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Archiv-Artikel

Ärzte streiken wie die Weltmeister

In den festgefahrenen Tarifverhandlungen für die Unikliniken versucht Baden-Württemberg die Verhandlungen wieder anzukurbeln. Nach einem Treffen mit Baden-Württembergs Finanzminister ist der Marburger Bund vorsichtig optimistisch

AUS BERLIN ANNA LEHMANN

Die streikenden Ärzte schöpfen wieder Hoffnung. In Stuttgart trafen sich gestern Vertreter des Marburger Bundes mit dem baden-württembergischen Finanzminister Gerhard Stratthaus (CDU) und Wissenschaftsminister Peter Frankenberg (CDU) „Wir haben gewisse Hoffnungen, dass der Gesprächsfaden mit der Tarifgemeinschaft noch in dieser Woche wieder aufgenommen wird“, sagte der Verhandlungsführer Bernd Resemann nach dem Treffen zur taz. Beide Seiten wollten alles unternehmen, damit Marburger Bund und die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren.

Der Vorsitzende der TdL, Hartmut Möllring (CDU), hatte gestern Morgen weitere Verhandlungen mit der Ärztegewerkschaft Marburger Bund erst einmal abgelehnt. Ein Telefonat Möllrings mit dem Chef des Marburger Bundes Frank Ulrich Montgomery hatte in der Ärzteschaft Hoffnungen geweckt, dass die festgefahrenen Verhandlungen wieder aufgenommen werden. Nachdem sich Möllring mit seinen Stellvertretern Rainer Speer (SPD) aus Brandenburg und dem sächsischen Finanzminister Horst Metz (CDU) beraten hatte, wurde bekannt gegeben: Einen eigenen Tarifvertrag für die 22.000 Ärzte an den Unikliniken soll es vorerst nicht geben.

Möllring sei missverstanden worden, meint Resemann. „Herr Stratthaus hatte mit ihm gesprochen und berichtet, die Tür für Tarifverhandlungen sei weiterhin offen.“

Seit zwölf Wochen sind die Ärzte an den Universitätskliniken und psychiatrischen Landeskrankenhäusern im Ausstand. Sie kämpfen für einen bundeseinheitlichen Ärzte-Tarifvertrag, in dem deutlich mehr Gehalt und neue Arbeitszeitregelungen festgeschrieben sind. Nach Ansicht der Finanzminister sollen sich die Ärzte dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst unterwerfen, den die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di im Mai unterzeichnet hat.

Die Ärzte lehnen das ab und intensivieren nun ihre Streikbemühungen. In Heidelberg haben die Mediziner der Uniklinik in der vergangenen Woche damit begonnen, Patienten in kommunale Krankenhäuser zu verlegen.

Die süddeutschen Länder suchten daraufhin Einzelgespräche. Auch Bayern hatte vor Pfingsten mit dem Marburger Bund über ein eigenes Modell verhandelt. Im Gegenzug sind die Ärzte wieder in den OP zurückgekehrt. Das bayerische Modell wäre aber nur wirksam geworden, wenn sich der Marburger Bund mit der Tarifgemeinschaft der Länder geeinigt hätte, denn bisher wollen weder Bayern noch Baden-Württemberg aus dem Verband austreten.

In den nächsten Tagen werden die Universitätsmediziner bundesweit über neue Verschärfungen im Arbeitskampf abstimmen. „Die Tendenz ist, die härtere Gangart der Kollegen in Baden-Württemberg mitzutragen“, erklärte Thomas Neumann vom Streikkomitee der Uniklinik Jena. Trotz Weltmeisterschaft.