: Keine Flaute, die von selbst vorbeigeht
VON SVENJA BERGT
Die Luft ist raus. Nicht nur an der gestrigen Bildungsdemo beteiligten sich deutlich weniger Menschen als an den Protestwellen im vergangenen Jahr. Auch die Univollversammlungen waren in letzter Zeit nicht gut besucht. Liegt es an der Jahreszeit? An politischen Entwicklungen? Am Arbeitspensum?
Zu viele Ziele
Von allem ein bisschen – und noch mehr. Die Gründe für das deutliche Abflauen der Proteste sind vielfältig, doch es gibt sie. Da hilft es nicht, davon zu sprechen, dass Bewegungen nun mal Hochs und Tiefs haben und diese Phase von selbst vorübergehe. Denn eine Bewegung ist kein Selbstzweck. Sie braucht zwei Dinge: einen Gegner und ein Ziel. Beides war bei Bildungsprotesten schon immer schwer zu finden. Nicht weil es nicht ausreichend Gegner und Ziele gäbe. Eher im Gegenteil: Gegner und Ziele sind so vielfältig, dass es schwierig ist, sich auf gemeinsame zu einigen. Im Zweifel ist die „Politik“, von der „Reformen“ gefordert werden, der kleinste gemeinsame Nenner.
Doch selbst die Politik als solche ist mittlerweile ein schwieriger Gegner geworden. Zwar geht sie nicht wirklich auf die Forderungen der Studierenden ein, aber sie gibt es zumindest vor. Und da mit jedem Semester, das Bachelor und Master überstehen, die von Anfang an höchst unwahrscheinliche Rückabwicklung der neuen Studiengänge noch unrealistischer wird, fällt eine weitere konkrete Forderung bei vielen in die Kategorie „Das wird eh nichts“.
Eine Lösung? Schwierig. Manchmal hilft es, die Kraft nach innen statt nach außen zu richten. Um beim nächsten Mal wieder doppelt so stark zu sein.