutschen. Diese lässt ihre Zwangsehe in der Türkei hinter sich, um mit ihrem kleinen Sohn in Deutschland ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Dort sucht sie den Kontakt zu Eltern und Geschwistern - mit fatalen Folgen. Dank prägnanter Figurenzeichnungen, die nicht nur die zwiespältigen Motivationen der furios gespielten Hauptfigur, sondern auch der Täter differenziert durchleuchten, ein überzeugender, spannungsvoller Blick auf ein Reizthema in Sachen Integration.“ (filmdienst) H, HL
Die Friseuse Deutschland 2010, R: Doris Dörrie, D: Gabriela Maria Schmeide, Natascha Lawiszus
“Schaff ick“ ist das Credo von Kathi König, der extrem dicken Heldin dieses Filmes, in dem davon erzählt wird, wie sie sich auch durch die widrigsten Umstände nicht klein kriegen lässt. Die arbeitslose Friseurin ist eine Frohnatur, die alles mit viel Energie und Leidenschaft anpackt.Kathi muss mit den demütigenden Ressentiments vieler ihrer Mitmenschen, den lethargischen Bürokraten beim Arbeitsamt und einem abschätzigen Existenzgründerberater fertig werden, aber ihr schöner Traum von einem eigenen Friseursalon gibt ihr eine verblüffende Standfestigkeit. Gabriela Maria Schmeide verkörpert sie mit soviel Wärme und Witz, dass diese im besten Sinne des Wortes merkwürdige Person einem auch lange nach dem Film nicht aus dem Sinn geht. Doris Dörrie zeigt den Berliner Marzahn, in dem Kathi aufgewachsen ist, und in den sie nun zurückgekehrt ist, als einen lebendigen Kiez ohne die gängigen Klischees von sozialer Verelendung. (hip) BHV, HH
G
Gentlemen Broncos USA 2009, R: Jared Hess, D: Michael Angarano, Jennifer Coolidge
„Einem jungen Science-Fiction-Autor wird sein Manuskript von einem erfolgreichen Schriftsteller in der Schaffenskrise entwendet. Liebeserklärung an die Welt der Science-Fiction-Fans, die vom Zuschauer eine gewisse Zuneigung zum Trivialen verlangt.“ (tip) H
Giulias Verschwinden Schweiz 2009, R: Christoph Schaub, D: Corinna Harfouch, Bruno Ganz
„Während sie auf sie warten, um ihren fünfzigsten Geburtstag zu feiern, tauschen Giulias Freunde Allgemeinplätze über das Altern aus. Angesichts der unausweichlich mit dem Tod endenden Katastrophe allmählichen Verfalls versucht Schaub das Publikum auf humorvolle Gelassenheit einzuschwören. In Wahrheit stiehlt er ihm mit seinem langweiligen Film die Zeit.“ (tip) HH, KI
Der Ghostwriter USA/Deutschland/Frankreich/Großbritannien 2010, R: Roman Polanski, D: Tom Wilkinson, Olivia Williams ““Ghost“ ist die Geschichte eines smarten ehemaligen britischen Premierministers namens Adam Lang, der nicht nur zufällig Ähnlichkeit mit Tony Blair hat. Der Ex-Premier muss seine Memoiren fertigstellen. Langs Verleger macht Druck, schließlich hat er dem Politiker zehn Millionen Dollar Vorschuss gezahlt. Wie in solchen Fällen üblich, wird ein Ghostwriter angeheuert - bereits der zweite. Der erste, ein langjähriger Mitarbeiter Langs, ist unter ungeklärten Umständen vor Martha‘s Vineyard ertrunken. Kaum sitzt der neue Ghostwriter dem Mann gegenüber, dessen Autobiografie er verfassen soll, gibt es Ärger. Seit Jahren ist der Politiker unter Beschuss, weil er den USA in den Irak-Krieg folgte. Nun ermittelt auch noch der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag gegen ihn, weil er als Premierminister britische Staatsbürger im Anti-Terror-Kampf verschleppen ließ, ein mutmaßliches Kriegsverbrechen - und ein ungewöhnlich aktueller, politisch brisanter Stoff für einen Thriller, gespickt mit bissigen Kommentaren über die USA.“ (Der Spiegel) HH
Die große Illusion (La grande Illusion) Frankreich 1937, R: Jean Renoir, D: Jean Gabin, Eric von Stroheim
„Der französische Regisseur Jean Renoir war der Überzeugung, dass Grenzen nicht zwischen verschiedenen Völkern, sondern höchstens zwischen Gesellschaftsschichten existierten. ,La Grande Illusion‘ ist eine Illustration dieses Gedankens: Im Ersten Weltkrieg begegnen sich ein deutscher und ein französischer Offizier (Erich von Stroheim und Pierre Fresnay), die trotz der Feindseligkeiten ihrer Nationen stets Respekt und Verständnis füreinander aufbringen, weil sie letztlich ja der gleiche Beruf verbindet. Seine ursprünglich kleine Nebenrolle baute Stroheim mit Renoirs freundlicher Billigung immer weiter aus (die Halskrause, die ihn als abgestürzten Piloten identifiziert, war seine Idee) und machte den Festungskommandanten von Rauffenstein zu einer seiner unverwechselbaren Figuren.“ (taz) HH
H
Hier kommt Lola! Deutschland 2010, R: Franziska Buch, D: Meira Durand, Felina Czycykowski
„Eine liebenswerte, wenn auch nicht gerade normale Familie hat die temperament- und phantasievolle Lola (Meira Durand) bereits, was ihr noch fehlt, ist eine echte beste Freundin, mit der sie alles teilen kann. Nach einem Umzug nach Hamburg hofft sie, diese an ihrer neuen Schule zu finden. Das erweist sich als gar nicht so einfach. Basierend auf einer Romanserie, entwirft der Film mit überwältigender Spiellust nichts Geringeres als eine wirklich anrührende Lebensutopie, die Zuneigung, Toleranz und die Möglichkeit, auch über Verschiedenheiten hinweg zusammenzuhalten, feiert. Der bildgestalterische Witz überzeugt dabei ebenso wie die guten Darsteller.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, KI, OS
