: Amazon will Pakete mit Drohnen ausliefern
LOGISTIK US-Versandhandelsunternehmen plant eine Revolution der Distribution. Oder ist’s nur Werbung?
BERLIN taz | Es sieht arg aus wie Quatsch mit Soße – aber es wäre nicht das erste Mal, dass eine militärische Erfindung das zivile Leben revolutioniert, wie das Internet eindrucksvoll beweist. Aber ob Drohnen wirklich geeignet sind, Pakete auszuliefern, wie der US-Versandhandelskonzern Amazon andeutet – das ist doch sehr fraglich. Amazon-Chef Jeff Bezos jedenfalls nimmt den Mund sehr voll. „Ich weiß, das sieht nach Science-Fiction aus“, sagte er. „Das ist es aber nicht.“
Sein Plan: Mini-Drohnen sollen im Logistikzentrum der Firma gelbe Paketkisten aufsammeln und sie eine halbe Stunde nach Bestellung beim Kunden abliefern, wie ein Werbefilm der Firma zeigt. Die Fluggeräte sollen bis zu 2,3 Kilogramm schwere Objekte transportieren können. Schon in vier oder fünf Jahren werde Amazon den Service anbieten können, so Bezos. Zuvor müsse das System aber Sicherheitstests durchlaufen und genehmigt werden.
Und genau da liegt das Problem. Warum sollten es US-Behörden einem privaten Betreiber gestatten, überall mit Drohnen herumzufliegen, die nicht nur Pakete, sondern auch Überwachungstechnik transportieren könnten? Und was passiert, wenn das Satellitennavigationssystem der Drohne oder ihr Motor ausfällt? Kann das Fluggerät Hindernisse, etwa Rettungshubschrauber oder Vogelschwärme, erkennen und schnell ausweichen? Wo soll die Drohne landen, wenn nicht gerade ein baumloser amerikanischer Vorgarten zur Verfügung steht?
Vor einer Anwendung in Deutschland jedenfalls müssten viele flugrechtliche Fragen geklärt werden. „Zunächst muss man wissen, ob die Drohne im kontrollierten Luftraum oder im Sichtflugbereich fliegen soll“, sagte Kristina Kelek, Sprecherin der Deutschen Flugsicherung. „Da gelten jeweils andere Regeln, an die sich der Betreiber halten muss.“ Andernfalls könne er keine Genehmigung bekommen.
Bis also der Drohnenpaketauslieferungsdienst startet, werden noch viele Ufos durch die Medien geistern. Vielleicht wollte Jeff Bezos das: kurz vor Weihnachten seine Firma ins Gespräch bringen. RICHARD ROTHER