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Archiv-Artikel

Heimsuche dauert an

JUGENDHILFE Hamburger Sozialbehörde dementiert, dass Träger für geschlossenes Heim feststeht

Von KAJ

In Hamburger Sozialarbeiterkreisen kursiert das Gerücht, dass bereits ein gewerblicher Träger von der Stadt den Zuschlag für den Betrieb eines geschlossenen Heimes erhalten habe. SPD-Sozialsenator Detlef Scheele hatte wegen der Schließung der Haasenburg-Heime in Brandenburg die Gründung eines eigenen Hamburger Heimes angekündigt. Die Sozialbehörde bestreitet eine Entscheidung für einen gewerblichen Träger. „Es liegen mehrere Angebote vor, wir sind jetzt in Gesprächen“, sagt Sprecher Marcel Schweitzer.

Die Einrichtung sei für acht bis zwölf Minderjährige gedacht, die man vor einer Gefängnisstrafe bewahren wolle. Auch gehe es darum, die Bevölkerung zu schützen. Nachdem Scheele zunächst in Aussicht gestellt hatte, es könnte ein stadteigener Träger für diese Aufgabe eigens gegründet werden, berichtete er Ende November im Familienausschuss, dass man mehrere Angebote freier Träger auf dem Tisch liegen habe.

Unterdessen kommt Scheele auch durch die Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen in Argumentationsnöte. Der Senator hatte im Familienausschuss gesagt, dass geschlossene Unterbringung „nicht strukturell erfolglos“ sei, und vorgerechnet, dass 15 der 21 Jugendlichen, die durch das Familieninterventionsteam (FIT) betreut wurden und in der Haasenburg waren, „nicht wieder straffällig geworden sind“. Dies ergebe eine Erfolgsquote von fast 75 Prozent.

Doch hamburgweit betrachtet ist die Quote umgekehrt, das geht aus einer Grünen-Anfrage hervor. Nimmt man alle 52 Jugendlichen, die in der Haasenburg waren, also nicht nur die vom FIT, sondern auch die von den Bezirken betreuten, so wurden nur zwölf nicht wieder durch Tatvorwürfe auffällig. Die von Scheele für das FIT genannte Zahl 15 kann demnach nicht stimmen. Der Senat räumt den Fehler ein.

Die Grünen-Abgeordnete Christiane Blömecke wirft Scheele vor, er habe bei der heiklen Frage der Rückfallquote ein falsches Bild gezeichnet. „Ich verstehe nicht, wie man bei einer so verheerenden Bilanz weiter am Plan für ein geschlossenes Heim festhalten kann.“  KAJ