I
I Can’t Think Straight Großbritannien 2007, R: Shamim Sarif, D: Lisa Ray, Sheetal Sheth / Originalfassung mit Untertiteln
„Eine indischstämmige Muslimin, die in London lebt, und eine Jordanierin verlieben sich ineinander und stoßen damit auf den Widerstand ihrer Familien, in deren kulturellen Wertvorstellungen kein Platz für Homosexualität ist. Im Stil eines unterhaltsamen Bollywood-Films, angesiedelt in einem sozial privilegierten Milieu, entfaltet sich eine leichtfüßige Liebeskomödie, die den angesprochenen Konflikten um sexuelle und kulturelle Ressentiments die Schärfe nimmt.“ (Lexikon des internationalen Films ) HB
I Love You Phillip Morris USA 2009, R: Glenn Ficarra, John Requa, D: Jim Carrey, Ewan McGregor
„Jim Carrey und Ewan McGregor als Stars einer schwulen Romantic Comedy? Angesichts eines solchen High-Concept-Unternehmens ist „I Love You Phillip Morris“ reichlich konventionell geraten. Hysterie-Superstar Carrey absolviert seinen Part (für seine Verhältnisse) erstaunlich gedämpft, und das Regie-Debütantenduo John Requa und Glenn Ficarra beugt sich den Funktionalitäts-Anforderungen des industriellen US-Kinos. Ein Starvehikel ohne besondere Merkmale.“ (tip) GÖ, HH
Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen Deutschland 2010, R: Hajo Schomerus
„Sechs christliche Konfessionen teilen sich den Zugang zum Grab Christi, das geht nicht immer ohne Streit: Der Dokumentarfilm „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen“ räumt den Gläubigen respektvoll Redezeit ein und gewinnt daraus doch fast so etwas wie eine skeptische Phänomenologie des Religiösen.“ (tip) H
Iron Man II USA 2010, R: Jon Favreau, D: Robert Downey Jr., Mickey Rourke
„Iron Man 2“ soll die Erfolgsgeschichte des Superhelden, dem ein kleiner Reaktor in der Brust Riesenkräfte verleiht, nach dem furiosen ersten Film von 2008 fortsetzen. Das wiederum von Jon Favreau inszenierte Sequel wirkt leider so schwergängig, als hätte der Weltenretter in der Zwischenzeit viel Rost angesetzt. Ohne Schwung und Esprit schleppt sich die Handlung dahin. Mikkey Rourke als charismatischer Bösewicht wird über weite Strecken lahmgelegt, weil er ständig an irgendwelchen Blechdosen herumschrauben muss. Scarlett Johansson darf als Femme fatale zwar sehr dekorativ ihre Kurven durchs Bild schieben, vermag aber ansonsten die Handlung kaum voranzutreiben. Und der für gewöhnlich großartige Robert Downey Jr., dem das Drehbuch nur selten witzige Sätze in den Mund legt, wirkt hier wie eine Revolverschnauze ohne Munition.“ (Der Spiegel) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, SN
K
Kampf der Titanen USA 2010, R: Louis Leterrier, D: Sam Worthington, Ralph Fiennes
„Bei der jetzt anlaufenden Neuversion von „Kampf der Titanen“ sehen die digitalen Monster auch nicht realer aus als die 1981 per Hand von Stop-Motion-Pionier Ray Harryhausen animierten Monsterpüppchen. Auch die Gestaltwerdung der griechischen Götter wirkt nicht unbedingt seriöser als die damals von Laurence Olivier und Ursula Andress im Nachtgewand dargestellten Zeus und Aphrodite.“ (epd-film) H, HB, OS, SN
Der Kautions-Cop USA 2010, R: Andy Tennant, D: Jennifer Aniston, Gerard Butler
„Ein Kopfgeldjäger soll seine Ex-Frau in den Knast bringen, doch auf der Reise zurück nach New York lauern allerlei Problemchen und alte Gefühle. Konfektionsware voller Konstruktionsfehler und einer erschreckend unsympathischen Hauptdarstellerin.“ (tip) HB, OS
Keep Surfing Deutschland 2009, R: Björn Richie Lob
„Dokumentarfilm über sechs Münchner Fluss-Surfer, die am Eisbach im Englischen Garten ihrer exotischen Leidenschaft frönen. Die über mehrere Jahre hinweg porträtierten jungen Männer erzählen über sich und ihr Leben, wobei der rasant geschnittene und rhythmisierte Film es mit seinen ästhetischen Anleihen beim Surffilm-Genre etwas übertreibt; dennoch ziehen die mitreißenden Bilder in Bann. Das Kinodebüt fängt zudem viel Zeitgeschichtliches ein und überzeugt durch seine Nähe zu den Protagonisten, wenngleich eine weibliche Perspektive das Männlichkeitspathos heilsam relativiert hätte.“ (filmdienst) H, HH, OS
Kick-Ass USA/Großbritannien 2010, R: Matthew Vaughn, D: Aaron Johnson, Nicolas Cage
„Was passiert, wenn ein elfjähriges Killerkind, ein trotteliger Teenager und ein waffenfanatischer Batman-Abklatsch die Welt retten wollen, zeigt diese Comicverfilmung. Mit derben Splattereinlagen und Zynismus in Reinkultur genießt die Graphic Novel von Mark Millar (“Wanted“) in Fankreisen Kultstatus. Und mit wenigen Aufnahmen hat Matthew Vaughn (“Der Sternwanderer“) diese brachiale Stimmung nun perfekt fürs Kino adaptiert. Gängige Superheldentopoi wie Spider-Mans Motto „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung“ werden durch den Fleischwolf gedreht. Nun heißt es: „Ohne Macht keine Verantwortung.“ Vor diesem schnoddrigen Hintergrund mutiert „Kick-Ass“ von einer Highschool-Klamotte zum knallig-makabren Gewaltexzess.“ (Cinema) HB
L
Das Leuchten der Stille USA 2010, R: Lasse Hallström, D: Channing Tatum, Amanda Seyfried
