: Rationalisierung beißt Öko-Apfel
betr: „Die Dritte Moderne“, Debattenbeitrag von Anthony Giddens, taz vom 27./28. 5. 06
Die Ökologie mit der globalen Marktwirtschaft zu verheiraten, klingt nach einem zauberhaften Projekt. Vor allem der Hinweis von Giddens, dass wir als Verbraucher im Rahmen der Marktwirtschaft Einfluss auf die Warenproduktion haben, ist für uns alle täglich bei Einkauf und Konsum bedenkenswert.
Aber genauso klar müsste gesagt werden, dass Giddens irrt, wenn er glaubt, dass sich die „Economies of Scale“ beliebig mit ökologischer Produktion verbinden ließen. Die aktuell geplante Aufweichung der Standards für das EU-Öko-Label zeigt, dass Rationalisierung und Bio-Qualität nur begrenzt miteinander vereinbar sind. Außerdem: Was nützt uns ein beispielsweise aus Chile importierter Öko-Apfel?
Eine schlüssige Antwort auf den Klimawandel bietet nur der Abbau des globalen Güterverkehrs, und in regional orientierten Wirtschaftsstrukturen/Kreislaufwirtschaften sind den von Giddens gelobten „Economies of Scale“ enge Grenzen gesetzt. So offenbart sich bei seinem Projekt schon im Ansatz ein typischer Denkfehler des technologisch-marktwirtschaftlichen Machbarkeitswahns. In der taz sollte dies nicht unkommentiert bleiben.
WOLF-DIETRICH HUTTER, Bad Soden