: Kontrolliert feiern im Treptower Park
Nach massiven Protesten von Anwohnern muss sich das einmonatige „popKick“-Festival an strenge Auflagen halten: Konzerte dauern höchstens 75 Minuten, um 23 Uhr ist Schluss, Forscher überprüfen regelmäßig die Brutplätze der Vögel
Von Kays Al-Khanak
Im Treptower Park darf während der Fußball-WM kontrolliert gefeiert werden. Die Kulturarena Veranstaltungs GmbH ist im Streit um das Sommerfestival „popKick.06“ den Anwohnern entgegengekommen. „Wir haben bei der Realisierung auf viele Forderungen und Bedenken reagiert“, sagte Björn Döring von der Arena. Auf dem Gelände des Treptower Parks sollen zwischen dem 9. Juni und 9. Juli alle Spiele der WM auf einer Leinwand gezeigt werden. Vor und nach den Begegnungen finden Popkonzerte statt. Die Anwohner befürchteten massive Ruhestörungen durch zu laute Musik. Auch sorgten sie sich um die Totenruhe der 5.000 sowjetischen Soldaten, die einige Meter entfernt am sowjetischen Ehrenmahl ruhen.
„Wir lassen extra einen zweiten Sicherheitszaun errichten, um das Festivalgelände vom Ehrenmahl zu trennen“, betonte Björn Döring gestern. Der gesamte Veranstaltungsort sei in Richtung Westen vom Ehrenmahl weg verlegt worden. „Hinzu kommt ein verstärkter Objektschutz des Denkmals durch die Polizei“, sagte er. Damit solle die Totenruhe der sowjetischen Soldaten gewahrt werden.
Auch auf den Vorwurf der Lärmbelästigung habe man reagiert. Bei den Konzerten würden die Lärmemissionsvorschriften des Landes genau eingehalten, so Döring. Unabhängige staatliche Prüfer werden regelmäßige Lärmmessungen und Einpegelungen der Anlage vornehmen.
Die Konzerte werden in der Regel 75 Minuten dauern. Nur beim Eröffnungsspiel am 9. Juni gibt es eine Ausnahme: Die Berliner Dancehall-Band Seeed darf von 20 bis 22 Uhr spielen. Das Gelände muss dann aber spätestens um 23 Uhr geräumt sein. Alle Bewohner der anliegenden Straßen haben zudem freien Eintritt. „Sie müssen nur ihren Personalausweis mitbringen“, sagte der Arena-Sprecher.
Michael Schneider, stellvertretender Bürgermeister von Treptow-Köpenick, ist mit den Schutzmaßnahmen für Umwelt, Ehrenmal und Anwohnern zufrieden. „Die Bühne ist in Richtung S-Bahnhof ausgerichtet: Der Schall wird also in Richtung ‚Insel der Jugend‘ geleitet“, sagte er. Damit würden Anwohner vor Lärm geschützt. Der Ausgang sei zudem direkt in der Nähe des S-Bahnhofs Treptower Park gelegt worden, um ein schnelles Verlassen des Geländes zu garantieren.
Auch die Natur werde ausreichend geschützt. Arena und Vogelforscher der Freien Universität Berlin werden die Brutplätze der Nachtigallen kontrollieren, die in der Nähe ihren Nachwuchs aufziehen. „Wenn sich am Verhalten der Tiere etwas verändern sollte, ist der Veranstalter dazu verpflichtet, sein Konzept den Umständen anzupassen“, betonte Schneider.
Für das Festival konnten national und international bekannte Bands wie Seeed und Mia aus Deutschland, Kosheen aus England sowie Tiken Jah Fakoly aus Elfenbeinküste verpflichtet werden. „Wir haben darauf geachtet, dass an den Spieltagen die Musik von Gruppen aus den Herkunftsländern der jeweils spielenden Nationalmannschaften kommt“, sagte Döring. Vom 10. bis zum 15. Juni findet zudem eine Aktionswoche gegen Rassismus im Fußball statt. Dort werden unter anderem Filme gezeigt, die sich mit dem Thema auseinander setzen.
Der Etat für das Musik-Festival beträgt rund 1,7 Millionen Euro. „Dies wird vor allem über den Eintritt und das Sponsoring finanziert“, so Döring. Die Veranstalter rechnen mit 7.000 bis 10.000 Besuchern pro Tag. Platz sei für 25.000 Personen.