„Nicholas Sparks schafft, wovon andere Schriftsteller nur träumen können: Er bringt die Sterne zum Lächeln und die Stille zum Leuchten. So sentimental und tränenreich wie kaum ein anderer Autor erzählt er in seinen Romanen von den tragischen Wechselfällen der Liebe. „Dear John“ - so der US-Originaltitel dieser unfassbar seichten, von Lasse Hallström (“Hachiko“) verfilmten Schmonzette - erzählt von einem US-Soldaten, der sich hin- und hergerissen fühlt zwischen patriotischer Pflichterfüllung und seiner großen Liebe Savannah. Während er in fremden Ländern gegen moslemische Heckenschützen kämpft, will sie in der Heimat einen Reiterhof für autistische Kinder gründen. Die räumliche Distanz überbrücken die beiden mit einer Flut von Liebesbriefen - bis John eines Tages vergeblich auf Post wartet. Channing Tatum (“Step Up“) und Amanda Seyfried (“Mamma Mia!“) schreiben sich die Finger wund, doch es hilft nichts. Ihre schmachtenden Blicke können der trivialen Lovestory nicht ein echtes Gefühl entlocken.“ (Cinema) DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Das Lied von den zwei Pferden Deutschland 2009, R: Byambasuren Davaa
„Die Sängerin Urna Chahar Tugchi reist in die Äußere Mongolei, um die Geige ihrer Großmutter restaurieren zu lassen. Außerdem hofft sie, die in Vergessenheit geratenen Strophen eines alten Liedes wiederzufinden. In leisen, dokumentarisch anmutenden Bildern erzählt Byambasuren Davaa (“Die Geschichte vom weinenden Kamel“) vom Verlust kultureller Traditionen.“ (Cinema) H, HB, HH, OS
Lourdes Östertreich/Deutschland/Frankreich 2009, R: Jessica Hausner, D: Sylvie Testud, Lea Seydoux
„Für Kranke bedeutet Lourdes die Hoffnung auf Heilung. Auch für die an multipler Sklerose erkrankte Christine. Sie besucht den Wallfahrtsort mit einer von Maltesern betreuten Pilgergruppe. Als das „Wunder“ geschieht und Christine aus ihrem Rollstuhl aufsteht, provoziert das nicht nur Freude, sondern auch Neid und Zweifel. Der Film fängt das Treiben in Lourdes und die Dynamik in der Pilgergruppe in streng komponierten Bildern ein. Satirische Spitzen über die kommerziellen Auswüchse im Ort blitzen auf, ohne dass die Ernsthaftigkeit der Heilssuche diskreditiert würde. Eine doppelbödige Reflexion über die „Zumutung“ des Glaubens.“ (Rheinischer Merkur) GÖ
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Männer, die auf Ziegen starren USA 2009, R: Grant Heslov, D: George Clooney, Jeff Bridges
„In seinem Buch „Durch die Wand: Die US-Armee, absurde Experimente und der Krieg gegen den Terror“ beleuchtet Jon Ronson verbürgte Geheimmethoden für eine alternative Kriegsführung - inklusive Versuchen, sich unsichtbar zu machen, und unmenschlicher Foltermethoden wie die Beschallung Gefangener mit der Titelmelodie der „Sesamstraße“. Regisseur Grant Heslov hat aus diesem Tatsachenroman nun eine irrwitzige und (gewollt) konfuse Armeegroteske mit wilden Zeitsprüngen und kauzig-entrückten Figuren wie dem pazifistischen Armeeguru Bill Django (Jeff Bridges) gezaubert. Dessen Motto: LSD und Ecstasy sind besser als Panzer und Maschinengewehre. Ganz zu schweigen von Funkelaugen und übersinnlicher Sensibilität. Jenseits aller Scham toben sich George Clooney und Co. in dieser respektlosen Armeeparodie aus. Und ihre Laune ist ansteckend. Allerdings driftet die Story gegen Ende völlig ins esoterische Durcheinander ab.“ (Cinema) H, HH
The Messenger USA 2009, R: Oren Moverman, Ben Foster, Woody Harrelson
„The Messenger“ ist ein Offizier der US-Armee, der den Angehörigen im Irak gefallener Soldaten die Todesnachricht überbringen muss. Oren Movermans Oscar-nominiertes Drama erzählt unaufgeregt, feinfühlig und packend von den Kämpfen an der Heimatfront. Der grandiose Hauptdarsteller Ben Forster sowie Woody Harrelson als rauer Partner des empfindsamen Helden lassen den Zuschauer schmerzhaft spüren, was es bedeutet, andere Menschen in Verzweiflung zu stürzen, ohne etwas dafür zu können. So aufwühlend wurde im Kino lange nicht mehr von Tod und Trauer erzählt.“ (Der Spiegel) BS, H, HB, HH
Min Dît – Die Kinder von Diyarbakir Türkei/Deutschland 2009, R: Miraz Bezar, D: Senay Orak, Muhammed Al
„Nach der Ermordung ihrer Eltern durch Angehörige einer paramilitärischen Spezialeinheit müssen sich eine Zehnjährige und ihr kleiner Bruder alleine durch ihre Heimatstadt Diyarbakir schlagen. Eine minimalistisch inszenierte, atmosphärisch dichte Studie, die von überzeugend geführten minderjährigen Laiendarstellern getragen wird und auf die Notwendigkeit der Vergangenheitsbewältigung verweist, wobei der Film geschickt die Schemata eines Kompilationsfilms umgeht.“ (filmdienst) OL
Mit dir an meiner Seite USA 2009, R: Julia Anne Robinson, D: Miley Cyrus, Kelly Preston
„Miley Cyrus (“Hannah Montana“) in ihrer ersten ernstzunehmenden Rolle: Das Teenageridol spielt die 17-jährige Ronnie, die ihrem Vater nie verziehen hat, dass er sich von ihrer Mutter getrennt hat. Zusammen mit ihrem jüngeren Bruder soll das rebellische Girlie die Sommerferien nun ausgerechnet bei ihrem Dad (charismatisch: Greg Kinnear) verbringen. Dort trifft sie auf den Sonnyboy Will, der wieder Freude in Ronnies Leben bringt. Wider Erwarten ist aus Nicholas Sparks‘ Buchvorlage keine flache Liebesschnulze mit gelegentlichen Gesangseinlagen des Popsternchens entstanden. Im Gegenteil: Die unvorhersehbare Wendung der Geschichte wird sicherlich so manchem Kinozuschauer eine Träne entlocken.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, LG
