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Archiv-Artikel

Gaspreis gekürzt – Wasser abgestellt

Swb dreht Kita das Wasser ab – weil der Hauseigentümer die erhöhten Gaspreise nicht zahlen wollte: „ein Versehen“

Von sim

Friedrich Bremer dachte zunächst an einen technischen Defekt. Leitung kaputt, ein Leck vielleicht. Oder ein verklemmtes Ventil: Das Wasser war weg, um kurz nach acht Uhr morgens, in Bremers Haus. Drei Wohnparteien und ein Kindergarten für Ein- bis Sechsjährige saßen auf dem Trockenen. „Ich habe den Störungsdienst angerufen“, erzählt der 58-Jährige. Die swb teilt ihm mit: Das Wasser wurde abgestellt. Weil Bremer seine Gas-Rechnung nicht bezahlt habe.

Das jedoch war nur die halbe Wahrheit. Richtig ist: Bremer, der mit dem swb-Gas im Keller ein kleines Blockheizkraftwerk betreibt und entsprechend viel Gas verbraucht, hat Widerspruch gegen die unlängst für illegal erklärten Gaspreiserhöhungen eingelegt. Und seine Abschlagszahlungen entsprechend reduziert. Seither flossen, verglichen mit der ursprünglichen Forderung, rund 1.000 Euro weniger auf das Konto der swb.

Einen Grund, ihm das Wasser abzudrehen, sieht Bremer darin nicht. Er rief einen Anwalt zu Hilfe, der bereitete eine einstweilige Verfügung vor. Gegen die swb, die seinem Mandanten gefälligst den Hahn wieder aufdrehen solle. Auch den Gerichtsvollzieher alarmierte der Advokat. Damit das Dokument unverzüglich zugestellt werde.

Dazu allerdings kam es nicht mehr. Denn inzwischen hatte die Presse bei der swb nachgehakt, die recherchierte. Und diagnostizierte „menschliches Versagen eines einzelnen Mitarbeiters“. Dieser habe nicht beachtet, dass Bremer zu jenen KundInnen gehörte, die der Gaspreis-Forderung widersprochen und ihre Gasrechnung, so wie von Verbraucherzentrale und Gaspreis-Bürgerinitiative empfohlen, eigenverantwortlich nach unten korrigiert habe. Die Sperrung sei irrtümlich und unberechtigt angeordnet worden, versichert swb-Sprecherin Marlene Odenbach: „Das war nicht in unserem Sinne.“ Die swb sei an einer „sachlichen“ Klärung des Gaspreis-Streits interessiert.

Noch am Nachmittag, so Odenbach, habe sie Bremer eine förmliche Entschuldigung überbracht. Um kurz vor eins konnten die Kinder in der Kita in der Feldstraße wieder aufs Klo. sim