My Name ist Khan Indien 2010, R: Karan Johar, D:Shah Rukh Khan, Sheetal Menon
„Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 will ein herzensguter Autist dem amerikanischen Präsidenten beweisen, dass nicht alle Muslime potenzielle Terroristen sind. Regisseur Karan Johar scheut sich nicht vor großen Gefühlen. Die Lebensfreude, die „My Name Is Khan“ trotz des ernsten Themas ausstrahlt, wirkt in manchen Szenen zu dick aufgetragen - und doch entfaltet der hemmungslos romantische Film einen unbefangenen Zauber, dem man sich kaum entziehen kann.“ (Cinema) BS, GÖ, H, HB, HH, KI
N
Nothing Personal Niederlande/Irland 2009, R: Urszula Antoniak, D: Lotte Verbeek, Stephen Rea
„Eine junge Holländerin bricht zu einer Reise durch Irland auf, um eine gescheiterte Ehe und alle sozialen Bindungen hinter sich zu lassen. Als ihr ein intellektueller Eigenbrötler gegen Gartenarbeit Kost und Logis anbietet und dies an die Bedingung knüpft, jeden menschlichen Kontakt zu meiden, scheint dies ein ideales Arrangement, das sich auf Dauer aber nicht einhalten lässt. Ein von zwei hervorragenden Darstellern getragenes Drama, das mit reduzierten, aber äußerst präzise eingesetzten filmischen Mitteln den Prozess der Annäherung zweier Einzelgänger verfolgt und in eindrücklichen Bildern spiegelt.“ (filmdienst) OL
O
Das Orchester von Piazza Vittorio Italien 2006, R: Agostino Ferrente
„Dokumentarfilm über ein Projekt, bei dem Musiker unterschiedlicher ethnischer Herkunft und musikalischer Traditionen zu einem Orchester zusammenwachsen, benannt nach der römischen Piazza Vittorio. Hintergrund ist der Druck der italienischen Regierung, die die Einwanderung mit zunehmender Härte bekämpft. Trotz seines spannenden Materials kann der schlecht strukturierte Film weder eine Nähe zu seinen Protagonisten aufbauen noch innerhalb des facettenreichen Stoffes überzeugende Schwerpunkte setzen.“ (Lexikon des internationalen Films ) H
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Pepe le Moko - Im Dunkel von Algier Frankreich 1937, R: Julien Duvivier, D: Jean Gabin, Mireille Balin
„Ein französischer Bandenchef verläßt, von Heimweh und Liebe überwältigt, seinen Schlupfwinkel in Algier und wird in eine Falle gelockt, der er sich durch Selbstmord entzieht. Eine Paraderolle für Jean Gabin in einem der besten Filme Duviviers. Das im Geiste des Poetischen Realismus von Prevert und Carne atmosphärisch dicht inszenierte Gangstermelodram ist ein herausragendes Werk des französischen Kinos der 30er Jahre.“ (Lexikon des internationalen Films ) HH
Der Pianist Frankreich/Deutschland/Polen/Großbritannien 2002, R: Roman Polanski, D: Adrien Brody, Thomas Kretschmann
Als jüdisches Kind lebte Polanski im Krakauer Ghetto, entkam als einer von ganz wenigen dem Konzentrationslager, seine Mutter starb in Auschwitz. Ein ähnliches Schicksal durchlebte der polnische Pianist Wladyslaw Szpilman, auf dessen Autobiographie der Film „Der Pianist“ basiert. Und es scheint, als habe Polanski all die Jahre nur auf diesen Stoff gewartet. Plötzlich ist er wieder ganz auf der Höhe seines Könnens, inszeniert präzise, in der Form fast klassisch und mit einem sicheren Blick fürs Detail. (hip) HH
The Piano Australien 1993, R: Jane Campion, D: Holly Hunter, Harvey Keitel / Originalfassung mit Untertiteln
„Der Film erzählt von der unüberwindlichen Fremdheit zwischen der stummen Pianistin Ada und Stewart, ihrem Ehemann, von der Anziehung, die sie zu Stewarts Nachbarn Baines empfindet, und vom Verrat der Tochter. ,Das Piano‘ ist eine Art modernisierte Bronte-Roman, in dem Liebe Verzicht ist - nur dass hier, in Neuseeland um 1850, die Männer verzichten. Lyrisch, ohne süß zu sein, repetiv, ohne Dringlichkeit. ,Das Piano‘ ist ein schöner Film, der ratlos lässt.“ (taz) HB
Plan B für die Liebe USA 2010, R: Alan Poul, D: Jennifer Lopez, Michaela Watkins
„Man muss sich nur entscheiden, dann kommt es garantiert anders, als man denkt: Zoe will nicht länger auf den Mann fürs Leben warten und beschließt, die Sache mit dem Kinderkriegen selbst in die Hand zu nehmen. Gerade hat sie erfahren, dass sie dank künstlicher Befruchtung schwanger ist - da läuft ihr der attraktive Stanüber den Weg. Wenn es ein Genre gibt, das den Vorstellungen von einem Feelgood-Movie nahezu perfekt entspricht, dann sind es romantische Komödien. Doch nicht in diesem Fall. Eine Liebesnacht in einer Lagerhalle voller Ziegenkäse, Hundekot in der Sandkiste, ein gehbehinderter Vierbeiner, der einen Schwangerschaftstest verschluckt und sich anschließend übergibt, und eine grotesk überzeichnete Hausgeburt im Planschbecken - „Plan B für die Liebe“ bietet unangenehme Szenen im Überfluss.“ (Cinema) BS, DEL, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN
Plastic Planet Österreich/Deutschland 2007, R: Werner Boote
„Plastik tötet. Es löst Allergien aus, schädigt unser Hormonsystem und kann Krebs erzeugen. Der Österreicher Werner Boote, dessen Großvater zu den Pionieren der Kunststoffindustrie gehörte, hat in verschiedenen Ländern Beweise dafür gefunden, dass Plastiksubstanzen längst zu einer ernsthaften Bedrohung für Mensch und Umwelt geworden sind. Das Ergebnis ist ein ebenso erschreckender wie erhellender Report, der unser Konsumverhalten verändern könnte - und sollte.“ (Cinema) HH
Prince of Persia - Der Sand der Zeit USA 2010, R: Mike Newell, D: Jake Gyllenhaal, Gemma Arterton
„Da soll noch einer behaupten, Geschichte würde sich nicht wiederholen: Weil die Herrscher von Alamut im Verdacht stehen, die Feinde des Königs mit Waffen zu versorgen, wird die heilige Stadt im 6. Jahrhundert von persischen Truppen erobert. Doch nach dem Sieg fehlt von der angeblichen Waffenschmiede jede Spur. Ein Schelm, wer dabei an irakische Massenvernichtungswaffen denkt. “Harry Potter“-Regisseur Mike Newell kombiniert orientalische Mystik und wilde Verfolgungsjagden im Parkourstil zu einem augenzwinkernden, rasant inszenierten Kinomärchen aus 1001 Nacht, das auch in darstellerischer Hinsicht für Glanzpunkte sorgt. Jake Gyllenhaal überzeugt als charismatischer Draufgänger, der sich mit einem frechen Spruch aus jeder noch so ausweglosen Situation befreit.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, LG
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Repo Men USA 2010, R: Miguel Sapochnik, D: Jude Law, Forest Whitaker
„Auf den ersten Blick erweckt der Film den Eindruck eines soliden Science-Fiction-Thrillers, in dem die Action und der Humor nicht zu kurz kommen - siehe auch den Trailer. Tatsächlich gibt es auch einige Prügel- und Ballerszenen, die das Herz des Fans erfreuen. Dagegen stehen die wenig appetitlichen Splatter-Aufnahmen, die dem echten Gore-Fan viel zu harmlos ausfallen dürften, den durchschnittlichen Kinogänger aber bestimmt überfordern. Auf einen einfachen Nenner gebracht: „Repo Men“ ist weder Fisch noch Fleisch, will es jedem recht machen und scheitert dabei.“ (Cinema) H, HH, HH
Robin Hood USA 2010, R: Ridley Scott, D: Russell Crowe, Cate Blanchett
„Nach einem Drehbuch von Brian Helgeland macht Ridley Scott aus der Sage von Robin Hood einen stellenweise fast schon grotesken Universalmythos: Der Rächer der Enterbten ist hier Bogenschütze, Gewaltenteiler, Reichseiniger, Biobauer - zu viel für eine plausible Heldenerzählung.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
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Schock Labyrinth 3D Japan 2009, R: Takashi Shimizu, D:Yûya Yagira
„Neben Hideo Nakatas „Ring“-Reihe gelten Takashi Shimizus „Grudge“-Filme zu Recht als Höhepunkte des japanischen Geisterfilmbooms. Leider bleibt der Regisseur mit der sperrigen Story über Ken (Yûya Yagira), der nach zehn Jahren seine alte Clique besucht und in einer leerstehenden Klinik mit einem verdrängten Trauma aus Kindertagen konfrontiert wird, weit hinter den Erwartungen zurück. So befremdlich die billigen Geisterbahneffekte und unfreiwillig komischen Darbietungen der mediokren Darsteller auch sein mögen: Die eigentliche Enttäuschung ist, dass Shimizu die plastischen Möglichkeiten des 3-D-Mediums nur in einer einzigen, verstörend surrealen Szene ausreizt.“ (Cinema) HB
Sex & The City II USA 2010, R: Michael Patrick King, D: Sarah Jessica Parker, Kim Cattrall
„Deutlich rasanter und pointenreicher als in Teil 1 wird im Sequel dem Geist der Serienvorlage gehuldigt: Ob Samanthas Vitaminüberdosen gegen das Älterwerden, Charlottes lautstarke Kämpfe mit den lieben Kleinen, Mirandas Jobprobleme oder Carries Angst, als langweiliges Frauchen am Herd zu enden - das Liebes- und Alltagschaos der Großstadtmiezen wird nicht mehr tiefenpsychologisch seziert, sondern luftig-leicht in die beschwingte Geschichte eingebettet. Was natürlich auch für das Product-Placement von Apple bis zu den Luxuskarossen der Marke Maybach gilt.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Shutter Island USA 2010, R: Martin Scorsese, D: Leonardo DiCaprio, Mark Ruffalo
„Wer die gleichnamige Romanvorlage von Dennis Lehane nicht kennt, wird vom finalen Twist ebenso überrascht sein wie von der meisterlich inszenierten Atmosphäre dieser sehr akkuraten Adaption. Hatte Regie-Ikone Scorsese mit „Kap der Angst“ bereits sein Talent für packende Suspense unter Beweis gestellt, geht er hier noch einen Genreschritt weiter. Mit wabernden Nebelschwaden und anderen klassischen Gruselfilmstilmitteln erzeugt Scorsese eine verblüffende Künstlichkeit, die rückblickend - und das ist der grandiose Clou von „Shutter Island“ - völlig plausibel wird. Dazu trägt auch Scorseses Stammschauspieler Leonardo DiCaprio entscheidend bei. Seine zunehmend panische Darbietung wirkt wie die erschreckende Personifikation der Politparanoia, die in den USA der 50er-Jahre herrschte. Auch aufgrund dieser Vielschichtigkeit sehr sehenswert!“ (Cinema) KI
Sin Nombre USA/Mexiko 2009, R: Cary Fukunaga, D: Paulina Gaitan, Edgar Flores
„Eine Welt, von der viele gar nicht wissen, dass sie existiert: Der Film „Sin Nombre“ (“Ohne Namen“) spielt auf dem Dach eines Güterzugs, der durch Mexiko fährt. Das Dach ist voll besetzt mit Flüchtlingen aus ganz Mittelamerika, unterwegs in Richtung USA, in ein vermeintlich besseres Leben. Das rollende Ghetto wird zum Schauplatz von Kämpfen auf Leben und Tod. Ausgerechnet dort lernt Sayra, ein Mädchen aus Honduras, den 18-jährigen Casper kennen, Mitglied einer mexikanischen Gangsterbande und bald auf der Flucht vor den eigenen Leuten. Der Film folgt dem Paar auf seiner Odyssee durch eine post-apokalyptische Landschaft voller Müllberge und Fabrikruinen. „Sin Nombre“ ist das Spielfilmdebüt des US-Regisseurs Cary Fukunaga, 32, der zur Recherche selbst auf einem Zugdach quer durch Mexiko reiste. Die Entbehrungen haben sich gelohnt: Fukunaga kombiniert Thriller, Liebesgeschichte und halbdokumentarisches Flüchtlingsdrama zu einem kleinen Meisterwerk.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HH, HL
Soul Kitchen Deutschland 2009,R: Fatih Akin, D: Adam Bousdoukos, Moritz Bleibtreu
„“Soul Kitchen“ ist ein Hamburg-Film, weil er in Hamburg-Wilhelmsburg spielt, weil er in Hamburg lebende Schauspieler wie Birol Ünel oder Demir Gökgöl versammelt und die Geschichte einige strukturelle Anknüpfungspunkte liefert. Es geht um den jungen Zinos, der die Kneipe „Soul Kitchen“ betreibt und sich als Hamburger Grieche nach Nestwärme sehnt. Wie bei Akins früheren Erfolgen spielt Migration eine Rolle, der wesentliche Hamburg-Bezug aber ist das Phänomen der Gentrifizierung, der Verlust von Stadtkultur, weil sich Investoren Immobilien unter den Nagel reißen und die (Lebens-)Künstler vertreiben. Dabei bleibt „Soul Kitchen“ zu jeder Zeit eine Komödie - mit einem Hang zum Klamauk.“ (taz) BHV, GÖ, HB, HH, KI
Splice – Das Genexperiment Kanada/Frankreich 2009, R: Vincenzo Natali, D: Adrien Brody, Sarah Polley
„Ein Wissenschaftlerpärchen brütet im Rahmen eines Genforschungsprojektes ein Mischwesen aus Mensch und Tier im Labor aus. Dieser Mischling aus Känguru und Top-Model ist so verführerisch, das er das Eheleben des Pärchens und das Wohl der Menschheit gefährdet. Ein grundsolider Mittelkasse-SF-Horror mit sympathischen Darstellen und einem state-of-the-art Monster.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
StreetDance 3D Großbritannien 2010, R: Max Giwa, Dania Pasquini, D: Nichola Burley, Richard Winsor
„Kurz vor der britischen Streetdance-Meisterschaft braucht die Gruppe einer jungen Frau einen neuen Übungsraum. Das angebotene Studio der königlichen Ballettschule kommt da gerade recht, doch die Bedingung, dass die begeisterten Streetdancer den Tanzeleven Pepp und Leidenschaft vermitteln, erscheint unerfüllbar. Inhaltlich flach, unterhält der Film zumindest seine Zielgruppe durch die dynamischen, die Bewegung im Raum mitreißend umsetzenden Tanzsequenzen.“ (filmdienst) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Sunrise - A Song of two Humans USA 1927, R: Friedrich Wilhelm Murnau, D: George O‘Brien, Janet Gaynor
“Von einem städtischen Vamp verführt, will ein Bauer seine Frau auf dem See ertränken. Der Plan mißlingt, die Frau flieht in die Stadt, wo sich beide in fremder Umgebung wieder versöhnen. Auf der Rückfahrt kentert im Sturm das Boot, der Mann glaubt seine Frau ertrunken, doch schließlich wird sie lebend geborgen. Der Vamp zieht unverrichteter Dinge zurück in die Stadt. Murnaus klassischer Stummfilm um die Themen Schuld, Gnade und neu geschenktes Glück ist ein Kinotraum von großer Intensität, in dem elementare Gefühle durchlebt und aufgelöst werden. Meisterhaft in Fotografie, Stimmung und Stil, ein Musterbeispiel dafür, wie virtuos Murnau mit den Gegensätzen Stadt-Land, Erde-Wasser, Licht-Schatten arbeitet.“ (Lexikon des internationalen Films) BHV
T
Tandoori Love Deutschland/Schweiz/Östereich 2010, R: Oliver Paulus
„Farbenprächtig, gefühlsselig, musikalisch: Bollywood-Filme erfreuen sich großer Beliebtheit. Oliver Paulus widmet dem indischen Erfolgsrezept nun eine charmante alpenländische Hommage: Sonja (Lavinia Wilson), Kellnerin in einem Schweizer Gebirgsgasthof und die Verlobte des Junior-Chefs, verliebt sich in den indischen Spitzenkoch Raja (Vijay Raaz). Dieser soll den weiblichen Star eines Filmteams bekochen, das in der Schweiz Aufnahmen für einen Bollywood-Film dreht. Paulus macht daraus ein schmackhaftes Kinogericht, dessen etwas dünne Handlung durch gute Einfälle und Sinn für visuelle Gags aufgefangen wird.“ (Rheinischer Merkur) BS, GÖ, H, HH, HL, KI
Tanzträume - Jugendliche tanzen „Kontakthof“ von Pina Bausch Deutschland 2010, R: Anne Linsel
„Ein mitreißender Dokumentarfilm in der Tradition des Erfolgsfilms „Rhythm Is It!“: 40 Schülerinnen und Schüler aus Wuppertaler Schulen proben ein Jahr lang das Stück „Kontakthof“ der mittlerweile verstorbenen Choreografin Pina Bausch. Einmal wöchentlich wird mit Bauschs Tänzerinnen Jo Ann Endicott und Bénédicte Billiet geprobt. Dabei verfolgt die Landzeitdoku, wie die Schüler langsam an der Herausforderung wachsen, wie sich ihr Verhältnis zum eigenen Körper ändert und sie sich in der Bewegung ein neues Ausdrucksspektrum erobern – und auch, wie sich die künstlerische Zusammenarbeit positiv auf den sozialen Zusammenhalt auswirkt.“ (Rheinischer Merkur) GÖ, HH
Teufelskicker Deutschland 2009, R: Granz Henman, D: Diana Amft, Benno Fürmann
„Für Sportunderdogs hält das Kino immer wieder Erfolgsgeschichten bereit hält. Das ist auch bei den „Teufelskickern“ so. Anders als die „Wilden Kerle“ driftet diese Jugendbuchadaption aber nie in reine Fantasie ab, sondern versucht, zwischen Kickerturbulenzen und Teamgeistbeschwörung möglichst die Bodenhaftung zu behalten.“ (tip) H, HB, HH, KI, OL, OS
The Crazies USA 2010, R: Breck Eisner, D: Timothy Olyphant, Radha Mitchell
„“The Crazies“ beschreibt präzise und spannend, wie ein Ausbruch von Wahnsinn und Gewalt im Mittleren Westen der USA eine Kleinstadtidylle zerstört. Breck Eisners geglücktes Remake von George A. Romeros Kino-Klassiker aus dem Jahr 1973 ist ein phantasievoller, streckenweise mitreißend inszenierter Horrorfilm und zugleich eine süffisante Sozialstudie über die amerikanische Provinz, in der in jedem aufrechten Amerikaner ein Zombie zu stecken scheint, der nur darauf wartet, herausgelassen zu werden.“ (Der Spiegel) BHV, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Tiger-Team Deutschland/Österreich/Singapur 2010, R: Peter Gersina, D: Helena Siegmund-Schultze, Bruno Schubert
„Erstes Leinwandabenteuer der drei jungen Amateurdetektive, die als „Tiger Team“ schon auf eine große Leserschaft blicken können. In China müssen sie den geheimnisvollen Mondpalast vor den Intrigen einer Kosmetikproduzentin schützen. Spannender Abenteuerfilm, nicht nur für Kinder.“ (tip) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS
Timetrip – Der Fluch der Wikingerhexe Dänemark 2009, R: Mogens Hagedorn Christiansen, D: Jonas Wandschneider, Clara Maria Bahamondes
„So plastisch hätten Valdemar und seine Schwester die dänische Geschichte in der Schule wohl nie kennenlernen können: Im Auftrag eines zu ewigem Leben verfluchten Mannes, der bereits seit dem Mittelalter gegen eine Zauberin kämpft, wollen sie mittels einer Zeitmaschine helfen, den Fluch zu lösen. Mit erfrischender Unbekümmertheit setzt sich der Film über logische Fallstricke der Zeitreise-Thematik hinweg und unterhält als abenteuerliche „Geschichtsstunde“ ebenso wie als Porträt eines Jungen, der an seinen Erlebnissen wächst. Angesichts der ruhigen Erzählweise kommen die mitreißenden Höhepunkte besonders gut zum Tragen.“ (Rheinischer Merkur) HB, KI
U
Unsere Ozeane Frankreich/Schweiz/Spanien 2009, R: Jacques Perrin, Jacques Cluzaud
„Als Regisseur und Produzent hat Jacques Perrin (“Mikrokosmos“, „Nomaden der Lüfte“) dem Genre der Tierdokumentation in Frankreich zu einer glänzenden Renaissance verholfen. Sein Plädoyer gegen die Überfischung der Meere kommt ohne Sentimentalisierung und (beinahe) ohne Didaktik aus. Sein überzeugendstes Argument ist die Schönheit.“ (tip) H, HB, HH
V
Der Vater meiner Kinder Frankreich 2009, R: Mia Hansen-Love, D: Louis-Do de Lencquesaing, Alice de Lencquesaing
„Die junge Französin Mia Hansen-Løve hat einen wunderbaren Film über die Liebe zum Kino gemacht - und über eine Familie, die sich nach dem Verlust des Vaters neu erfinden muss. Ihre schnörkellosen, assoziativen Bilder erinnern in manchen Momenten an den unsterblichen Eric Rohmer (“Pauline am Strand“), zugleich beobachtet sie unglaublich genau. Die Anspannung, unter der Grégoire steht, überträgt sich fast unmittelbar auf den Zuschauer.“ (Cinema) HB
Vergebung Schweden/Dänemark/Deutschland 2009, R: Daniel Alfredson, D: Michael Nyqvist, Noomi Rapace
„Abschluss der auf einer Roman-Trilogie beruhenden Krimi-Reihe um einen Journalisten und eine Detektivin, die einem in hohen Gesellschaftskreisen verorteten Sumpf aus Gewalt, Korruption und Menschenverachtung auf der Spur sind. Ihr Versuch, die Schuldigen dingfest zu machen, kulminiert in einem Justiz-Drama. Spannender Thriller mit charismatischen Figuren, einer stimmungsvoll-düsteren Bildsprache und einer glaubwürdig entwickelten Handlung. Obendrein kratzt der Film an den Verdrängungsmechanismen sowie dem latenten Gewaltpotenzial einer puritanisch-repressiven Wohlstandsgesellschaft.“ (filmdienst) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS
Verrückt nach Steve USA 2009, R: Philip Traill, D: Sandra Bullock, Thomas Haden Church
„Sandra Bullock spielt Mary Horowitz, eine gescheite, aber wenig gesellschaftsfähige Frau, die Kreuzworträtsel entwickelt. Bei einem Blind Date verliebt sie sich schlagartig in den Kameramann Steve, der Marys aufdringlichem Charme nur die Flucht entgegenzusetzen hat. Dass er mit seinem Nachrichtenteam durch die USA reisen muss, erleichtert ihm zwar das schnelle Verschwinden, aber er hat nicht mit der Hartnäckigkeit der verliebten Mary gerechnet, die ihm überallhin folgt. Die Hysterie von Sandra Bullocks Figur geht einem schnell auf die Nerven, und auch die Gags zünden kaum. Brachte sie noch vor wenigen Monaten mit „Selbst ist die Braut“ Millionen Zuschauer zum Lachen, so verspielt sie in „Verrückt nach Steve“ mit einer viel zu schrillen Figur Sympathien.“ (Cinema) HB, OS
Versailles Frankreich 2008, R: Pierre Schoeller, D: Guillaume Depardieu, Judith Chemla
„Es gibt so viele Gründe, auf der Straße zu leben, wie es Obdachlose gibt. Pierre Schoellers sorgsam recherchierter und glänzend besetzter Film handelt von Figuren, die aus der Gesellschaft verstoßen wurden oder ihr aus Verzweiflung oder Zorn den Rücken zugekehrt haben. Er verschweigt das Scheitern des sozialen Netzes nicht, aber gibt der Aussichtslosigkeit dennoch nicht das letzte Wort.“ (tip) HB
Vertraute Fremde Belgien/Luxemburg/Frankreich/Deutschland 2009, R: Sam Garbarski, D: Léo Legrand, Pascal Greggory
„Ein Comic-Zeichner in den Fünfzigern findet sich unverhofft in seinem 14-jährigen Körper und im alten Heimatdorf wieder. In der vertrauten, doch fremd gewordenen Umgebung seiner Kindheit will er verhindern, dass sein Vater die Familie verlässt. Eine in Bildgestaltung und Ausstattung reizvolle Comic-Adaption, die im Stil der 1960er-Jahre an die Vorlage erinnert, aber die Charaktere und ihre Lebenswelt nicht lebendig werden lässt. Die Frage nach dem richtigen Leben verliert sich so in den grafischen Oberflächen.“ (filmdienst) GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS
Vincent will meer Deutschland 2010, R: Ralf Huettner, D: Florian David Fitz, Karoline Herfurth
„Ralf Huettners Roadmovie über drei junge Patienten der Psychiatrie, die aus einer Klinik in Süddeutschland ausbrechen und nach Italien durchbrennen, erinnert von fern an den Erfolgsfilm „Knockin‘ on Heaven‘s Door“ und nervt im Detail mitunter, weil die Erwachsenenwelt der sogenannten Normalen hier ausschließlich aus Volltrotteln besteht. Dafür sind Karoline Herfurth und Florian David Fitz (der auch das Drehbuch schrieb) im Zentrum des Films ein sehenswert schönes, von Seelenschäden übel zerrüttetes Liebespaar.“ (Der Spiegel) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, OL, OS
Vorsicht Sehnsucht Frankreich/Italien 2009, R: Alain Resnais, D: Sabine Azéma, André Dussollier
„Ein Mann findet das Portemonnaie einer fremden Frau, ergeht sich in Spekulationen über ihre Besitzerin und stellt ihr so aufdringlich nach, dass diese die Polizei einschaltet. In immer neuen Anläufen illuminiert die multiperspektivische Tragikomödie immer irritierendere Züge der Protagonisten, ohne dass der surreal-absurde Film darüber seinen boulevardesk-verspielten Ton verlieren würde. Eine berauschende Literaturadaption von Alain Resnais, die sich souverän aller Konventionen entledigt und mit jugendlicher Nonchalance demonstriert, was man mit Bildern, Tönen und Bewegungen auf der Leinwand alles anfangen kann.“ (filmdienst) HH
W
Das weiße Band Deutschland/Frankreich/Italien/Österreich 2009, R: Michael Haneke, D: Christian Friedel, Ulrich Tukur
„Das weiße Band“ ist ein filmisches Exerzitium von Michael Haneke, dem wohl protestantischsten aller Autorenregisseure. In schwarzweißen, meist starren Bildern inszeniert der Österreicher das Leben in einem norddeutschen Dorf am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Haneke entwirft eine lebensfeindliche Welt, in der ein strenger Glaube und eine strikte soziale Rangordnung den Alltag bestimmen. Selbst in grandiosen Totalen, in denen sich nicht mal die Wolken bewegen, herrscht beklemmende Enge. Haneke, der für diesen Film bei den Festspielen in Cannes die Goldene Palme gewann, erzählt von einer Rebellion. Die Kinder des Dorfs, die unentwegt gemaßregelt und gezüchtigt werden, begehren heimlich gegen ihre Eltern auf. Doch befreiend ist dieser Aufstand nicht: Selten waren Kinder auf der Leinwand furchterregender als in diesem Film.“ (Der Spiegel) GÖ, H, HB, HH, OS
Y
Young Victoria USA/Großbritannien 2009, R: Jean-Marc Vallée, D: Emily Blunt, Rupert Friend
„Historienfilm über die britische Königin Victoria, der die Zeit kurz vor und die ersten Jahre nach ihrer Inthronisation beleuchtet. Dabei geht es um die Reifung der unerfahrenen jungen Frau, die durch politische Intrigen und die „Hofdamenkrise“ herausgefordert wird, aber auch durch die Beziehung zu ihrem künftigen Gatten Prinz Albert. Mit üppiger Ausstattung und prominenten Darstellern aufwartendes, gediegen inszeniertes Kostümkino, dem das frische Spiel seiner Hauptdarsteller gleichwohl Akzente einer bewegenden, modernen Coming-of-Age- und Liebesgeschichte verleiht.“ (filmdienst) GÖ
Z
Zahnfee auf Bewährung USA 2010, R: Michael Lembeck, D: Dwayne „The Rock“ Johnson, Julie Andrews
„Weil Eishockeystar Derek Thompson seinen Gegnern regelmäßig die Zähne ausschlägt, trägt er den Spitznamen „Zahnfee“. Doch Derek zerstört nicht nur die Gesundheit seiner Gegenspieler, sondern auch den Lebenstraum eines jungen Fans. Zur Strafe wird er von einer höheren Macht dazu verdonnert, vorübergehend den Job einer Zahnfee zu übernehmen. Aus dieser abstrusen Idee hätte ein aberwitziger Anarchospaß werden können, doch Regisseur Michael Lembeck setzt vor allem auf plumpe Situationskomik - was sicher auch an der beschränkten Ausstrahlung von „Scorpion King“ Dwayne Johnson liegt.“ (Cinema) DEL, H, HB, HL, LG, OS, SN
Zu scharf, um wahr zu sein USA 2010, R: Jim Field Smith, D: Jay Baruchel, Mike Vogel
„Für den unauffälligen Kirk ist es unbegreiflich, dass sich die attraktive Molly ausgerechnet in ihn verliebt hat. Er und sein gesamtes Umfeld geraten in Aufruhr. Das geschieht allerdings auf dem Niveau eines amerikanischen Komödienstadels mit neopubertären Zoten um Spermaflecken, Intimrasur und dümmliche Ex-Lover.“ (tip) H, HB, OS